Berlin, 6. Dezember 2007
Flussretter blasen zum Sturm gegen Havel- und Spreezerstörer
Breites Bündnis fordert Bundesverkehrsminister zum endgültigen Stopp von Verkehrsprojekt 17 Deutsche Einheit auf
Naturschutzverbände und Bürgerinitiativen haben heute vor dem Bundesverkehrsministerium „zum Sturm geblasen“ gegen den geplanten Ausbau von Spree und Havel im Zuge des Verkehrsprojektes Deutsche Einheit (VDE) 17.
Bei der Startaktion zur Kampagne „Stopp Havelausbau! Flussretter zeigen Flagge.“ stellten sich Aktive des BUND, des NABU, der Grünen Liga und der DUH mit dem Aktionsbündnis gegen den Havelausbau mit Stopp-Flaggen einem Bagger entgegen und verteidigten so symbolisch Havel und Spree. Der Bau einer durchgehenden „Wasserautobahn“ zwischen Magdeburg und Berlin sei eine Katastrophe auf Raten – für Natur und Wasserhaushalt.
Bis Juni 2008 wollen die Verbände im Internet unter www.stopp-havelausbau.de und mit Protestpostkarten Flussretterinnen und Flussretter mobilisieren, um die politisch Verantwortlichen zur definitiven Aufgabe weiterer Ausbaupläne zu bewegen.
Tilmann Heuser, Landesgeschäftsführer des BUND Berlin: „Es ist jetzt an der Zeit, dass Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee die lebensfeindlichen, klimaschädlichen Pläne des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit (VDE) 17 für Spree und Havel ein für alle mal zu den Akten legt! Dafür, dass eine solche Entscheidung politisch dringend geboten ist, sprechen nicht zuletzt auch massive Warnungen der Klimaexperten und das EU-Naturschutzrecht!“
Anja Sorges, Landesgeschäftsführerin des NABU: „Wenn jetzt nicht gehandelt wird, rollen ab 2008 die Bagger an Spree und Havel. Alleine entlang der Spree in Spandau und dem Sacrow-Paretzer-Kanal in Brandenburg sollen jeweils rund 1000 Bäume gefällt werden, um das Flussbett für große Rheinschubverbände zu verbreitern.“
Michael Bender, Wasserexperte der Grünen Liga: „Die Verbreiterung und Vertiefung von Havel und Spree hätte massive Auswirkungen auf den Wasserhaushalt in Berlin und Brandenburg. Durch die Ausbaumaßnahmen ist eine weitere Absenkung der Wasserstände bei Mittel- und Hochwasser an der Berliner Unterhavel zu erwarten. Diese führt zu einer Schädigung von geschützten Feuchtgebieten wie z.B. den Tiefwerder Wiesen und den mit viel Geld sanierten und geschützten Röhrichten. Auch die Trinkwasserförderung aus Uferfiltrat kann damit in eine kritische Lage geraten.“
Frank Neuschulz, Flussexperte der Deutschen Umwelthilfe (DUH): „Die mit dem Projekt geplanten Eingriffe in Natur und Wasserhaushalt sind auch verkehrspolitisch nicht zu begründen: Nach den längst überholten Prognosen von 1992 werden einmal die Woche ein großer Rheinschubverband und zweimal am Tag 2 Großmotorgüterschiffe erwartet. Dafür über 1 Milliarde Euro auszugeben und massiv in den Naturhaushalt einzugreifen, ist vollkommen unvertretbar. Wenn es dem Bundesverkehrsminister wirklich um effektive Verkehrsverlagerung geht, sollte er die Milliarde Euro besser für eine umweltgerechte und intelligente Güterverkehrslogistik investieren. Davon würden dann auch die Binnenschiffer profitieren, die heute schon Berlin anfahren.“
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