Aus DER RABE RALF Dezember 2024/Januar 2025, Seiten 14, 22
Berliner Bioladen „Kraut & Rüben“ sucht Nachfolger*innen ab sofort
„Kraut & Rüben“, so heißen das bekannte Frauenkollektiv und ihr Bioladen am Rio-Reiser-Platz in Kreuzberg. Seit diesem Frühjahr suchen die „Krautis“ Nachfolger*innen. Sie möchten den 100 Quadratmeter großen Laden abgeben, gern an ein neues Kollektiv mit neuer Energie und neuen Ideen, aber auch in andere gute Hände. Ihnen ist wichtig, dass die Ideale, die den Ort seit seinen Anfängen beleben, nicht unter die Räder kommen.
Gewachsene Beziehungen
Die derzeit neun Kollektivistinnen blicken auf eine bewegte Geschichte zurück. Gegründet wurde das „Kraut & Rüben“ 1978, als eine Handvoll junger Menschen den Laden mietete, um Stadteilarbeit und Basisversorgung für den Kiez zu verbinden. Bald wurde ein Teil der Produkte mit dem Lkw von Höfen im Wendland nach Berlin gebracht und winters im Keller eines besetzten Hauses eingelagert. Die hohe Fluktuation der ersten Jahre führte 1989 in die Krise. Aus ihr fand sich ein Frauenkollektiv zusammen, das das „Kraut & Rüben“ seither als reinen Naturkostladen betreibt. Entscheidungen werden gemeinsam getroffen und alle erhalten den gleichen Lohn.
Den größten Teil des Sortiments beziehen die Krautis über den regionalen Bio-Großhandel. Viele Beziehungen zu Produzent*innen sind mit der Zeit gewachsen. Der Schwerpunkt liegt auf regionalem Bio-Obst und -Gemüse sowie frischen Bio-Backwaren aus Berlin, etwa von der „Backstube“ – ebenfalls ein Kreuzberger Kollektiv der ersten Generation. Für die Krautis ist ihr Laden nicht nur ein Betrieb, von dem sie leben, sondern auch eine andere, gute Art des Lebens und ein Treffpunkt im Kiez.
Kontinuität im Wandel?
Die Krautis sind gemeinsam älter geworden. Für manche steht die Rente an, andere würden sich beruflich gerne noch mal verändern. Wieder andere können sich auch vorstellen, noch zu bleiben. Vor allem ist ihnen wichtig, dass der Laden weiterbesteht. Zwar ist es für inhaber*innengeführte Bioläden nicht leicht, sich gegen die großen Bioketten zu behaupten. Aber „Kraut & Rüben“ ist gut im Kiez verankert und der Vermieter ist kein Investor, sondern die Hausgemeinschaft der Oranienstraße 15.
Für die Krautis wird nun die Zeit knapp. Eigentlich sollte das neue Jahr auch mit neuen Menschen beginnen. Das hat nicht geklappt. Spätestens bis März 2025 soll die Übergabe nun gelingen.
Jan Rolletschek
Nachfragen und Bewerbungen: Kraut & Rüben, Oranienstr. 15, 10999 Berlin, Tel. (030) 6141075, E-Mail: kollektiv-arbeiten@web.de, www.kraut-und-rueben-berlin.de
Solidarität und Vielfalt
Der Veganladen Dr. Pogo – ein Neuköllner Kollektiv für rundum verantwortungsvollen Konsum
Wer sich vegan ernährt, ist in Berlin bestens aufgehoben. Die vegane Community findet in der Stadt ein großes Angebot, und Aktionen wie der „Veganuary“, der vegane Januar, haben den Markt beflügelt.
Lange vor dieser Zeit machte es sich das Veganladenkollektiv Dr. Pogo zur Aufgabe, ein vielfältiges Angebot an veganen Lebensmitteln aufzubauen – und das zu fairen Preisen. Im Herzen Berlins in der Pflügerstraße in Neukölln findet man heute auf 90 Quadratmetern nicht nur einfach ein Geschäft für vegane Produkte. Das Kollektiv versteht seinen Veganladen vielmehr als Gemeinschaftsprojekt, das Solidarität und Engagement für Mensch und Umwelt ernst nimmt.
Ohne Chef und Hierarchien
Das Dr.-Pogo-Kollektiv setzt auf gemeinschaftliche Entscheidungsfindung und flache Hierarchien. Alle Mitglieder arbeiten auf Augenhöhe und erhalten denselben Lohn. Das Sortiment zielt auf umfassende Nachhaltigkeit und wird nach Möglichkeit von kleinen und lokalen Unternehmen bezogen, die ökologische und soziale Verantwortung übernehmen.
Damit unterstützt Dr. Pogo nicht nur die Vielfalt der Bio- und Vegan-Szene, sondern schafft auch ein breites und abwechslungsreiches Angebot – von Grundnahrungsmitteln über Kosmetik bis zu innovativen veganen Alternativen. Kund:innen können sich hier nicht nur mit pflanzlichen Lebensmitteln und Bedarfsartikeln eindecken, sondern auch vieles unverpackt einkaufen – ein echter Beitrag zur Müllvermeidung. Auch sonst steht der Laden für gelebte Alternativen zum herkömmlichen Konsum.
Ein Besuch, der inspiriert
Das Ladenkollektiv versteht sich als politisches Projekt gegen Umweltzerstörung, Ausbeutung und Diskriminierung. Regelmäßig finden Veranstaltungen und Workshops statt, etwa zu veganer Ernährung und Umweltschutz. So wird der Laden zum Ort des Austauschs und der Inspiration, an dem Menschen zusammenkommen und sich für konkrete Veränderung einsetzen.
Besucher:innen erleben hier eine lebendige Gemeinschaft mit einer klaren Haltung für nachhaltiges Miteinander. Das Team berät ausführlich und gibt Einblick in Herkunft und Wirkung der Produkte. Für viele Stammkund:innen ist der Laden mehr als ein Geschäft – er ist ein Ort der Hoffnung und des Engagements für eine solidarische Zukunft. Dr. Pogo zeigt, dass Alternativen möglich sind und Wandel gelebt werden kann – ein kleines, aber starkes Statement für eine bessere Welt mitten in Berlin.
Julia Duchnicki
Weitere Informationen: www.veganladen-kollektiv.net