Aus DER RABE RALF August/September 2024, Seiten 7-10
Bist du noch zu retten, Eine Welt?
Leela Linse und ihre Freund*innen laden alle ein zum Kreativ-Wettbewerb
Leela ist eine rote Linse und lebt wie ihre Freundinnen, die Berglinsen und Belugalinsen, und wie wir alle in der Einen Welt. „Eine Welt – was soll das denn sein?“, fragt sich nun vielleicht die eine oder der andere. Der Begriff soll ein Loslösen von alten Denkweisen ermöglichen und klarmachen, dass wir nur eine Erde haben! Wenn die Erde kaputt ist, sind wir es alle, egal wo wir leben, wie viel Geld oder Macht wir haben. Klar ist es für manche leichter und null moralisches Problem, sich auf dem Rücken anderer Menschen und der Natur zu bereichern. Das sind meist alte Männer, die nichts mehr zu verlieren haben, wenn die Erde brennt. Den Rest der Menschheit sollte es schon interessieren. Deshalb sind Ideen und Lösungen gesucht, wie es besser geht. Wie können wir die Eine Welt retten?
Ganz schön blöd?
Regenwald wird jeden Tag abgeholzt, um neue Rohstoffe für Mobiltelefone aus der Erde zu holen und neue Anbauflächen für den geldbringenden Export zu schaffen. Nebenbei fallen auch ein paar Tropenholzmöbel ab. Tropische Früchte fliegen um die Welt und halbleere Flugzeuge fliegen zurück, blasen CO₂ in die Atmosphäre, und fürs gute Gewissen wird ein gepflanzter oder geretteter Baum irgendwo auf der Erde vorgezeigt. Statt nach nachhaltigen Wegen zu suchen, Nutzpflanzen wie Mais, Baumwolle oder Ananas anzubauen, ist es scheinbar leichter, sie mit großen Maschinen und viel Chemie sprießen zu lassen. Wenn das Feld nach ein paar Jahren nichts mehr abwirft, zieht man eben weiter. Die locker verdiente Kohle hat man ja schließlich in der Tasche.
Dabei ginge es auch anders! Schritt für Schritt könnten wir von unserer industrialisierten und globalisierten Lebensweise Abschied nehmen. Erdbeeren im Winter müssen nicht sein und auch nicht immer das neueste Gadget. Vielleicht braucht es auch nicht für alles eine App oder eine smarte Technologie. Denn, was viele vergessen, auch Bits und Bytes fressen Bäume. Auch das Recyceln alter PCs und Telefone, um die Rohstoffe zu gewinnen, ist ein guter Weg, nicht noch mehr wertvolle Ökosysteme zu zerstören. Viele Metalle kommen in den alten Geräten sogar in deutlich höherer Konzentration vor als in der Erde! Auch unkaputtbares Plastik ist nicht alternativlos.
Natürlich hat alles seine Vor- und Nachteile. Die Welt ist nicht nur schwarz oder weiß. Nichts, was wir tun, ist nur gut oder böse.
Wie sieht deine Eine-Welt-Rettung aus?
In der realen Welt braucht es meist viel Zeit und Forschung, um einen Ausweg für ein Problem zu finden. Doch nicht selten war da zuerst ein Traum oder eine verrückt klingende Idee. Damit die Eine-Welt-Rettung gelingt, müssen wir alle nachdenken und träumen – egal wie groß oder klein. Was ist deine Idee?
Bevor wir zu echten, langfristigen Lösungen kommen, brauchen wir Träume und Utopien, sonst sieht die Zukunft der Einen Welt trübe aus. Also los, werdet kreativ! Was würdet ihr anders machen und was ändert sich dann für die Menschen und für die Eine Welt? Ist es ein neues Fortbewegungsgerät – oder geht es ganz ohne Transportwege, dass die leckere Schokolade zu uns kommt? Eine Idee für Plastiktüten, die keine sind, oder was mit ihnen passieren kann, damit sie nicht selbst in der tiefsten Tiefsee und in den Mägen exotischer Lebewesen wie Blobfischen oder Riesenasseln landen?
Filmt und fotografiert, schreibt und dichtet, zeichnet und malt das Abenteuer eurer Eine-Welt-Rettung und schickt uns bis zum 31. Oktober das Ergebnis. Eure Mühe wird natürlich auch belohnt. Eine Fachjury wählt die besten Beiträge aus, und es gibt tolle Preise zu gewinnen. Dank unserer Unterstützer gibt es Gutscheine und Überraschungspakete von Werkhaus, Avocadostore, Gerstenberg Verlag und Gebana.
Anke Küttner
Mehr zum Wettbewerb:
leelalinst.grueneliga-berlin.de
nutzpflanze@grueneliga-berlin.de
Das Projekt „Eine Welt vor der Linse“ wird durch Engagement Global mit Mitteln des Bundesentwicklungsministeriums gefördert.
Kiezspaziergang zu Berliner Pflanzen
Fachkundige Führung durch Haupt- und Nebenstraßen beim Langen Tag der Stadtnatur
Heutzutage sieht der Alltag vieler Menschen in Berlin hektisch aus. Sie rasen durch die Stadt mit einem Tunnelblick und nehmen ihre Umgebung kaum wahr. Um dem etwas entgegenzusetzen, bot die Grüne Liga Berlin am diesjährigen „Langen Tag der Stadtnatur“ im Juni einen Kiezspaziergang zu Berliner Pflanzen an. Unter Leitung von Stadtgrün-Referentin Lena Assmann konnten die Teilnehmer*innen ihre Umgebung intensiver unter die Lupe nehmen.
Lebendiger Friedhof
Der Spaziergang begann dort, wo es viele nicht erwartet hatten: am Straßenrand in der Prenzlauer Allee. Dort und in den Nebenstraßen rund um den Wasserturm wurde erkundet und erklärt, was für Wildpflanzen und Bäume dort wachsen und welche Bedeutung sie für Insekten und andere Tiere haben. Die Pflanzeninteressierten konnten in ihrem eigenen Tempo die Natur auf sich wirken lassen.
Bei näherer Betrachtung zeigten sich auch einige Tiere, die am Straßenrand leben. Themen wie das Artensterben oder die Bedrohung der Wildbienen kamen zur Sprache. Außerdem gab es Tipps und Vorschläge, wie man im eigenen Garten oder auf dem Balkon für mehr Artenvielfalt sorgen kann.
Zum Schluss begleitete Lena Assmann die Gruppe zum Georgen-Parochial-Friedhof. Auf einer ehemaligen Friedhofsfläche hat die Grüne Liga Berlin hier einen „Grünen Lernort Friedhof“ eingerichtet – mit einer Dauerausstellung, einem kleinen Gemeinschaftsgarten und viel wilder Natur zum Entdecken und Entspannen.
Shirin Shanibaqi
Im Projekt „Summ sala blüh“ gibt es den Sommer über weitere spannende Führungen in die Berliner Stadtnatur. Das Projekt wird von der Grünen Liga Berlin durchgeführt und von der Senatsumweltverwaltung gefördert. Die Teilnahme ist kostenlos, aber eine Anmeldung an stadtgruen@grueneliga-berlin.de ist erforderlich. Für Schulklassen gibt es individuelle Termine auf Anfrage.
Termine und weitere Informationen: www.summsalablueh.de
Wasser für Berlin
Grüne Liga fordert früheren Kohleausstieg und kleinere Tagebauseen
Beim „Wassergipfel“ der Ministerpräsidenten von Brandenburg, Sachsen und Berlin im Juni hat die Grüne Liga die Verkleinerung von geplanten Tagebauseen sowie eine angemessene Kostenbeteiligung des Lausitzer Braunkohlenkonzerns Leag gefordert. „Die Tagebaupläne der Leag in Brandenburg und Sachsen müssen korrigiert werden, wenn künftig noch genug Wasser in Berlin ankommen soll“, sagte René Schuster von der Grünen Liga. „Der Kohlekonzern plant 80 Quadratkilometer zusätzlicher künstlicher Seen, durch deren Verdunstung weniger Wasser in der Spree ankommen wird.“ Nachdruck verlieh das Umweltnetzwerk seinen Forderungen mit einer Mahnwache vor dem Tagungsort, der sächsischen Landesvertretung in Berlin.
Überleitung von Wasser aus der Elbe?
„Ein früherer Kohleausstieg würde die Tagebaufolgen reduzieren, weil dann weniger Grundwasserdefizit wieder aufzufüllen ist“, erläuterte Schuster. „Falls weitere Speicher und Überleiterprojekte nötig sind, ist die Leag als Verursacher an den Bau- und Betriebskosten zu beteiligen. Ein aktuelles Rechtsgutachten zeigt auf, wie das geht.“
Bei der viel diskutierten Idee einer Überleitung von Wasser aus der Elbe würde die Leag zu den Hauptnutznießern gehören, da sie ihre Tagebaue Welzow-Süd und Nochten dann schneller und sicherer fluten könnte. „Gerade schreiben die Ministerien der Bundesländer Machbarkeitsstudien zu einer Elbüberleitung aus“, sagte Schuster. „Es wäre anmaßend, wenn die Ministerpräsidenten so tun, als würden sie schon die Ergebnisse dieser Studien kennen.“
Kein Freifahrtschein für Bergbauunternehmen
Im März hatte die Grüne Liga ein Rechtsgutachten der renommierten Kanzlei GGSC veröffentlicht, in dem es beispielsweise heißt: „Bergbauunternehmen können zur anteiligen Kostentragung für den Bau und Betrieb von Wasserspeichern und Wasserüberleitungen, die für die Erfüllung berg- oder wasserrechtlicher Zulassungsvoraussetzungen erforderlich sind, auch bei dauerhaft im Sinne von mehr als hundert Jahre nach Ende des Kohleabbaus notwendigen Maßnahmen (sogenannten Ewigkeitslasten) verpflichtet werden.“
Der durch den Braunkohlebergbau gestörte Wasserhaushalt der Lausitz und mögliche Folgen für die Berliner Wasserversorgung waren auch Thema einer Dialogveranstaltung beim Wassernetz Berlin, die im Mai von der Grünen Liga organisiert wurde.
Michael Bender
Weitere Informationen: www.kein-tagebau.de
Alles außer langweilig
Das war mein Schülerpraktikum bei der Grünen Liga Berlin
Hallo, ich bin Sara. Ich bin 15 Jahre alt, habe ein Schülerpraktikum bei der Grünen Liga Berlin gemacht und möchte euch von meinen Erfahrungen erzählen.
Wenn ihr an ein Praktikum bei einer Naturschutzorganisation denkt, was kommt euch dann als erstes in den Kopf? Bei mir sind es Studenten, die tagein, tagaus Flyer verteilen. Ich fände das ein bisschen unangenehm. Da hat man nicht wirklich Bock auf ein Praktikum, oder? Aber ich habe jetzt gelernt: Es geht auch anders. Bei der Grünen Liga waren meine Aufgaben sehr abwechslungsreich und spannend. Zum Beispiel habe ich einen Ausflug mit einer Schulklasse begleitet, wo wir die Natur in der Umgebung erkundet haben. Dabei habe auch ich viel über Pflanzen und Insekten gelernt.
Neue Erfahrungen, schöne Begegnungen
Außerdem war das Ökomarkt-Sommerfest für mich etwas Besonderes, weil ich dort viel in Kontakt mit anderen Menschen gekommen bin. Es gab viele verschiedene Marktstände zu entdecken und die Grüne Liga hat an ihrem Stand Flyer, Spiele, Kinderschminken und eine Lesung aus dem Raben Ralf angeboten. Ich habe überall ein bisschen mitgemacht, fand es total spannend und war beeindruckt, wie viel Aufwand hinter einer solchen Veranstaltung steckt. Denn ich habe natürlich auch schon bei den Vorbereitungen mitgeholfen.
Dann war auch mal Büro-Luft schnuppern dran. Ich habe Pakete gepackt, ein Spiel für den wöchentlichen Ökomarkt vorbereitet und diesen Artikel geschrieben. Den Raben Ralf nach Verteilplan zu Kinos, Bioläden und anderen öffentlichen Plätzen zu bringen gehörte auch zu meinen Aufgaben. Das war für mich eine spannende Erfahrung. Mich selbstständig um Sachen zu kümmern ist etwas, das ich hierbei gut üben konnte. Ich hatte auch dort schöne Begegnungen und nette Gespräche.
Freiwillige sind willkommen
Ich hatte mich für dieses Praktikum entschieden, weil ich mich mehr für den Umweltschutz einsetzen wollte. Ich wollte schon immer mehr über die aktuellen Umweltprobleme wissen. Aber Wissen allein reicht natürlich nicht, deshalb wollte ich selbst aktiv werden. Dafür war das genau das Richtige. Ich konnte überall mal hineinschnuppern und kann aus diesen drei Wochen viel mitnehmen. Dabei habe ich viele nette und offene Menschen kennengelernt und mich sehr wohl gefühlt. Das Praktikum war sehr spannend und aufregend, aber auch eine kleine Herausforderung.
Möchtest du dich auch für den Umweltschutz einsetzen? Klingt das interessant und du denkst, das könnte etwas für dich sein? Dann mach doch auch ein Praktikum oder am besten gleich einen Freiwilligendienst bei der Grünen Liga Berlin. Für Jugendliche zwischen 16 und 27 gibt es die Möglichkeit, ein freiwilliges ökologisches Jahr zu machen. Die Grüne Liga freut sich, wenn du kommst!
Sara Rosch
Weitere Informationen: www.grueneliga-berlin.de
Prints not dead!
Gedruckte Zeitungen wie der Rabe Ralf sind in der Krise. Warum sie dennoch nötig bleiben
Vorab: Einen großen Dank an alle, die unsere Rettungskampagne unterstützt haben! Für 2024 und bis ins Jahr 2025 hinein ist die Finanzierung gesichert. Für 2025 brauchen wir weiterhin neue Abos, Anzeigen und Spenden.
Eine Langzeitstudie der Universität Mainz hat ergeben, dass das Vertrauen der Bevölkerung in die Medien erneut gesunken ist. Wir erinnern uns, wie Journalistinnen und Journalisten bei Protesten der jüngeren Vergangenheit als „Lügenpresse“ und „Systemmedien“ beschimpft wurden. Vielleicht wurden hier nur Einzelne laut, aber der allgemeine Ruf der Medien ist schlechter und die Konkurrenz durch „soziale Medien“ größer geworden.
Umso wichtiger ist es, Zeitungsformate zu erhalten, die Zeit für Hintergründe und Recherchen, Platz für Themen abseits der Massenmedien und Raum für Gegendarstellungen und Debatten haben. Auch wenn die Reichweite von Zeitungen wie dem Raben Ralf klein erscheint – durch erlebte mediale Vielfalt wächst das Vertrauen in journalistische Berichterstattung.
Menschen mit Macht
Dabei versucht der Rabe Ralf regelmäßig den Spagat zwischen kritischem Journalismus und kritischer Selbstreflexion zu schaffen. Das Interview über Bill Gates und die „Bill & Melinda Gates Foundation“ auf Seite 16 zeigt, dass man nicht an Verschwörungserzählungen glauben muss, um die Mächtigen kritikwürdig zu finden. „Die da oben“ sind Menschen mit viel Macht, aber eben auch nur Menschen. Engagierter Umweltjournalismus hat die Pflicht, die Machtstrukturen, die zur Zerstörung unseres Planeten beitragen, offenzulegen, muss sich dabei aber immer wieder von Verschwörungserzählungen und Menschenfeindlichkeit abgrenzen. Applaus wollen wir dafür nicht, aber Unterstützung und Kritik sind willkommen.
Sich Zeit nehmen
Berichtet der Rabe Ralf neutral? Ist neutraler Journalismus überhaupt möglich? Darüber sprechen wir ab Seite 14 mit dem Medienkritiker David Goeßmann. Die Antwort ist nicht leicht. Sicher ist, dass der Rabe mit seinem Anspruch nicht allein dasteht. Wir fühlen uns zahlreichen alternativen Medienprojekten solidarisch verbunden. Viele stecken heute in der Krise, wie Bernd Drücke von der „Graswurzelrevolution“ im Interview auf Seite 18 erläutert. Wenn Drücke aber sagt: „Ich bin ein Fan des Printmediums und hoffe auf seine Renaissance“, können wir das nur unterschreiben.
Obwohl wir wissen, dass sich die Lesegewohnheiten geändert haben, und merken, dass Papier-, Druck- und Vertriebskosten weiter steigen, glauben wir fest daran, dass die Herausgabe einer gedruckten Zeitung sinnvoll und nötig ist. Auch weil es bedeutet, sich Zeit zu nehmen – für das Zeitungmachen und fürs Lesen. Dass viele unserer Leserinnen und Leser das auch so sehen, erkennen wir an den zahlreichen Neuabos – 250 seit Anfang des Jahres – sowie an Zuschriften und Spenden.
Zusammen sind wir eine Gegenöffentlichkeit. Helfen Sie mit, wir freuen uns über regelmäßige Spenden, neue Abonnements oder andere Unterstützung.
Die Redaktion