Die Halbkreislaufwirtschaft

Aus DER RABE RALF August/September 2024, Seite 7

Metallrecycling wird nicht ausreichen, wenn sich nicht auch unser Verbrauch ändert

Mit kleineren, leichteren E-Autos sinkt der Metallbedarf. (Foto: Andreas Mark/Pixabay)

Seit jeher haben Menschen versucht, metallische Rohstoffe mehrfach zu nutzen. Besonders der hohe Aufwand für ihre Gewinnung und die begrenzte Verfügbarkeit waren dafür wichtige Gründe. In den letzten Jahren hat das Recycling von Metallen weiter an Bedeutung gewonnen. Das liegt an Preisschwankungen, Knappheiten, hohen CO₂-Emissionen, Umweltrisiken und Menschenrechtsproblemen im Produktionsprozess.

Das Schlagwort von der Kreislaufwirtschaft

Politik und Wirtschaft preisen die Kreislaufwirtschaft als vermeintlichen Rettungsanker, der in Krisenzeiten helfen soll, die deutsche Rohstoffversorgung zu sichern. Auch immer mehr EU-Gesetze wie der „Critical Raw Materials Act“ sollen das Metallrecycling fördern – im Fokus stehen dabei vor allem die Metalle, die als „kritisch“ oder „strategisch“ eingestuft werden.

Der Begriff „Kreislaufwirtschaft“ suggeriert, Metalle könnten ohne Verluste immer wieder verwendet werden. Das ist aber nicht der Fall. Bei der Nutzung und beim Recycling von Metallen geht immer auch Material unwiederbringlich verloren – an die Umwelt oder an andere Materialflüsse. Beispielsweise landet Kupfer im Sortierprozess teilweise im Stahlschrott. Häufig verlieren Metalle und Legierungen beim Recycling auch durch Verunreinigungen an Qualität, sodass die Recyclingprodukte nicht mehr für den ursprünglichen Zweck eingesetzt werden können. Besonders für Hochleistungswerkstoffe sind exakte Legierungszusammensetzungen notwendig.

Metalle vermeiden und wiederverwenden

Doch auch mit hochwertigem Recycling, größeren Kapazitäten und besseren Technologien werden wir unseren Bedarf an metallischen Rohstoffen nicht durch Metallschrott allein decken können. Laut einer Studie des Heidelberger Ifeu-Instituts werden die Schrottmengen, die am Ende des Lebenszyklus von Produkten anfallen und recycelt werden, auch im Jahr 2050 nur für maximal 75 Prozent des Eisenbedarfs, 67 Prozent des Aluminiumbedarfs und 59 Prozent des Kupferbedarfs in Deutschland ausreichen.

Umso wichtiger ist es deshalb, nicht nur auf Recycling zu setzen, sondern bei der sogenannten Abfallhierarchie – zu der sich die Bundesregierung im Kreislaufwirtschaftsgesetz bekennt – auch die anderen Stufen zu beachten: Die Vermeidung des Einsatzes metallischer Rohstoffe sowie eine stärkere Wiederverwendung sind ebenfalls nötig.

Maja Wilke

Studie und weitere Informationen: www.power-shift.de/vorschlaege

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