Wild gewordene Gartenpflanze

Aus DER RABE RALF Oktober/November 2024, Seite 8

Die Garten-Stockrose ist Stadtpflanze des Jahres

Zweifarbiges Malven-Spitzmäuschen in einer Malvenbüte. (Foto: Anke Küttner)

Die Gewöhnliche Stockrose (Alcea rosea), auch Garten-Stockrose, Stockmalve, Garten-Pappelrose, Bauernrose oder Eibisch genannt, wurde als Stadtpflanze des Jahres 2024 ausgewählt. Sie wächst bei uns schon seit Jahrhunderten in Gärten. Heute wissen viele gar nicht mehr, dass die vor rund 600 Jahren aus Südwestchina eingeführte Art keine heimische Pflanze ist. Durch Einkreuzungen anderer Stockrosen-Arten und gärtnerische Zucht sind mit der Zeit zahlreiche Blütenfarben und -formen dazugekommen, heute gibt es auch Stockrosen mit gefüllten oder gefransten Blüten.

Die Blütezeit dauert von Februar bis Oktober, kann aber je nach Standort variieren. Die auffälligen zwittrigen Blüten stehen einzeln oder zu mehreren in den oberen Blattachseln und in einem endständigen ährenähnlichen Blütenstand. Sie werden vor allem von Hummeln angeflogen und bestäubt.

Ein Haus für Käfer

Die Garten-Stockrose profitiert von der Klimaerwärmung und ist inzwischen auch verwildert außerhalb von Gärten zu finden. Heute wächst sie in den Städten auf Bürgersteigen, entlang von Hauswänden, auf Baumscheiben, in Pflasterritzen, an Mauern, auf Brachflächen, Baustellen und Straßenböschungen.

An Stockrosen lebt eine große Vielfalt von Spitzmausrüsslern, einer Käfer-Unterfamilie. In Deutschland gehören dazu sowohl Arten, die in neuerer Zeit eingewandert sind, als auch solche, die vorher schon heimisch waren und an anderen Malvengewächsen lebten. So war das Zweifarbige Malven-Spitzmäuschen schon lange bei uns heimisch, früher aber selten und an wilden Malvengewächsen zu finden. Die Larven dieser Käferart entwickeln sich in den Früchten, wobei jede Larve ein Samenkorn frisst.

Nicht immer nur Zierpflanze

Heutzutage wird die Garten-Stockrose fast ausschließlich als Zierpflanze kultiviert, doch früher wurde sie auch als Färbepflanze angebaut. Dafür wurden nur schwarz-rote Varianten verwendet, deren Kronblätter den Farbstoff Malvidin in großen Mengen enthalten. Damit wurden Weine, Liköre, Süßspeisen, andere Lebensmittel oder auch Textilien violettblau gefärbt.

Selten werden Stockrosen auch als Heilpflanzen angebaut. Wegen der Gerb- und Schleimstoffe, die in diesem und anderen Malvengewächsen enthalten sind, ist die Stadtpflanze des Jahres in manchen Hustentee-Mischungen zu finden.

Maiia Davletkhanova 

Weitere Informationen: www.botanik-bochum.de

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