Kaukasus und Sotschi

Flechten im KaukasusSeit 1995 unterstützen wir gemeinsam mit dem Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) den Arbeitskreis Kaukasus.

Der Fokus des Arbeitskreises liegt dabei seit einigen Jahren auf der Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung im Norden des Staatlichen Kaukasischen Schutzgebietes in der Republik Adygea. Russische und deutsche Umweltschutzorganisationen und Wissenschaftler fanden sich mit dem Ziel zusammen, für die Siedlungsgebiete am Rand des Staatlichen Kaukasischen Schutzgebietes ein nachhaltiges Entwicklungskonzept auszuarbeiten. Die russischen Partner sind das Biosphärenreservat Kaukasus und die Technologische Hochschule in Maikop.

Im Herbst 2000 wurde mit der Umsetzung von zwei kleineren Projekten im Ökologisch-Touristischen Territorium „Fischt“ (ÖTT-Fischt) der südlichen Bergregion des Nordwestkaukasus begonnen. Ein Projekt hatte die Verbesserung der Infrastruktur und den Ausbau des touristischen Angebots für Familien und Jugendgruppen der Touristenstation (Turbase) „Gornaja“ in Kammenomostski zum Ziel. Ein weiteres Projekt beginnt mit dem Aufbau eines Umwelbildungszentrums in Guseripel. Es ist der am südlichsten gelegene Ort im Ökologisch-Touristischen Territorium (ÖTT) Fischt und grenzt direkt an das Staatliche Kaukasische Biosphärenreservat an. In Guseripel wurde ein Naturkundemuseum umgebaut, es entstanden Unterrichtsräume für Schulklassen und Studenten und ein Lehrpfad. Im Herbst 2002 wurde ein Projekt zur Entwicklung eines sanften Tourismus und die Initiierung einer nachhaltigen Regionalentwicklung rund um das Weltnaturerbegebiet im Westkaukasus begonnen.

Es sollen bestehende touristische Aktivitäten im Gebiet durch ein Konzept als zusätzliche Einnahmequelle für die Region erschlossen werden. Der dadurch unterstützte gelenkte Tourismus soll aber auch einen Beitrag zum Naturschutz leisten. Wichtig bei diesem Ansatz ist eine aktive Partizipation der Bevölkerung, um die Akzeptanz für den Naturschutz zu erhöhen.

Mit Unverständnis und Kritik haben wir auf die Wahl Sotschis als Austragungsort für die Olympischen Winterspiele 2014 reagiert. Mit der Entscheidung, Russland den Zuschlag zu geben und die Olympiade 2014 in Sotschi am Schwarzen Meer auszutragen, führt das Internationale Olympische Komitee seine eigenen – in Turin 2006 bekräftigten – Grundsätze ad absurdum: Natur- und Umweltschutzaspekte bei der Auswahl der Austragungsorte zu berücksichtigen. Sicher sind wir uns der Bedeutung Olympias für Russland durchaus bewusst, aber es hätte dort Alternativen mit weniger schwerwiegenden Eingriffen in wichtige Naturräume gegeben, die auch traditionell dem Wintersport verbunden sind. Im Fall Sotschi sollen alle olympischen Objekte in den wertvollen, teilweise unberührten Naturlandschaften des Westkaukasus errichtet werden.

Sieben Objekte sind direkt im Nationalpark Sotschi geplant, drei davon (die Bobbahn, das Olympische Dorf, die Biathlonanlagen) sogar in der schmalen Pufferzone des Staatlichen Kaukasischen Biosphärenschutzgebietes, dem seit 1999 als Weltnaturerbe anerkanntem Totalreservat. Alle anderen Objekte sollen in einem noch weitgehend natürlichen Tal mit für Russland einzigartig erhaltenen Sumpfgebieten angesiedelt werden, welches u.a. als wichtiges Rastgebiet für Zugvögel dient. Wir befürchten, dass die für Olympia geplanten Bauten und insbesondere ihre spätere Weiternutzung zu einer Degradierung und weitgehenden Zerstörung bisher natürlicher Ökosysteme führen und sich so zudem der Nutzungsdruck auf das angrenzende Weltnaturerbegebiet erhöht.

Wir werden uns weiterhin in der Region engagieren und die Umsetzung der Olympiapläne und die Einhaltung umweltverträglicher Standards kritisch begleiten.

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