Bei Großveranstaltungen entstehen in kurzer Zeit relativ große Abfallmengen – vor allem durch Einweg-Becher und -verpackungen. Das ist nicht nur schädlich für die Umwelt, sondern wirkt sich negativ auf das Stadtbild und damit auf das Image einer Veranstaltung aus. Laut dem Kreislaufwirtschaftsgesetz steht die Abfallvermeidung an erster Stelle.
In vielen Bereichen lässt sich Abfall vor, während aber auch nach einer Veranstaltung vermeiden:
- durch Nutzung von Mehrweggeschirr aus Polypropylen (PP), Polycarbonat, Glas oder Porzellan,
- durch Verwendung von Mehrwegverpackungen (Fässer, Pfandflaschen, Mehrweggebinde für Obst und Gemüse)
- durch Verzicht auf Portionsverpackungen und stattdessen Einsatz von Spendersystemen z.B. für Senf und Ketchup
- durch die Verwendung von unverpackten Lebensmitteln aus der Region, „Essen auf die Hand“
- durch Verzicht auf sogenannte Giveaways und Flyer
1. Verwendung von Mehrweggeschirr und -bechern
Die Verwendung von Mehrweggeschirr ist eine Möglichkeit, um das hohe Abfallaufkommen bei Straßenfesten und anderen Veranstaltungen im öffentlichen Freiraum zu reduzieren. Deren Nutzung wird in Berlin für Großveranstaltungen laut VwVBU vorgeschrieben.
Wiederverwendbares Mehrweggeschirr weist über den gesamten Lebensweg im Vergleich zu Einweggeschirr die geringsten Umweltbelastungen auf, ist am klimaverträglichsten und hat somit die beste Ökobilanz. Auf Einwegbecher, -teller und -besteck – auch auf kompostierbare – sollte grundsätzlich verzichtet werden.
Weitere Informationen zur Ökobilanz finden sich in der Studie „Vergleichende Ökobilanz verschiedener Bechersysteme beim Getränkeausschank von Veranstaltungen“ von dem Österreichischen Ökologie-Institut, der Firma Carbotech AG und dem Öko-Institut e.V. Deutschland.
Link zur Studie und Quelle: http://www.lorangerie.ch/wp-content/uploads/2012/03/oekobilanz_bechersysteme.pdf
Mehrweggeschirr und -becher sind nicht nur wegen einer guten Ökobilanz empfehlenswert: Ihre Verwendung trägt zum sauberen Ambiente einer Veranstaltung bei. Der Verzehr von Speisen auf Mehrweggeschirr und Getränken aus Mehrwegbechern wird von einem Großteil der Besucher*innen als angenehm empfunden und sorgt somit für zufriedene Festbesucher*innen. Insgesamt trägt dies zu einer positiven Resonanz und aktiv zum Umweltschutz bei.
Auf folgende Aspekte sollten Veranstalter*innen und Standbetreiber*innen bei der Verwendung von Mehrweggeschirr achten:
Vermeidung von langen Transportwegen und Reduzierung von Emissionen
Die Ökobilanz fällt schlechter aus, wenn lange Transportwege anfallen. Das Spülen von benutztem Mehrweggeschirr sollte – insbesondere bei Großveranstaltungen – bestenfalls direkt am Stand oder in einer zentralen „Spülstraße“ erfolgen. Wenn benutztes Geschirr etliche Kilometer entfernt zum Spülen transportiert wird, entstehen zusätzliche CO2-Emissionen, insbesondere dann, wenn dieses mehrfach geschieht. Zentrale Spülstraßen oder Spülstellen an den einzelnen Verkaufsständen stellen eine Lösung dar und reduzieren Emissionen. Dies setzt jedoch auch Wasser- und Abwasseranschlüsse am Veranstaltungsort voraus. Die Einrichtung einer Spülstraße ist daher nicht immer möglich. Alternativ sollten deshalb regionale Geschirranbieter (siehe Adressen/Serviceteil) mit kurzen Transportwegen gewählt werden.
Erhöhung des Rücklaufs von Mehrweggeschirr und Steigerung der Akzeptanz
Damit es zu einer guten Ökobilanz von Mehrwegsystemen kommt, muss sichergestellt werden, dass benutztes Mehrweggeschirr in den Nutzungskreislauf zurückgeführt und mehrmalig verwendet wird.
Ein erfolgreich funktionierendes Mehrwegsystem sollte für Standbetreiber*innen und Besucher*innen so einfach wie möglich gestaltet sein, um eine hohe Akzeptanz für Mehrweggeschirr zu erreichen. Dazu gehören ein einheitliches Pfand- und Rückgabesystem, welches sowohl für Standbetreiber*innen als auch Veranstaltungsbesucher*innen unkompliziert und verständlich ist.
Sponsoringmöglichkeiten
Mit dem Logo des/der Veranstalters*in oder eines/r Sponsors*in bedruckte Mehrwegbecher oder -flaschen sind eine Möglickeit, um ein Mehrwegsystem ganz oder teilweise zu finanzieren (vgl. Kreuzberger Viertelmarathon). Erfahrungsgemäß werden diese jedoch oftmals von den Besucher*innen als Souvenir behalten (z.B. Glühweinbecher auf dem Weihnachtsmarkt), was für Sponsoren auch attraktiv sein kann. Solange der Becher bzw. die Flasche nicht sofort im Abfall landet, sondern im eigenen Haushalt weiterverwendet wird, bleibt eine positive Ökobilanz bestehen (vgl. Ökobilanz-Studie).
Mehrweggeschirr mit Pfand wird bei zu niedrigem Pfand nicht von allen Veranstaltungsbesucher*innen zurückgebracht. Bei zu hohem Pfand leidet eventuell der Umsatz. Das Pfand sollte deshalb entsprechend abgestimmt sein, um den Verlust an Geschirr und das Wegwerfen möglichst gering zu halten. Das kann auch einen ökonomischen Anreiz mit Gewinn darstellen, wenn das Becherpfand höher ist als die tatsächlichen Anschaffungskosten.
Geschirrverleih
Nicht jede/r Standbetreiber*in kann sich eine (Neu-)Anschaffung von Mehrweggeschirr leisten. Abhilfe schafft ein Geschirrverleihsystem, welches Mehrweggeschirr für eine Leih- und Spülpauschale an Standbetreiber*innen abgibt. Solch ein System sollte einheitlich und unkompliziert gestaltet sein und die gleichen Bedingungen für alle Standbetreiber*innen enthalten. Eine Geschirr- bzw. Pfandrückgabe sollte an allen Ständen oder an speziell eingerichteten Rückgabeständen möglich sein. Sponsoring stellt eine Möglichkeit dar, ein Mehrweggeschirrsystem zu subventionieren.
2. Alternative zum Mehrweggeschirr: Essen auf die Hand
Falls sich Mehrweggeschirr für eine Veranstaltung nicht rentiert oder andere Gründe dagegen sprechen, stellt Fingerfood (Essen auf die Hand) eine umweltfreundliche Alternative dar, um vor allem Plastikmüll zu vermeiden. Vergessen wird dabei oft, dass beim Essen auf die Hand häufig Servietten mit ausgegeben werden, die ebenfalls Müll verursachen.
3. Verwendung von Mehrwegverpackungen
Der Verzicht von Einwegverpackungen stellt bei der Abfallvermeidung einen weiteren wichtigen Schwerpunkt dar. Laut Verpackungsverordnung und der Berliner Verwaltungsvorschrift Beschaffung und Umwelt (VwVBU) sind Verpackungsabfälle vorrangig zu vermeiden oder sollten wiederverwendet werden. Ketchup- oder Senfspender können Portionsverpackungen ersetzen, Lebensmittel in wiederverwendbaren Behältern reduzieren Verpackungsmüll. Wenn einzelne Standbetreiber*innen nicht auf Einwegverpackungen verzichten können, sollten diese dazu verpflichtet werden, große Verpackungen wieder mitzunehmen
4. Verzicht/Reduzierung von Streuartikeln (Giveaways) und Flyern
Vor allem das Verteilen von Werbeartikeln durch Promoter*innen an vorbeilaufende Besucher*innen führt schnell zu einem erhöhten Müllaufkommen im Veranstaltungsumfeld. Flyer werden häufig gleich nach dem Verteilen wieder weggeworfen, anstatt in der Tasche der Empfänger*innen zu landen.
Littering bzw. Vermüllung in der Veranstaltungsumgebung wirken sich negativ auf das Ambiente und damit auf das Image einer Veranstaltung aus. Veranstalter*innen und Standbetreiber*innen sollten deshalb das Verteilen von Giveaways und Flyer ausschließlich am Infostand erlauben und in und um die Veranstaltungsmeile möglichst darauf verzichten bzw. es untersagen. Selbst Sponsor*innen, die oft einen erheblichen finanziellen Teil zum Gelingen des Festes beitragen und im Gegenzug viele Werbematerialien verteilen möchten, lassen sich bei entsprechender Vereinbarung und guter Vermarktung des umweltfreundlichen Konzeptes vom Verzicht auf Promotionmaßnahmen auf und um die Meile herum überzeugen.
Auch bei den Vorbereitungen im Vorfeld einer Veranstaltung können alle Akteure zu einer abfallarmen und umweltfreundlichen Handlungsweise beitragen: Papiermüll lässt sich reduzieren, indem nur sparsam, beidseitig und auf Umweltpapier gedruckt wird. Statt für eine Veranstaltung über viele Flyer zu werben oder etliche Programmhefte zu drucken, sollte eine digitale Kommunikation (z.B. Öffentlichkeitsarbeit einer Veranstaltung mittels Social Media Kanälen wie Facebook, Twitter) im Vordergrund stehen. Mit Hilfe von Druckerstationen vor Ort können nach Bedarf Programmhefte etc. gedruckt werden. Wie das erfolgreich funktionieren kann, wurde auf dem ÜBER LEBENSKUNST Festival 2012 in Berlin gezeigt (vgl. Öko-Institut e.V. 2012). Werbung über einzelne gut positionierte Plakate reduzieren Flyermüll.
Zusammenfassende Handlungsempfehlungen zur Abfallvermeidung/-reduzierung für die Verwaltung, Veranstalter*innen und Standbetreiber*innen finden sich auf der Seite Handlungsempfehlungen.