Unerwartet giftig

Aus DER RABE RALF April/Mai 2024, Seite 9

Die Giftpflanzen des Jahres 2023 und 2024: Auch Petersilie kann giftig werden, Blauregen ist es immer

Glatte Petersilie im Erdpresstopf. (Foto: Godlocki/​Wikimedia Commons)

Selbstgemachtes Pesto, Dips, Kartoffel-Möhrensuppe … es handelt sich um eine lange Liste von Rezepten und Gerichten, denen Petersilie beigemischt wird. Sie macht ja bekanntlich das Essen leckerer. Nun kann es manche erschrecken zu erfahren, dass die Petersilie 2023 bereits zum zweiten Mal zur Giftpflanze des Jahres gewählt wurde. An der Stelle dürfen wir Sie, liebe Leser*innen, beruhigen, denn die toxische Wirkung von Petersilie zeigt sich erst im zweiten Jahr.

Die dunkle Seite der Petersilie

Da wird wieder deutlich, dass unsere Lebensmittel auch eine dunkle Seite besitzen können, von der viele keinen blassen Schimmer haben. Es ist allerdings anzumerken, dass der Verzehr der Petersilienblätter keinerlei Gefahr darstellt. Ganz im Gegenteil – sie sind sogar gesund und helfen gegen Erkältungskrankheiten, da sie viel Vitamin C enthalten.

Petersilie blüht erst im zweiten Jahr nach der Aussaat. Ab dem Beginn der Blüte sollte sie nicht mehr verzehrt werden. Das ist nämlich der Zeitpunkt, von dem an die Pflanze in größeren Mengen den Giftstoff Apiol bildet. Dieser befindet sich dann vor allem in den Samen, aber auch in Blüten, Stängel und Blättern. Schon der Verzehr einer kleinen Menge kann zu allergischen Reaktionen führen. Wer eigene Petersilie ernten möchte, sät sie am besten jedes Jahr neu aus.

Mit Kletterhilfe schafft es Blauregen weit nach oben. (Foto: Anke Küttner)

Das Gift kennt keine Gleichberechtigung

Auf das Gift reagiert jedes Geschlecht anders. Für Frauen kann es üble Folgen haben und sehr schmerzhaft, wenn nicht sogar tödlich sein, je nachdem wie hoch es dosiert ist. Es wurde beispielsweise im Mittelalter angewandt, um ungewollte Schwangerschaften zu beenden. Das endete für viele Frauen übel, denn das Einnehmen des Gifts in hoher Dosis sorgt dafür, dass Nieren und Lunge versagen. So starben häufig nicht nur die Föten, sondern auch die werdenden Mütter. Aus diesem Grund wird Schwangeren auch heute noch davon abgeraten, Petersilienwurzeln zu essen. Auf Männer hingegen soll das Toxin, je nach Dosierung, eine aphrodisierende Wirkung haben.

Verlockend, aber giftig

Bei der Giftpflanze des Jahres 2024 handelt es sich glücklicherweise nicht um eine Pflanze, die wir fast schon täglich verzehren. Der Blauregen – auch Wisterie oder Glyzinie genannt – ist für seinen angenehmen Duft und die ansehnlichen Farben bekannt und gehört zu den sogenannten Schmetterlingsblütlern. Es handelt sich um eine schnellwüchsige Kletterpflanze, die eine Höhe von 30 Metern erreichen kann.

Der Ursprung des Blauregens liegt in Ostasien oder Australien, bei einigen Arten auch in Nordamerika. Aber auch auf europäischem Boden kann er gut gedeihen und braucht keinen Kälteschutz. Er blüht vor allem im Frühsommer.

Gefahr für Kind, Hund und Katze

Zwar ist der Blauregen verlockend mit seinem angenehmen Duft und der auffälligen Farbe, allerdings ist er in all seinen Bestandteilen giftig. Von den Wurzeln bis hin zu den Blättern und Samen: Überall ist der Giftstoff Wistarin enthalten. Hinzu kommen ein giftiges Harz und in den Blättern Allantoinsäure. An der Stelle ist anzumerken, dass die Menge des Gifts von der Jahreszeit abhängt.

Der Blauregen ist sowohl für Menschen als auch für einige Tierarten – Hunde und Katzen beispielsweise – schädlich. Die schädigende Wirkung zeigt sich bei Menschen in Form von Magenbeschwerden, Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall, weiten Pupillen, manchmal Schlafsucht oder Kreislaufstörungen bis hin zum Kollaps.

Auch wenn die Kletterpflanze einen angenehmen Geruch verströmt, sollte man also achtsam sein. Besonders kleine Kinder neigen dazu, mit den Hülsen zu spielen, in denen sich die hochgiftigen Samen befinden. Daher sollte Blauregen nicht an Spielplätzen gepflanzt werden.

Blauregen sorgt in der Stadt für Artenreichtum, da er für viele Insekten eine gute Nahrungsquelle ist. Die Insekten locken viele Vögel an und sind Teil des natürlichen Nahrungsnetzes.

Viele Unterschiede, eine Gemeinsamkeit

Auf den ersten Blick scheinen Petersilie und Blauregen wenig gemeinsam zu haben, weder vom Äußeren her noch vom Gebrauch. Die eine Pflanze nehmen wir oft als Nahrung zu uns. Die andere ist eine Kletterpflanze, die Fassaden verschönert, eine Aussicht ästhetischer aussehen lässt und uns mit ihrem Duft anlocken kann. Was die beiden Pflanzen gemeinsam haben, ist ihre Wirkung auf unsere Gesundheit. Nach dem Verzehr giftiger Pflanzenbestandteile sollte schnellstmöglich ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden.

Shirin Shanibaqi

Weitere Informationen: www.hamburg.de/giftpflanze-des-jahres

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