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Eine Fotogalerie mit Eindrücken zu den Stationen findet ihr am Ende der Seite und hier ist eine Zusammenfassung zum ausdrucken.
Station 1
Prenzlauer Allee Höhe Metzer Straße
Los geht‘s an der Ampel. Auf dem Stückchen Grün zwischen Fußweg, Radweg u
nd Straße wurde eine regionale Blühmischung ausgesät. Hier wachsen nun beispielsweise Phacelia und verschiedene Klee–Arten (Trifolium sp., Medicago sp.). Viele der Arten hier sind zweijährig, das heißt im ersten Jahr bilden sie ihre Blätter aus und im zweiten Jahr blühen sie. Frisch gekeimt sind sie noch nicht gut bestimmbar. Die Mischung enthält insgesamt rund 30 verschiedene insektenfreundliche Arten. Wild gewachsen ist hier Schöllkraut (Chelidonium majus). Seine gelben Blüten sind bereits verblüht und es gibt die winzigen Samen frei.
Auf dem Weg:
Kartoffelrose (Rosa rugosa)
Station 2
Kreuzung Prenzlauer Allee/Saarbrücker Straße. Mittelstreifen der Tram
Weiter geht es die Straße herunter bis zur Kreuzung. Auf dem Mittelstreifen der Prenzlauer Allee trotzen hitzebeständige Pflanzen mit langen Wurzeln Trockenheit und Stadtklima. Die pink blühende Staudenwicke (Lathyrus latifolius) gehört wie Erbsen oder Bohnen zu den Hülsenfrüchtlern oder Schmetterlingsblütlern (Leguminosen). Diese leben in Symbiose mit Knöllchenbakterien, die an den Wurzeln der Pflanzen kleine Knollen bilden. Sie binden Stickstoff aus der Luft, wandeln ihn in pflanzenverfügbares Nitrat um und versorgen so den kargen Boden mit Nährstoffen. Sie werden deshalb auch zur Gründüngung verwendet und können gezielt zur Bodenverbesserung angepflanzt werden.
Unser Experte für Insekten, Jonathan Neumann, hat hier einen Schwefelkäfer und eine Laufspinne entdeckt. Die Laufspinne jagt ohne Netz und pirscht sich stattdessen an ihre Beute heran, um sie dann blitzschnell zu überraschen. Die Route führt uns nun auf der anderen Straßenseite wieder die Prenzlauer Allee hoch.
Wilde Möhre (Daucus carota, Doldenblütler) mit Schwefelkäfer (Cteniopus flavus)
Bastard-Luzerne (Medicago sativa, Hülsenfrüchtler) und Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata)
Rainfarn (Tanacetum vulgare, Korbblütler): leicht giftig, kann als Blattlausmittel eingesetzt werden, wichtige Raupenfutterpflanze, blüht eigentlich erst im Spätsommer!
auf dem Weg:
Götterbaum (Ailanthus altissima): überall als Sämlinge, Neophyt, stammt ursprünglich aus China und Japan, verbreitet sich hier invasiv
Bocksdorn (Lycium barbarum, Nachtschattengewächs): auch als Goji-Beere bekannt, invasiv, aber beliebt bei Insekten
Wildkräuter wie Natternkopf (Echium vulgare), Wegeriche (Plantago sp.), Nachtkerze (Oenothera biennis) u.a. entlang der Mauer und in den Fugen
Station 3
Mittelstreifen Metzer Straße
Wir biegen links in die Metzer Straße ein. Auf dem Mittelstreifen wachsen zwischen den Sträuchern Große Brennnesseln (Urtica dioica), wichtige Raupenfutterfpflanzen und verschiedene Distelarten. Der Kompass-Lattich (Lactuca serriola) ist ein Verwandter unseres Salats und dreht seine Blätter von der Sonne weg nach Norden, um sich vor zu viel Sonneneinstrahlung zu schützen. Als heimische Kletterpflanze wächst hier die Waldrebe (Clematis vitalba). Da es am Tag unserer Stadtnatur-Exkursion sehr warm war, konnten wir hier beobachten, wie die Hain-Bänderschnecken (Cepaea nemoralis) an den Pflanzen hochgekrochen sind, um sich vor der Hitze zu schützen, der sie auf dem Boden ausgesetzt wären.
Am Blatt einer Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) lassen sich die Miniermotten-Puppen erkennen und erfühlen. Die Rosskastanien-Miniermotte (Cameraria ohridella) legt ihre Eier auf der Blattoberseite der Kastanie ab. Nach etwa drei Wochen schlüpfen die Larven, die sich durch das Blattinnere fressen. Das hat zur Folge, dass die Blätter nur noch wenig bis keine Photosynthese mehr betreiben können und zeitig abfallen.
Die Larven des Asiatischen Marienkäfers (Harmonia axyridis) sind fleißige Blattlausvertilger, allerdings auch invasive Konkurrenz für unsere heimischen Marienkäfer. Wer Blattläuse im Minigarten in Zaum halten will, kann gezielt Marienkäferlarven aussetzen – am besten heimische.
Station 4
Belforter Straße
Wir folgen dem Mittelstreifen bis wir rechts in die Belforter Straße abbiegen. Auf der rechten Straßenseite sehen wir eine schöne Baumscheibe mit reichlich Hängepolster-Glockenblumen (Campanula poscharskyana). Glockenblumen gibt es in vielen Arten und Größen und für jeden Standort. Sie sind eine robuste, mehrjährige Bereicherung für jeden (Mini-)Garten.
In der Baumscheibe steht eine große Linde (Tilia platyphyllos). An ihren Blättern kann man die roten Beutelgallen der Lindengallmilbe (Eriophyes tiliae) sehen. Die Larven der Milbe beißen die Blätter der Linde an und Stoffe aus dem Speichelsekret der Larve reagieren mit den Wachstumshormonen der Zellen des Baumes. Jede Zelle gibt dann veränderte Botenstoffe an die Nachbarzellen ab, die bewirken, dass sich eine Ausbeulung bildet. Das schadet dem Baum nicht, sieht nur etwas seltsam aus.
Glockenblumen dienen Insekten als Nahrungsquelle, mit ihren Blütenkelchen aber auch als Unterschlupf bei Regen oder als Schlafplatz, zum Beispiel für die Glockenblumen-Scherenbiene (Chelostoma rapunculi). Mit etwas Glück findet man im Blütenkelch schlafende Wildbienen!
Eberesche (Sorbus aucuparia)
Robinie (Robinia pseudoacacia)
Station 5
Wasserturm
Kurz vor dem Wasserturm finden wir bereits in den Fugen des Gehwegpflasters eine unscheinbare, aber interessante Pflanze. Die Strahlenlose Kamille (Matricaria discoidea) schafft es, hier zu gedeihen. Ihr fehlen die weißen Kronblätter, die für andere Kamillen typisch sind, sie gehört aber ebenso zur Familie der Korbblütler.
Unterhalb des Wasserturms wartet eine reichhaltige Bepflanzung mit Lavendel (Lavandula angustifolia), halbgefüllten Rosen, Schmetterlingsflieder, Malven und Storchschnabel, an der sich auch Insekten erfreuen. Für fast jeden Standort gibt es eine geeignete Storchschnabel-Art (Geranium sp.), selbst unter großen Bäumen kommen einige Arten gut zurecht.
Wild wachsen hier außerdem Taubnesseln (Lamium purpureum) und Wilde Malve (Malva sylvestris), im Schmetterlingsflieder rankt außerdem die Zaunrübe (Bryonia alba) empor. Sie gehört zu den Kürbisgewächsen, ist für Menschen giftig, aber eine wichtige Nahrungsquelle für Spezialisten wie die Zaunrüben-Sandbiene (Andrena florea), den Zaunrüben-Marienkäfer (Henosepilachna argus) und andere Insekten. Die Zaunrübe ist zweihäusig, d.h. sie hat männliche und weibliche Blüten, die nicht an derselben Pflanze sitzen. Bei unserer Exkursion waren hier sowohl männliche als auch weibliche Exemplare zu finden.
Wir setzen unseren Weg durch den kleinen Park links am Wasserturm vorbei fort. Hier sind noch die Große Klette (Arctium lappa) und das Johanniskraut (Hypericum perforatum) zu entdecken.
Der Schmetterlingsflieder (Buddleja davidii) lockt viele Falter mit seinem Nektar an. Ganz unkritisch ist diese Pflanze aber auch nicht, da sie aus Asien stammt und sich hier teilweise wild ausbreitet und heimische Pflanzen verdrängt. Im Kübel oder gut bewacht im Garten ist er aber unproblematisch.
Station 6
Knaackstraße/Rykestraße
Die Straße herunter und dann rechts auf die Knaackstraße abgebogen, widmen wir uns der kleinen Insel an der Kreuzung zur Rykestraße. Auf dieser bepflanzten Dreiecksfläche wachsen neben angepflanztem Gemüse (Kohl, Tomaten u.a.) auch Malven (Malva sp.), Ringelbumen (Calendula officinalis), Senf (Sinapsis sp.) und verschiedene Wildkräuter wie die Wegwarte (Cichorium intybus) und Giersch (Aegopodium podagraria). Sie alle sind gute Nahrungsquellen für Insekten.
Die hübsche lila blühende Virginia-Dreimasterblume (Tradescantia virginiana) stammt aus Nordamerika und wird hier als Zierpflanze geschätzt. Dort wo sie einmal gepflanzt wurde, ist sie schwer wieder loszuwerden, da sie jedes Jahr neu austreibt. Zumindest sind ihre Blüten aber für Bienen von Nutzen.
Im öffentlichen Raum gibt es, z.B. in Baumscheiben, viele kleine Flächen, die durch eine (insektenfreundliche) Bepflanzung aufgewertet warden können. Bevor man loslegt, sollte man aber immer Kontakt zum Grünflächenamt des Bezirkes aufnehmen und die Rahmenbedingungen klären!
Station 7
Kolmarer Straße/Knaackstraße
Weiter die Straße hinunter in Richtung Prenzlauer Allee kommen wir an Cafés vorbei, die mit ihren bepflanzten Kübeln den Fußweg verschönern. Außerdem erfreut Blauregen (Wisteria sinensis) als Fassadenbegrünung hier Menschen und Insekten. Auf dem Weg zur Prenzlauer Allee begegnen uns hier in Baumscheiben und Kübeln außerdem noch Malven, Ginster (Genista sp.), Waldmeister (Galium odoratum), Steppensalbei (Salvia nemorosa) und Storchschnabel. Insekten finden hier reichlich Nahrung. Der Garten-Rittersporn (Consolida ajacis) lockt ebenfalls Hummeln und Co. an, ist jedoch stark giftig und sollte daher im öffentlichen Raum lieber nicht gepflanzt werden.
Häufig in Baumscheiben zu finden ist die Stockrose (Alcea rosea). In ihren Blüten ist oft das Langrüsslige Stockrosen-Spitzmäuschen (Rhopalapion longirostre) zu entdecken. Dabei handelt es sich nicht um ein Säugetier, sondern einen winzigen Verwandten der Rüsselkäfer. Bei unserer Exkursion fanden wir Männchen und Weibchen, die sich an ihrer Rüssellänge unterscheiden lassen: der des Weibchens ist fast so lang wie sein Körper.
Auch Insekten brauchen Wasser! Die Wilde Karde (Dipsacus fullonum), ein Geißblattgewächs, bietet langrüsseligen Insekten wie Hummeln und Schmetterlingen Nahrung. Außerdem sammelt sich in ihren verwachsenen Blättern Wasser und sie fungiert damit als natürliche Tränke für Insekten und Kleintiere. Eine Insektentränke für den Balkon lässt sich mit einer flachen Schale einfach selbst anlegen. Damit die Insekten nicht ertrinken, legt man ein paar Steine hinein, an denen sie herausklettern können.
Auf dem Weg: Saat-Esparsette (Onobrychis viciifolia), Hülsenfrüchtler, zieht zahlreiche Bienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen an, Futterpflanze für das Esparsetten-Widderchen (Zygaena carniolica) und des Kleinen Esparsetten-Bläulings (Polyommatus thersites), beide gefährdet
Station 8
Immanuelkirchstraße, kurz vor Winsstraße
Wir überqueren die Prenzlauer Allee und gehen geradeaus weiter in die Immanuelkirchstraße. Auf dem Weg bis zur Ecke Winsstraße sind vor allem die Balkone, Baumscheiben und Fassaden, einen Blick wert. Hier lassen sich Kletterrosen voller Pracht bewundern. Vor dem Antiquariat befindet sich in einer Baumscheibe eine Blühwiese im Kleinformat. Kornblumen (Centaurea cyanus), Klatschmohn (Papaver rhoeas), Tauben-Skabiosen (Scabiosa columbaria) und andere Wildblumen sorgen hier für ein reiches Insektenbuffet.
Eine Blühmischung aus heimisichen Wildblumen lässt sich auch auf kleinen Flächen oder im Kübel aussäen. Dafür braucht es nur einen sonnigen Standort, geeignetes Saatgut (z.B. von der Deutschen Wildtierstiftung) und etwas Geduld.
Station 9
Georgen-Parochial-Friedhof I
Rechts auf die Winsstraße abgebogen folgen wir ihr, bis wir in der Heinrich-Roller-Straße auf den Georgen-Parochial-Friedhof stoßen. Wenn das Tor offen ist, kann man hier hereingehen und befindet sich direkt an unserem Grünen Lernort Friedhof. Wenn nicht, muss man einen Umweg links herum bis zur Greifswalder Straße gehen, dort rechts die Straße herunter bis zum und dann über den noch aktiven Teil des Friedhofs zu unserer wilden Naturerfahrungsfläche. Ein lange nicht mehr genutztes und entwidmetes Stück des Friedhofs ist nun ein Gemeinschaftsgarten und Grüner Lernort der Grünen Liga Berlin. Im wilderen Teil wachsen viele Brennnesseln und Giersch. Hier lohnt es sich, genau zu schauen und selbst auf die Suche nach Raupen und anderen Insekten zu gehen. Wenn man hier die Augen offen hält, lässt sich zu jeder Jahreszeit etwas Spannendes beobachten. Mithilfe der Infotafeln lässt sich der Lebensraum Friedhof auf eigene Faust erkunden.
Um Insekten etwas Gutes zu tun, müssen gar nicht immer Pflanzen nur für sie angepflanzt werden. Auch Obst und Gemüse, das durch Insekten bestäubt wird, liefert Nahrung, z.B. Tomaten, Erdbeeren, diverse Obstbäume und Beerensträucher. Auch Küchenkräuter sind bei Insekten beliebt, wenn man sie blühen lässt und nicht alles aberntet.