Was bedeutet überhaupt „insektenfreundlich“?
Ein (Mini-)Garten wird dadurch insektenfreundlich, dass die kleinen Krabbler in ihm Nahrung und Unterschlupf finden und nicht durch Gifte bedroht werden. Neben einigen Grundregeln ist vor allem die richtige Pflanzenauswahl zu beachten, denn nicht alles, was blüht und schön anzusehen ist, ist auch für Insekten wertvoll. Viele exotische Zierpflanzen oder hochgezüchtete Sorten mit gefüllten Blüten locken die Insekten mit ihrer Farbe und ihrem Duft zwar an, liefern ihnen aber keine Nahrung. So gehen sie nicht nur leer aus, sondern verschwenden auch viel Energie für die Nahrungssuche. Viele Klassiker wie Geranien sind daher leider keine gute Wahl für eine Insekten-Oase, es gibt aber zahlreiche Alternativen, die auch das menschliche Auge erfreuen.
Grundregeln für das insektenfreundliche Gärtnern auf dem Balkon oder anderswo
- Keine Pestizide verwenden.
Auch natürliche Mittel zur Schädlingsbekämpfung sollten nur dann eingesetzt werden, wenn es wirklich nicht anders geht. - Organischen Dünger nach Bedarf verwenden.
Auch Düngemittel können Insekten schaden und sind insgesamt nicht unbedingt umweltfreundlich. Bei der Düngung sollte auf organische (Bio-)Dünger zurückgegriffen werden, entweder selbst hergestellt oder fertig gekauft. Wichtig ist auch, die Bedürfnisse der Pflanzen zu beachten. Viele einheimische Wildpflanzen sind zum Beispiel an nährstoffarme Standorte angepasst und benötigen gar keine oder nur sehr wenig zusätzliche Düngung. Zu viel Dünger schadet auch den Pflanzen. - Geeignete Pflanzen auswählen.
Die richtige Pflanzenauswahl ist das A und O für den insektenfreundlichen Minigarten. Idealerweise finden die Besucher die ganze Vegetationsperiode über Nektar und Pollen. - Nisthilfen anbieten und Strukturen schaffen.
Neben Nahrung brauchen die Insekten auch Nistplätze und Unterschlupf für die Nacht oder bei schlechtem Wetter und oft auch ein Winterquartier. In gut gemachte Nisthilfen (sogenannte Insektenhotels) kann sich vor allem der Nachwuchs von Wildbienen ungestört entwickeln. Ein bisschen Unordnung darf sein: Lässt man vertrocknete Stängel von Stauden und Sommerblumen über den Winter stehen, können Insekten sie als Versteck oder Nistmöglichkeit nutzen. - Beleuchtung nachts ausschalten.
Auch Lichtverschmutzung ist vor allem für nachtaktive Insekten ein großes Problem. Nicht nur Nachtfalter, sondern auch viele Käfer sind nachts unterwegs und werden durch künstliche Lichtquellen gestört. Sie können sich nicht mehr richtig orientieren und werden schlimmstenfalls vom Licht in die Falle gelockt. Balkonbeleuchtung und ähnliches deshalb am besten nur so lange einschalten, wie man auch draußen sitzt. - Torffreie Erde verwenden.
Den Besuchern des Blumenkastens ist es zwar ziemlich egal, in welcher Erde die Pflanzen wachsen, der Verzicht auf torfhaltige Erde ist jedoch ein Beitrag zum Insektenschutz in anderen Regionen. Für die Torfgewinnung werden noch immer Moore trockengelegt und damit als Lebensraum für viele Insekten und andere Lebewesen unwiederbringlich zerstört! Torffreie Blumenerde ist in Gärtnereien und Baumärkten erhältlich, manchmal auch in Bio-Läden oder Supermärkten. Achtung, genau hinschauen: Oft ist die Erde nur torfreduziert, damit aber noch lange nicht torffrei, auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht!
Pflanzenauswahl: Was sind insektenfreundliche Pflanzen?
Wer ein paar grundsätzliche Punkte bei der Pflanzenauswahl beachtet, ist für den Anfang bereits gut beraten. Pflanzenvorschläge und weitere praktische Tipps findet ihr auch in unserer Gartenbox online!
Die Grundregeln für eine insektenfreundliche Bepflanzung:
- Vielfalt!
Wer Vielfalt fördern will, muss Vielfalt pflanzen. Auch auf kleinem Raum lassen sich mit etwas Überlegung verschiedene Pflanzenfamilien und verschiedene Blütezeiten kombinieren. Manche Insekten sind auf bestimmte Familien oder sogar Arten spezialisiert – je mehr davon der Minigarten bietet, desto mehr potentielle Besucher werden angelockt.
- Lange Blühperiode
Idealerweise bietet der Minigarten (fast) das ganze Jahr über Nahrung für Insekten, weil immer etwas blüht. Insekten, die besonders früh oder spät im Jahr unterwegs sind, haben es bei der Nahrungssuche besonders schwer. Früh- und Spätblüher (z.B. Krokus, Christrose, Schneeheide) verlängern die Blühperiode und lassen sich gut mit anderen Pflanzen kombinieren. Ergänzt man die Pflanzung mit Dauerblühern wie z.B. Katzenminze oder Lavendel, sorgt man für eine durchgehende Blühzeit.
- Ungefüllte Blüten
Gefüllte Blüten sehen zwar oft schön aus, sind für Insekten aber meistens wertlos. Die Pflanzen sind so gezüchtet, dass die Staubblätter im Inneren der Blüte, die normalerweise den Pollen enthalten, zu zusätzlichen Blütenblättern umgewandelt sind. Selbst wenn noch Pollen vorhanden sind, sind diese für die Insekten oft nicht zugänglich. Insektenfreund*innen sollten sich also für ungefüllte Sorten entscheiden.
- Wildpflanzen und /-formen
Generell sind Wildpflanzen und Wildformen von Kulturpflanzen meistens besser für Insekten geeignet als hochgezüchtete Sorten, bei denen das Nahrungsangebot für Insekten zugunsten der Optik oft reduziert ist. Je ursprünglicher, desto besser!
- Heimische Pflanzen
Viele Insekten sind so an bestimmte Pflanzen angepasst, dass sie mit exotischen Blüten nichts anfangen können, weil sie z.B. ihren Nektar oder Pollen aufgrund ihres Körperbaus gar nicht erreichen können. Mit heimischen Pflanzen vergrößert man die Chance, dass auch die Spezialisten untern den hier ansässigen Sechsbeinern Nahrung im Minigarten finden. Das heißt aber nicht, dass alles schlecht ist, was von weiter her kommt. Einige exotische Pflanzen werden auch von heimischen Insekten gut angenommen, solange diese nicht auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert sind. Manchmal können sie auch auf nah verwandte Arten ausweichen und die Herkunft ist ihnen letztendlich egal. Mediterrane Kräuter wie Thymian oder Rosmarin sind bei heimischen Insekten ebenfalls sehr beliebt.