Ein uralt-Rezept mit enormen Potenzial
Vorwort
Unsere Böden sind durch intensive landwirtschaftliche Nutzung kurz vor dem sterben, nicht nur in Deutschland und Europa, sondern weltweit. Die Bodenerosion nimmt zu und zerstört immer mehr der wertvollen Ackerflächen. Unsere Entsorgungsorgungsmethoden reisen vorhandene Kreisläufe auseinander, erhöhen Verschmutzung und Ressourcenbedarf, kosten Unmengen an unnötigen öffentlichen Geldern und hinterlassen den nachfolgenden Generationen kein gesundes Erbe mehr. Umso absurder ist es, dass ausgerechnet durch die westliche „Zivilisation“ zerstörte Kulturen im Amazonasgebiet nun auch noch eine zukunftsorientierte Lösung liefern können! Terra preta – die schwarze Erde.
1. Definition
Terra preta (portugisisch: schwarze Erde) stammt aus den Gebieten des Amazonas aber auch aus Afrika und ist menschlichen Ursprungs. Die Geschichte reicht 500-7000Jahre zurück, in welcher Mensche diesen speziellen Boden herstellen konnten. Aufgrund der hohen Eisen- und Aluminiumoxidgehalte der dortigen Böden tropischen Böden und damit verbunden dem geringen Pflanzennährstoffgehalt durch eine hohe Auswaschung, wurden dem Boden Holzkohle und ein wesentlicher Anteil organischen Materials beigesetzt, um die Nährstoffspeicherung zu erhöhen.
2. Hauptzusammensetzung / Herstellungsgrundlage
Bis heute wissen sämtliche Forscher nicht genau, woraus Terra preta zusammengesetzt ist. Seit der Entdeckung und genaueren Untersucheung ist diese Frage nach wie vor ungeklärt. Nachbauversuche sollen dieser Frage auf die Spur kommen und das Geheimnis lüften, um es der Menschheit zurückzugeben. Die Gefahr besteht dann jedoch darin, dass Patente und Monopolisierungen den Zugang zu den Ausgangsstoffen erschweren oder durch den profitorientierten Verkauf unzugänglicher für die breite Bevölkerung machen (Palaterra).
Holz- / Biokohle:
Holzkohle / Biokohle – jedes organische Material kann verkohlt werden (Pyrolyse) bei ca. 400 Grad Celsius. Biokohle ist im Boden über mehrere tausend Jahre stabil und wird kaum chemisch oder mikrobiologisch abgebaut – eher ist sie der Speicherort des mikrobiellen Lebens, des Wassers und der Nährstoffe, welche auf „Abruf“ pflanzenzugänglich sind. Fermentation / Gärung: Enzymkatalytische Umwandlung organischer Stoffe durch Bakterien, Pilze oder anderer Zellkulturen unter Luftabschluss. F. findet Anwendung bei der Lebensmittel-, Pharma- , Biogasherstellung und vielen anderen Prozessen. EM – effektive Mikroorganismen – durch den Japaner Prof. Teruo Higa erforscht und durch geringeren Düngerbedarf, gesündere Pflanzen und verbesserter Humusaufbau finden sie heute Anwendung in der Terra preta. V.a. milchsäurebildende EM konservieren organische Nährstoffe und fördern den Aufbau organischer Substanz. Durch das Anlegen eines Stapelkompost, welcher mit Biokohle und EM vermischt wird und einen einmonatigen fermentationsprozess absolvieren sollte, kann danach durch das Bodenleben eine Terra preta entstehen. Nährstoffreiche Abfälle – Kreislaufwirtschaft:
Fäkalien, Knochen, Fischreste und alle weiteren organischen Substanzen eignen sich als „Futter“ aller am Entstehensprozess beteiligten Organismen. Eine dezentralisierte Kreislaufwirtschaft ist notwendig, um die Ausgangsstoffe vor Ort zu nutzen und wieder zurückzuführen. Schadstoffe durch Ausscheidungen werden im gesunden Boden viel besser zersetzt und abgebaut, als im Wasser. Für die Fermentation muss der Urin von den Feststoffen getrennt werden und kann 1:10 verdünnt als Sofortdünger verwendet werden. Trennt man nicht, kommt es zu Gestank, Fäulnis und Krankheiten. Die „moderne“ Schwemmkanalisation entzieht unseren Böden sämtliche Nährstoffe, verseucht unsere Gewässer und macht abhängig von Kunstdünger für die konventionelle Landwirtschaft.
3. Kann Terra preta wachsen?
In einigen Teilen Brasiliens wurde der wertvolle Boden sogar bis nach Europa verkauft, bis die brasilianische Regierung den Verkauf stoppte. Ein paar Jahre danach wurde aus Brasilien berichtet, dass die Terra preta nachgewachsen sei. Auch dieser Fakt konnte bis heute nicht wissenschaftlich aufgeklärt werden. Wie gelangt neuer Kohlenstoff als Behausung für Mikroorganismen und Nährstoffe in den Boden? Eine Möglichkeit wäre ein sehr aggressiver Schimmelpilz Namens Aspergillus niger, welcher aus Holz Kohlenstoff produzieren kann und sogar Glas angreift. Eventuell haben auch die Ureinwohner den Pilz kultiviert in ihren Tongefähßen, indem sie vermodertes Holz mit dem Pilz zusammen nutzten. Durch das Anlegen der typischen Waldgärten in den Regionen Amazoniens, entsteht eine hochwertige, wenn nicht sogar die produktivste Form der Lebensmittelerzeugung. Durch Beschattung und Abstufung, Kombinationen von Nutzpflanzen und notwendigen Wuchseigenschaften, Symbiosen usw., wird der Boden vor Erosion geschützt und der Wasserhaushalt reguliert. Fraßinsekten haben durch die Mischkultur zudem kaum eine Chance. Durch die Speicherfähigkeit des Bodens durch die eingebrachten Kohle zusammen mit den Auscheidungen der Pflanzenwurzeln und den Neueinträgen organischem Materials durch Laub usw. aus dem Urwald, könnte die Wuchsfähigkeit unterstützt werden.
4. Herstellungsmethoden
Indianische Methode:
Archäologen haben herausgefunden, aufgrund noch heutiger im Amazonasgebiet lebender Stämme, welche noch immer und unbewusst diese wertvolle Erde schaffen, wie ein Entstehungsprozess aufgrund des natürlichen Kreislaufdenkens der Menschen von Statten gehen kann. Sie horten ihre Küchen- und Gartenabfälle auf einem Haufen hinter ihren Hütten. Durch das spezielle Klima im Urwald / Regenwald und dem dementsprechenden hohen Bodenlebenaktivitäten, ist der Schichtkompost / Miete innerhalb eines Monats zersetzt und kann auf die Felder gebracht werden. Das Brauchwasser aus dem Haus nutzen Sie zusammen mit den Exkrementen ebenfalls für die Felddüngung und zusätzlich bringen sie Kohle ein, welche am Feldrand durch das Verbrennen von Bewuchs störender oder überflüssiger Pflanzen entsteht.
Methode zu Hause:
Holzhäcksel, Tonmehl, Kohlepulver, Küchen- und Gartenabfälle, sowie Steinmehl mischen und in einem Stapelkompost ansetzen. Dazu in einem Fass für ca. 6 Wochen einen Pflanzensud erzeugen, mit Hilfe von Brennnesseln, Löwenzahn, Malve, Ampfer usw. in Kombination mit Regenwasser. Diesen Sud während des Wässerns aufbringen. Auch Komposttoiletten sind eine wirkungsvolle Methode. Dabei muss darauf geachtet werden, dass Fest- und Flüssigstoffe separiert werden, da es sonst zu Fäulnissprozessen kommt und somit zur Ansiedlung von Insekten, Nagern, Keinem und Krankheitserregern kommt. Während des Betriebes der Toilette sollten die Fäkalien mit Kohle abgedeckt werden, um Gerüche zu vermeiden.
5. Klimatische Faktoren beeinflussen die Herstellung bzw. Nutzung
Wie schon erwähnt ist Terra preta ein Produkt der Indianer aus dem Amazonasgebiet und dort herrschen natürlich andere Vorausetzungen als in Mitteleuropa. Aber in allen alten Kulturen wussten die Meschen, in Kreisläufen zu wirtschaften. Erst seit den Eroberungszügen der industriellen Landwirtschaft, begann die Zerstörung und Tötung des Bodens und Überdüngung v.a. mit mineralischen Einträgen und viel zu wenig Humus. Unsere Vorfahren in Europa wussten, wie wichtig es ist, dem Boden den Humus zurückzugeben und wie lange es dauert, Huums wieder zu produzieren und ein den Kreislauf einzubringen. Sie arbeiteten zum Bsp. mit Mist, Stroh, Gründungung usw.. Ein Kompost hier in Mitteleuropa ist sicher nicht bereits nach einem Monat zersetzt, wie es im Amazonasgebiet der Fall ist. Bei Kälte oder hoher Trockenheit, sammelt sich organisches Material an (Steppen, Sibirien) oder in Sümpfen. Doch dort sind eher wenige Metropolen vertreten (Berlin). Brandenburg zählt in der Zwischenzeit bereits zur Klimazone der Steppen und während vor ca. 150 Jahren der organische Kohlenstoff hier noch bei ca. 4% im Boden lag, befinden wir uns heute in einem Bereich von ca. 0,1%. Ähnlich sieht es in der Magdeburger Börde aus – das Anbaugebiet Deutschlands schlechthin. Vor 100 Jahren befand sich das Niveau des organische Kohlenstoffes bei 12% und heute reden wir über 2%. Überall auf der Welt ist der gleiche Trend zu beobachten – der Kohlenstoff geht zurück und es wird nicht immer so einfach werden, wie im Amazonasgebiet, ihn wieder dem Boden zurückzugeben. Um eine zeitliche Vorstellung zu bekommen – 1% Rückführung in den Boden benötigt 40-60 Jahre (je nach klimatischer Lage).
6. Nutzen in der Urbanen Welt von Heute und Morgen
Wirtschaftlichkeit Bodenerosion und -tötung sind immer mehr ein essenzielles Thema für unsere Zukunft. Die Urbanisierung schreitet mit rasanten Schritten voran und mit den derzeitig gängigen Methoden stehen wir als Menschheit kurz vor dem Ende des Erträglichen für unseren Planeten. Grundsätzlich sollten die Produktionsprozesse neu durchdacht werden und die Kreislaufwirtschaft wieder vermehrt Einzug finden im alltäglichen Leben. Anbauflächen werden zunehmend auch in der Stadt als Lebensraum benötigt und es gibt immer mehr schlaue Konzepte für die Umgestaltung unsere Städte. Noch nie gab es eine so hohe Biodiversität im Urbanen Raum wie heutzutage. Doch die Pflanzen, welche für das menschleiche Leben einfach unverzichtbar bleiben, brauchen auch in den modernen Städten Boden, auf welchem sie wachsen. Und geht es dem Boden gut, entstehen frische und vitale Pflanzen, welche auch ihre Konsumenten von der Vitalität profitieren lassen. Terra preta kann als Baustein für die Neu- und Umgestaltung unserer Städte genutzt werden. Auch die Erfahrungen aus anderen Kulturkreisen (Asien – EM / Effektive Mikroorganismen) fließen hier alle zusammen. Selbst versuchte Böden mit Giftstoffen, Schwermeallen, Hormonen usw. können im gesunden Boden viel besser und schneller abgebaut werden, als im Wasser und werden nicht von den besiedelnden Pflanzen aufgenommen. Die Idee mit den Komposttoiletten findet auch in der Stadt Bedarfsberechtigung – die enorme Menge an menschlichen Fäkalien kann als Dünger in die umliegenden Anbaugebiete der Stadt transportiert werden und das Geld für mineralischen Dünger eingespart. Durch eine Weiterentwicklung und Rückbesinnung auf eine dezentralisierte Wirtschaftsstruktur, können alle Menschen profitieren und gesund ernährt werden. Wissenschaftler für Abfallmanagement berechneten 2007, dass eine Population von 30Mrd. Menschen auf der Erde durchaus realistisch ist, sofern die entsprechende Bodenqualität vorhanden ist und die Abfallwirtschaft einer Renaissance unterzogen wurde.
Autor: Nino Dario Lettrari, Schierker Straße 9a, 12051 Berlin, Tel:0176-27 577 319 www.permakultur-projekte.de / info@permakultur-projekte.de