Frühling mit der Grünen Liga Berlin

Aus DER RABE RALF April/Mai 2024, Seiten 18/19, 25

Nektar und Pollen statt falscher Versprechen

Ökologisch wertvolle Alternativen zu beliebten Gartenpflanzen

Kornelkirsche mit Marienkäfer. (Foto: Lena Assmann)

Jedes Frühjahr sind sie einer der ersten Farbtupfer und verkünden uns das Ende des Winters: die gelben Blüten der Forsythien. Schön sind sie, und wir erfreuen uns daran, nachdem ein weiterer Berliner Winter hinter uns liegt. Ökologisch gesehen ist die Forsythie aber leider kein Grund zur Freude. Insekten, die an den ersten warmen Frühlingstagen auf der Suche nach Nahrung sind, gehen an ihren Blüten leer aus. Sie liefern weder Nektar noch Pollen. Schlimmer noch, durch die leuchtende Farbe werden hungrige Insekten trotzdem angelockt und verschwenden wertvolle Energie auf dem Weg von Blüte zu Blüte.

Als ebenso früh blühende und heimische Alternative bietet sich die Kornelkirsche an. Ihre Blüten sind kleiner als die der Forsythie, dafür erscheinen sie zahlreich und leuchten ebenso gelb. Anders als an den sterilen Forsythienblüten finden Insekten hier reichlich Nahrung, was in der noch blütenarmen Zeit besonders wichtig ist. Schon an den ersten warmen Frühlingstagen können wir an der Kornelkirsche frühfliegende Insekten wie erste Hummeln, Wildbienen und aus dem Winterversteck gekrabbelte Marienkäfer beobachten.

Futter für Insekten und Vögel

Ab dem Spätsommer trägt die Kornelkirsche dunkelrote Früchte, die an Sauerkirschen erinnern, obwohl das Hartriegelgewächs nicht mit Kirschen verwandt ist. Die Früchte sind eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel und auch für Menschen essbar. Bei der Forsythie gibt es auch für Vögel nichts zu holen, denn die sterilen Hybriden bilden keine Früchte. Im Herbst belohnt die Kornelkirsche umweltbewusste Gärtner*innen mit einer leuchtenden Herbstfärbung.

Wenigstens einen Vorteil hat die Forsythie: Für den Osterstrauß können wir ruhigen Gewissens ein paar Forsythienzweige abschneiden und in die Vase stellen, ohne den hungrigen Insekten etwas wegzunehmen. Eine Ausnahme bildet die Sorte „Beatrix Farrand“. Sie ist die einzige Kultursorte der Forsythie, die Pollen liefert und damit als Bienennährgehölz gilt. Da ihre Herkunft in Asien liegt, wird ihr Nahrungsangebot jedoch nicht von spezialisierten heimischen Insekten angenommen, sondern nur von Generalisten wie der Honigbiene. Wer sich von der liebgewonnenen Forsythie im Garten oder auf der Terrasse nicht trennen möchte, kann für Insekten mit der Pflanzung von Frühblühern wie Krokussen, Traubenhyazinthen oder Blausternchen ein Nahrungsangebot schaffen.

„Summ sala blüh“ heißt das neue Stadtnatur-Projekt der Grünen Liga Berlin. (Zeichnung: Nicole Pustelny)

Problematische Schönheiten und attraktive Alternativen

Auch andere beliebte Gartenpflanzen sind aus ökologischer Sicht problematisch. Ein mittlerweile recht bekanntes Beispiel ist der Kirschlorbeer, der in vielen Gärten und im Berliner Straßenbild Einzug gehalten hat. Zwar liefern seine weißen Blüten und die Nektardrüsen auf der Unterseite seiner Blätter einigen Insekten Nahrung und auch Vögel fressen seine Früchte, es gibt jedoch wertvollere Nahrungslieferanten für die heimische Tierwelt. Das größere Problem mit dem Kirschlorbeer ist allerdings, dass die Pflanze sich invasiv ausbreiten kann und bereits in freier Natur vorkommt, wo sie heimische Pflanzen und damit wichtige Nahrungsquellen verdrängt. In der Schweiz tritt aus diesem Grund im kommenden September ein Verbot von Verkauf, Vermehrung und Pflanzung von Kirschlorbeer in Kraft.

Als noch invasiver gilt der Schmetterlingsflieder, was den beliebten Strauch zum Problem werden lässt. Viele pflanzen ihn ganz gezielt, um Schmetterlinge anzulocken und der Natur etwas Gutes zu tun. Tatsächlich trägt er seinen Namen nicht zu Unrecht, Schmetterlinge fliegen auf seine Blüten. Wie gut das ist, ist unter Fachleuten jedoch umstritten. Kritiker*innen zufolge enthält der Nektar Stoffe, die die Schmetterlinge geradezu berauschen und süchtig machen, dabei liefern die Blüten jedoch nur so wenig davon, dass die Insekten beim Flug von Blüte zu Blüte mehr Energie verbrauchen, als sie aufnehmen. Wissenschaftlich belegt ist dies bisher allerdings nicht. Aufgrund seines Ausbreitungsverhaltens sollte man auf Neupflanzungen von Schmetterlingsflieder verzichten. Bei bereits vorhandenen Exemplaren kann die Ausbreitung verhindert werden, in dem die abgeblühten Blütenstände vor der Samenreife entfernt werden.

Attraktive Alternativen zu exotischen Gehölzen können neben der Kornelkirsche der Gemeine Schneeball, Holunder, Wildrosen, Liguster oder heimische Heckenkirschen-Arten sein. Zusätzliches Nahrungsangebot und Lebensraum für Insekten schaffen Blühwiesen oder -streifen mit heimischen Wildblumen oder Wildstauden.

Wer mehr über Berliner Pflanzen und ihre Beziehungen zu Insekten und anderen Krabblern erfahren und ihre Lebensräume kennenlernen möchte, kann ab Mai mit der Grünen Liga Berlin im senatsgeförderten Projekt „Summ sala blüh“ auf Entdeckungstour gehen.

Lena Assmann

Weitere Informationen: www.summsalablueh.de


Stadtnatur schützen, Welt retten

Wie sich die GRÜNE LIGA Berlin mit Bildungs- und Beteiligungsprojekten engagiert

Grafik: Anke Küttner; Bilder: Amphaiwan/Balabolka (adobe.stock.com)

Leela Linse linst ganz aufgeregt nach euren kreativen, verrückten, realistischen oder futuristischen Ideen und Träumen für die Zukunft. Denn darum geht es beim Kreativ-Wettbewerb der Grünen Liga Berlin für alle von neun bis 99: Zukunftsvisionen, mit denen sich die Eine Welt retten oder zumindest ein Stückchen besser machen lässt.

Leela und Co. retten die Eine Welt

Die Eine Welt geht uns alle an, und wer kennt es nicht, es wird gerne mal geklagt und gejammert. Im Großen und Ganzen geht es uns in Deutschland aber ganz gut. Das können leider nicht alle Menschen auf der Welt von sich sagen. Dazu hat der globale Norden ganz gehörig beigetragen und tut es auch heute noch – und das auf Kosten des globalen Südens. Dabei wollen die meisten Menschen einfach nur sicher und selbstbestimmt leben können, ein Dach über dem Kopf haben, nicht hungrig ins Bett gehen und als Kind zur Schule statt aufs Feld, in die Fabrik oder Mine gehen müssen. Eine Welt ohne Klimawandel, Kriege und Hunger, dafür mit genug zu essen für alle, sauberer Luft und Trinkwasser – davon träumen wir alle.

Filme, dichte, erzähle, male … deine Idee und gewinne tolle Preise. Wie, wo, was, könnt ihr unter leelalinst.grueneliga-berlin.de erfahren.

Es summt und blüht

Nicht nur kulturell und menschlich ist Berlin bunt und vielfältig, auch die Stadtnatur hat mehr zu bieten, als man es von einer Großstadt vielleicht erwartet. Fast ein Drittel der Fläche Berlins sind Grün- und Wasserflächen, die Tieren und Pflanzen die unterschiedlichsten Lebensräume bieten. Neben den großen Waldgebieten gibt es Moore, Trockenrasen und sogar Dünen zu entdecken, dazu kommen die zahlreichen urbanen Grünflächen wie Parks, Friedhöfe und Kleingärten. Entsprechend groß ist die Pflanzen- und Wirbellosenvielfalt in der Stadt – sogar größer als in manchen ländlichen Gegenden im Berliner Umland, wo intensive Landwirtschaft betrieben wird.

Umso wichtiger sind die Berliner Grünflächen als Refugien für die biologische Vielfalt, die jetzt im Projekt „Summ sala blüh – wer labt sich am duftenden Veilchen?“ genauer unter die Lupe genommen werden. Die Berliner*innen sind eingeladen, genauer hinzuschauen, was alles vor der eigenen Haustür wächst, kreucht und fleucht. Bei Führungen durch verschiedene Lebensräume wie den Grunewald oder das Tempelhofer Feld können sie Flora und Fauna kennenlernen. In einem von der Grünen Liga Berlin entwickelten Dominospiel gilt es, ausgewählte Pflanzen und Wirbellose sowie dazugehörige Lebensräume zusammenzubringen und so spielerisch zu entdecken, wie alles miteinander zusammenhängt. Die Website www.summsalablueh.de und die Social-Media-Seiten des Projekts geben außerdem Tipps zum Schaffen oder Aufwerten eigener kleiner Biotope in der Stadt, sei es im eigenen Garten, auf dem Balkon oder auf der Baumscheibe vor der Haustür (siehe auch den Beitrag ganz oben). Eine Online-Sprechstunde bietet individuelle Beratung zu ökologisch wertvoller Begrünung.

Rettet unsere Bäume!

Zur Stadtnatur gehören auch die rund 430.000 Berliner Straßenbäume. Sie spenden Schatten, helfen die Folgen des Klimawandels auf das Stadtklima abzupuffern, schlucken Staub und Lärm und sind Lebensraum und -grundlage für zahlreiche Tierarten. Trotz ihrer vielen Vorteile werden die Straßenbäume oft stiefmütterlich behandelt und haben es zunehmend schwer. Sie leiden unter den heißen, trockenen Sommern und sind dann auf zusätzliche Wassergaben angewiesen, was die Bezirke, in deren Zuständigkeit die Straßenbäume liegen, kaum bewältigen können.

Mit der Mitmachaktion „Rettet unsere Bäume“ unterstützen Spreequell und die Grüne Liga die Berliner*innen dabei, „ihre“ Bäume durch den Sommer zu bringen. Wer mitgießen will, kann sich einen geeigneten Baum aussuchen und sich auf der Aktionsseite anmelden, um einen oder zwei kostenlose Gießsäcke zu erhalten, die das richtige Wässern sehr erleichtern und dafür sorgen, dass das Wasser wirklich im Boden versickert und nicht in den nächsten Gully läuft.

Damit den Bäumen effektiv geholfen wird, dürfen die Bäume weder zu jung noch zu alt sein, und auch beim Gießen gibt es einiges zu beachten. Über die Teilnahmevoraussetzungen, das richtige Gießen und über Hintergründe zu Straßenbäumen und Trockenheit können sich Interessierte ebenfalls auf der Website www.rettetunserebaeume.de informieren.

Das Wassernetz Berlin

Wasserproben gehören dazu. (Foto: Wassernetz Berlin)

Das Anfang 2023 gegründete Wassernetz Berlin macht die Berlinerinnen und Berliner auf Probleme im Gewässerschutz aufmerksam und unterstützt Interessierte dabei, für die Gewässer und die Artenvielfalt aktiv zu werden. Über drei Jahre Laufzeit wird das Projekt durch die Lotto-Stiftung Berlin gefördert. Das Wassernetz besteht aus sechs Berliner Organisationen: dem Museum für Naturkunde, der Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz, dem Verein „a tip: tap“ und den Landesverbänden der Umweltorganisationen BUND, Grüne Liga und NABU.

Bei insgesamt 70 Dialogveranstaltungen in allen zwölf Berliner Bezirken werden Gewässerprobleme sozusagen „vor der Haustür“ anschaulich aufgezeigt. 17 Gewässer werden ökologisch aufgewertet, indem beispielsweise Röhricht gepflanzt wird. Für 20 Gewässer werden Patenschaften aufgebaut, die den Zustand vor Ort beobachten und mit anderen Aktiven und behördlichen Stellen kommunizieren. In sieben Workshops tauschen sich Gewässerinteressierte und Behörden unter anderem darüber aus, wie den Berliner Gewässern schnell geholfen werden kann – auch mit einfachen Maßnahmen und ohne aufwendige Genehmigungsverfahren. Auf der Seite www.wassernetz-berlin.de gibt es detaillierte und aktuelle Infoamationen.

Alle Interessierten sind eingeladen, sich im Wassernetz Berlin zu engagieren, um die blauen Lebensadern unserer Stadt mit ihrer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt besser zu schützen.

Grüne Liga Berlin e.V.

Weitere Informationen: www.grueneliga-berlin.de (und dort das Projekt auswählen)

Das Projekt „Summ sala blüh“ wird durch die Senatsumweltverwaltung gefördert. Das Projekt „Eine Welt vor der Linse“ wird gefördert durch Engagement Global mit Mitteln des Bundesentwicklungsministeriums.

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