Aus DER RABE RALF Februar/März 2023, Seiten 9, 25 u. a.
Farben des Winters
Wie wintergrüne und immergrüne Bepflanzung Stadtbild und Gärten verschönert
Wenn wir zur jetzigen Jahreszeit durch die Stadt laufen, entsteht hin und wieder der Eindruck, dass der Winter doch noch nicht alle Pflanzen zum Rückzug bewegt hat. Das liegt nicht nur am bisher relativ milden Wetter, sondern auch an einer guten Stadtplanung. Die Sträucher, Bäume und Stauden, die jetzt durch ihr grünes, purpurfarbenes oder orange-braunes Blattwerk bestechen, haben eines gemeinsam: Sie sind winter- oder immergrün. Ab Februar werden die beständigen Grünpflanzen dann durch frühblühende Zwiebelpflanzen, die langsam aus dem Winterschlaf erwachen, optisch begleitet.
Immergrüne, wintergrüne und auch besonders kälterobuste Pflanzen sind eine wertvolle Bereicherung für den öffentlichen Raum und für Privatgärten. Vögel und Nager finden in immergrünen Gehölzen und Bodendeckern einen Rückzugsort – und auch Nahrung, denn einige Pflanzen tragen bis in den Winter hinein noch Früchte. Auch uns Menschen erfreuen die Gewächse durch die unterschiedlichen Blattzeichnungen und Blattfarben.
Alles andere als trist und kahl
Ein Beispiel für heimische immergrüne Gehölze ist der Gemeine Wacholder, der als Bodendecker, Strauch oder kleiner Baum bis zu 12 Meter hoch wächst. Die Nadeln des Wacholders weisen gerade in kühlen Monaten eine gelbliche Färbung auf und die Früchte, die optisch den Blaubeeren ähneln, sind für Vögel und Nagetiere eine wertvolle Nahrungsquelle im Winter.
Ein anderer beliebter immergrüner Bodendecker ist der Gemeine Efeu, der auch an schattigen Orten problemlos zur Begrünung genutzt werden kann. Seine Blattoberseiten können im Winter hellgrün bis gelblich oder purpurfarben getönt sein. Die im Winter blauschwarz heranreifenden Früchte werden vor allem von Staren, Amseln und Drosseln gerne gefressen. Wer Efeu pflanzt, muss jedoch geduldig sein: Bis er das erste Mal Früchte trägt, dauert es acht bis zehn Jahre.
Farbakzente bei frostigen Temperaturen
Ein weiteres Beispiel ist die Mahonie, ein aus dem westlichen Nordamerika stammender Strauch, den man häufig am Wegesrand antrifft. Von den blau-schwarzen, erbsengroßen Beeren ernähren sich unter anderem Vögel wie die Amsel. Der Strauch besticht durch seine besonderen rot-orangen Blattfärbungen im Herbst, die bis in den Winter hinein zu bewundern sind.
Unter den wintergrünen Stauden finden wir zum Beispiel das Currykraut, das mit seiner grau-weißen bis silbernen Laubfarbe den niedrigen Temperaturen trotzt und gleichzeitig einen interessanten Farbakzent setzt. Zu den Stauden mit interessanten Winterfärbungen gehört auch die Altai-Bergenie, deren Laubfarbe ab dem Spätherbst von dunklem Grün zu einem satten Rot-Braun wechselt. Wer heimische Varianten bevorzugt, kann Johanniskraut oder Goldnesseln pflanzen, auch diese behalten im Winter ihr grünes Blattwerk. Ansprechend ist bei Goldnesseln auch das gefleckte Laub – in den Wintermonaten kommt das noch einmal besonders schön zur Geltung.
Die Schönheit liegt in der Vergänglichkeit
Einige Landschaftsgärtner*innen raten dazu, den Rückschnitt von Stauden bis zum Frühjahr hinauszuzögern und besondere Doldenstände wie bei Schafgarbe, Mannstreu oder Großem Wiesenknopf im Winter stehen zu lassen. Die vertrockneten Pflanzenteile bieten nützlichen Insekten in vielen Fällen eine gute Überwinterungsmöglichkeit. Außerdem können die abgestorbenen Blütenstände einen ganz besonderen Akzent in der Staudenkomposition setzen, vor allem wenn sich Frost und Raureif auf ihnen niederschlägt. Der bodennahe Rückschnitt der Stauden kann erfolgen, sobald Tulpen und Narzissen im März und April die kühle Wintersonne begrüßen. Es schlüpfen aber nicht alle Insekten zur selben Zeit, manche brauchen noch bis zum Sommer, um sich fertig zu entwickeln. Wer auf Nummer sicher gehen will, lässt daher das Schnittgut an einem trockenen Platz noch etwas liegen.
Schneeflöckchen, Schneeglöckchen
Die Tage werden wieder länger und schon seit Januar erlebt die Natur das stille Erwachen der ersten Zwiebelpflanzen und Frühblüher, angefangen bei dem vielen bekannten Schneeglöckchen. Im Februar folgen gleich die Krokusse, und ab März kommen Blaustern, Bärlauch und Narzisse hinzu. Zwiebelpflanzen gelten gemeinhin als Frühlingsboten und dienen Bienen und anderen Insekten als erste Nahrungsquelle nach der Überwinterung als Wintertraube, Ei, Larve, Puppe oder nach der Winterstarre. Aus diesem Grund sind Zwiebelblüher für die Förderung der Biodiversität und der natürlichen Kreisläufe besonders wichtig.
Rüssel sucht Blüte
Wer ist rot-schwarz gestreift und hat an der Wilden Möhre geknabbert? Richtig! Die Streifenwanze. Zum Abschluss des Grüne-Liga-Projekts „Heimische Artenvielfalt vor der Tür“ können Interessierte die heimischen Insekten durch das Berliner Insekten- und Pflanzen-Memo „Rüssel sucht Blüte“ spielerisch entdecken. Das Memo-Spiel enthält 24 Paare und ist ab acht Jahren geeignet.
Juna Kuß
Weitere Informationen: artenvielfalt.grueneliga-berlin.de
E-Mail: stadtgruen@grueneliga-berlin.de
Das Projekt wurde von der Senatsumweltverwaltung gefördert.
Gemeinsam gärtnern, zusammen wachsen
Projekt zur Unterstützung der Gemeinschaftsgärten in Marzahn-Hellersdorf geht in die Verlängerung
Mit der Hilfe vieler Freiwilliger wurden seit 2021 in den Gemeinschafts- und Nachbarschaftsgärten im Bezirk Marzahn-Hellersdorf tolle Projekte in die Tat umgesetzt (Rabe Ralf Oktober 2021 bis Dezember 2022, S. 8/25). Zum Langen Tag der Stadtnatur im vergangenen Juni unternahmen wir eine wunderbare Fahrradexkursion zu den grün-bunten Orten im Bezirk und organisierten Praxisworkshops, Netzwerktreffen und Subbotniks – insgesamt 20 Veranstaltungen. Gemeinsam haben wir wassersparende Hochbeete und eine riesige Kräuterspirale gebaut, zahlreiche Komposthaufen angelegt und umgesetzt und mehr als 1.000 Sträucher, Bäume und Stauden gepflanzt.
Kostenlose Workshops und Wanderausstellung
Auch 2023 finden Workshops und Veranstaltungen statt. Anke Kurz führt in die Welt der Obstbaumschnitte in den Paradiesgärten ein, es wird ein Workshop über Wassermanagement und Grauwasserfilteranlagen im Gutsgarten Hellersdorf stattfinden und im Garten der Gemeinschaftsunterkunft Rudolf-Leonhard-Straße soll Naschobst gepflanzt werden.
Geplant ist außerdem eine Wanderausstellung zum gemeinschaftlichen Gärtnern, die an öffentlichen Orten im Bezirk zu sehen sein wird. Die Ausstellung, die auf sieben Tafeln verschiedene Gärten und Projekte vorstellt, wird zunächst im Stadtentwicklungsamt ausgestellt und kann dann von Interessenten ausgeliehen und ausgestellt werden.
Mit der Gartenkarte neue Orte entdecken
Allen, deren Interesse nun geweckt ist, ist die Gartenkarte Marzahn-Hellersdorf zu empfehlen. Die Karte verzeichnet Gemeinschafts- und Nachbarschaftsgärten, die zum Mitgärtnern einladen, Kleingärten mit Bildungs- und Erholungsangeboten, Schulgärten, die sich der Nachbarschaft öffnen, sowie Umweltbildungseinrichtungen des Bezirks.
Die Gartenkarte gibt es digital auf der Projektwebsite, aber auch an verschiedenen öffentlichen Orten im Bezirk als Faltplan zum Mitnehmen.
Den Bezirk per Rad erkunden
Zusammen mit dem ADFC Berlin sind im Rahmen des Projekts drei Fahrradrouten durch den Bezirk Marzahn-Hellersdorf geplant. Fernab der Straßen taucht man in die grünen Oasen des Bezirks ab. Auf der Route liegen Gemeinschaftsgärten, Kleingartenanlagen, Parks, Naturschutzgebiete und andere grüne Orte. Hier ist jeder willkommen! Ob sportliche Radlerin, Familienausflügler oder gemütlicher E-Biker – für alle Ansprüche ist etwas dabei.
Geführte Touren werden im Rahmen der Aktionswochen „Ab ins B!“ im Zeitraum vom 25. März bis 10. April sowie zum Tag der Städtebauförderung am 13. Mai stattfinden. Und auch zum diesjährigen Langen Tag der Stadtnatur am 10. und 11. Juni wird wieder zum gemeinsamen Radeln eingeladen.
Marie Lucke, Ines Fischer
Lust auf eine Radtour durch den grünen Bezirk? Ausführliche Routenbeschreibungen: www.dein-marzahn-hellersdorf.berlin/radtour-garten-paradies
Informationen zum Projekt: www.urbanegaerten.grueneliga-berlin.de
E-Mail: urbanegaerten@grueneliga-berlin.de
Alle Teile der Gemeinschaftsgarten-Serie sind hier zu finden.
Angekommen, fertig!
… und weiter geht’s: „In 80 Nutzpflanzen um die Welt“ mit der Spielkiste für die 5. und 6. Klasse
Auf unserer Reise in 80 Nutzpflanzen um die Welt (Rabe Ralf August 2021 bis Dezember 2022) sind wir wieder in Berlin gelandet. Doch das heißt nicht, dass alles zu Ende ist. Für die 5. und 6. Klassen hat die Grüne Liga Berlin die Spielkiste „In 80 Nutzpflanzen um die Welt“ konzipiert. Die Kiste kann jetzt in der Landesgeschäftsstelle in der Prenzlauer Allee 8 ausgeliehen werden – ein Medium zur Bildung für nachhaltige Entwicklung im Bereich Nutzpflanzen, Ernährung, Landwirtschaft und Handel.
Pflanzenrennen
Die Spielkiste bietet nicht nur Fachwissen zu den Nutzpflanzen, ihrer Geschichte und Verbreitung. Sie zeigt auch, spielerisch verpackt, warum unsere Landwirtschaft so ist, wie sie ist. Und sie ermöglicht einen Blick über den Tellerrand: Wie leben Menschen im globalen Süden und was bedeutet unser Handeln für sie? Schulklassen, AGs und Co. können mit der Kiste auf Reisen gehen.
Dazu gibt es ein eigens entwickeltes Brettspiel: „Pflanzenrennen – Auf der Suche nach der verlorenen Gurke“. Schon in der einfachsten Spielvariante wird die Vielfalt der Nutzpflanzen spielerisch greifbar und ganz nebenbei wächst das Wissen. Wo kommen die meisten Pflanzen her und wie kamen sie an andere Orte? Wer produziert das meiste und wer ackert für uns? In den schwierigeren Spielvarianten werden andere Kulturen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Ernährung erlebbar. Und das Beste: Das Spiel lässt sich durch die Schüler*innen erweitern und beliebig einsetzen.
Begleitet wird das Brettspiel von einem Rollenspiel. In diesem werden die lokalen und globalen Zusammenhänge unserer Ernährungssysteme in einem fiktiven Land im globalen Süden, in dem auch Nutzpflanzen für Deutschland und die Welt angebaut werden, erlebbar.
Tipps zum Einstieg ins Thema
Ergänzt werden die beiden Spielvarianten durch eine methodische Handreichung. Diese fasst das nötige Fachwissen zusammen und ist Startpunkt für eine intensivere Auseinandersetzung. Darüber hinaus enthält sie Interviews mit Menschen aus dem globalen Süden, die einen anderen Blick auf unser globales Ernährungssystem ermöglichen.
Dazu gibt es für Lehrkräfte kreative Ideen als mögliche Startpunkte für eine einfallsreiche Auseinandersetzung mit dem Thema. Was alles möglich ist und wie vielfältig die Ergebnisse sein können, zeigte schon der Wettbewerb „Aus dem Leben einer Gurke“ (Rabe Ralf Dezember 2022, S. 8). Die verschiedensten Beiträge sind auf der Projektwebsite zu sehen, zu lesen und zu hören – als weitere Anregungen, in die Welt der Nutzpflanzen abzutauchen.
Anke Küttner
Mehr zur Ausleihe und zum Projekt: 80nutzpflanzen.grueneliga-berlin.de
E-Mail: umweltbildung@grueneliga-berlin.de
Das Projekt „In 80 Nutzpflanzen um die Welt“ wurde durch Engagement Global aus Mitteln des Bundesentwicklungsministeriums gefördert.
Tagebau in Sachsen bedroht Berliner Trinkwasser
Wie die Grüne Liga mit einem Waldstück der Kohle trotzt, zeigt eine Ausstellung
Eine neue Fotoausstellung im Haus der Demokratie und Menschenrechte zeigt großformatige Fotos vom Braunkohletagebau Nochten in der Oberlausitz und einem davon bedrohten Wald. Die Leag, ein Unternehmen im Eigentum des Prager Milliardärs Daniel Křetínský, will den Tagebau erweitern und dafür den Wald vernichten. Der Berliner Fotograf Markus Pichlmaier macht gemeinsam mit dem Umweltnetzwerk Grüne Liga die Annäherung des Tagebaus an Wald und Dörfer visuell erlebbar.
„Der Tagebau Nochten verursacht neben den unfassbaren CO₂-Emissionen aus der Kohleverbrennung auch massive Eingriffe in das Grundwasser und belastet die Spree bis nach Berlin“, sagte der Grüne-Liga-Vorsitzende René Schuster bei der Ausstellungseröffnung im Januar. Eine Umplanung des Tagebaues sei unumgänglich. „Dabei kann auch der Abstand zu den Dörfern am Tagebaurand vergrößert werden. Um das alles geht es bei diesem Stück Wald“, so Schuster.
Fotografien und Collagen
Berlin gewinnt zu einem großen Teil sein Trinkwasser aus dem Uferfiltrat der Spree, deren Sulfatbelastung durch den Braunkohlenabbau schon heute massiv erhöht ist. Der Tagebau Nochten verursacht mit etwa 40 Prozent der Sulfatfracht den größten Anteil des Problems. Je früher die Kohleförderung beendet werde, umso eher könnten die Schadstoffeinträge sinken, sagte Schuster.
Die privaten Eigentümer des Waldstücks im Vorfeld des Tagebaus Nochten weigern sich, ihr Grundstück an die Leag zu verkaufen und haben ihn stattdessen an die Grüne Liga verpachtet, die seit 2020 Umweltbildungs- und Kulturveranstaltungen in dem Waldstück durchführt. Inzwischen hat die Leag ein Enteignungsverfahren gegen die Grundeigentümer und die Grüne Liga eingeleitet, das beim sächsischen Oberbergamt bearbeitet wird.
Die Fotografien und Collagen sowie eine Dokumentation über den Braunkohlewiderstand in der Lausitz sind noch bis zum 24. Februar im Berliner Haus der Demokratie und Menschrechte zu sehen.
Mike Kess
Ausstellung: „Unverkäuflich“ – Fotografien aus dem Tagebauvorfeld von Markus Pichlmaier, bis 24.2., Mo-Fr 10 bis 17 Uhr und vor Veranstaltungen, Haus der Demokratie und Menschrechte, Foyer/Robert-Havemann-Saal, Greifswalder Str. 4, Berlin-Prenzlauer Berg, www.kein-tagebau.de/unverkaeuflich