Gib dem Abfall einen Sinn

Aus DER RABE RALF Februar/März 2024, Seite 15

Der Förderfonds Trenntstadt Berlin unterstützt Projekte zur Reduzierung und Vermeidung von Abfall

Das „Clean River Project“ säuberte im vergangenen Jahr das Landwehrkanal-Ufer. (Foto: Christina Koormann)

Berlin ist eine grüne Hauptstadt – mit zahlreichen Wäldern, Gewässern, Parks und Grünflächen. Leider entdeckt man hier aber auch sehr viel Abfall, der achtlos im öffentlichen Raum entsorgt wird und so nicht nur das Auge, sondern vor allem die Umwelt belastet. Wie gut, dass schon viel getan wird, um diesem Problem entgegenzutreten: Engagierte Menschen widmen sich mit kreativen Ideen der nachhaltigen Abfallbekämpfung.

Plastik aus Flüssen fischen, Altglas recyceln oder Kinder an das Thema Abfalltrennung und Wiederverwendung heranführen – das sind Anliegen von Projekten, die mit Geldern aus dem Förderfonds Trenntstadt Berlin bereits erfolgreich realisiert werden konnten. Der Förderfonds ist eine Initiative der Berliner Stadtreinigung (BSR) und ihrer Partner:innen. Die Stiftung Naturschutz Berlin berät dazu die Antragsteller:innen, zahlt die entsprechenden Mittel aus und prüft deren Verwendung. Weniger Verpackungsmüll, Abfallvermeidung, richtige Trennung und Recycling – dazu gibt es viele innovative Ideen, die der Fonds finanziell unterstützt.

Besonders in Berliner Großwohnsiedlungen gibt es einen großen Bedarf, die Bewohner:innen mit Kreativität und der richtigen Ansprache von diesen wichtigen Themen zu überzeugen. Wer ist nicht selbst schon an überfüllten Tonnen voll falsch getrennter Abfälle in der eigenen Wohnsiedlung vorbeigekommen und hat gedacht: „Dagegen müsste mal was unternommen werden.“ Aber wie könnte das aussehen? Um beim Ideenfinden zu helfen, werden hier einige Trenntstadt-Projekte vorgestellt, die Menschen in Berlin begeistert haben und viel bewegen konnten.

Glas trennen und upcyceln 

„Bottleneck – Berlin trennt Glas“ ist ein Projekt mit dem Ziel, auf einfache Weise Altglasflaschen zu verwerten, für einen bewussten und ressourcenschonenden Lebens- und Wirtschaftsstil zu sensibilisieren und diesen mitzugestalten. Möglich macht das ein hauseigener, neuartiger Glasflaschenschneider, der schnell, sauber und mobil Glasflaschen auftrennen kann.

Hinter dem Projekt stehen Cornelia Hähne und Sarah Gohm. Zu viele Einweg-Glasflaschen und keine Entsorgungsgelegenheit – daraus entstand die Motivation, aus jeder Flasche etwas Neues zu kreieren, und zwar so, dass es Spaß macht. Ob als Trinkglas, Vase oder mit selbst hergestellten Deckeln, Regalen, Lampen – alles aus Upcycling-Materialien. Die beiden Frauen sind unterwegs, um über Altglasflaschen als Ressource, die richtige Trennung und vorhandene Altglas-Containerstandorte aufzuklären und Upcycling-Möglichkeiten für Altglas zu demonstrieren.

Mithilfe des Trenntstadt-Förderfonds ist ein interaktiver Stand mit Showboards und DIY-Workshop entstanden. Besonders die Live-Auftritte wecken Aufmerksamkeit und laden zum Aktivwerden ein. Denn man kann selbst mitmachen: Von den Bürger:innen gesammelte Altglas-Flaschen können am Stand als umgewandelte Produkte mitgenommen und zu Trinkgläsern, Gefäßen, Lichtern oder ähnlichem weiterverarbeitet werden. Das Restglas wird gleich vor Ort richtig getrennt. Der nachhaltige Gedanke: Die neu entstandenen Glasgefäße werden durch die Teilnehmer:innen weiterverwendet.

Ein neuartiger Glasflaschenschneider ermöglicht die Weiterverwendung von Einwegflaschen, zum Beispiel als Trinkglas. (Foto: Christina Koormann)

Entdecke-Kalender für Grundschulkinder

Wie Boden entsteht, welchen Lebewesen er einen Lebensraum bietet und wie man ihn richtig schützen kann, verrät der Pindactica-Entdecke-Kalender für Grundschulkinder. Er beschäftigt sich mit den Kreisläufen in der Natur und mit Recycling-Kreisläufen bei Abfällen. Zwölf Monate lang veranschaulicht er in tollen Bildern und kindgerechten Texten Fragestellungen, kleine kreative Experimente und Anregungen zu den Themen Bodenleben und Abfalltrennung. Die Kalender wurden zu Beginn des Jahres kostenfrei über einen Fahrradkurierdienst an alle Berliner Grundschulen verteilt, sodass für jede Klasse ein Exemplar zur Verfügung steht.

Der Entdecke-Kalender ist nicht nur schön anzuschauen, er animiert die Kinder auch zum Ausprobieren und kreativen Lernen. Die Pädagog:innen an den Schulen erhalten dazu eine Sammlung von Arbeitsblättern, Spielen und Linktipps zu weiterführenden Themen. Zusätzlich zu dem Jahreskalender 2024 bietet der gemeinnützige Bildungsverein Pindactica eine Materialmappe an, die weitere Basteltipps, Anregungen zur Abfalltrennung und Spiele für die Schulkinder bereithält.

Saubere und plastikfreie Ufer

Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden – besser geht es nicht: Mit Kanus, Handschuhen, Greifzangen, Keschern und allem, was man sonst noch zum Abfallsammeln auf dem Wasser braucht, stach das Clean River Project zwischen Sommer und Herbst 2023 in Berlin mehrfach in See – oder besser gesagt, in den Fluss. Seine Mission: die Uferbereiche des Landwehrkanals von Dingen zu befreien, die dort nicht hingehören.

Besonders Plastikabfall wird in Gewässern wie dem Landwehrkanal zuhauf entsorgt und für viele Lebewesen so zum Dauerproblem. Mehr als drei Viertel allen Plastiks – weltweit sind es 400 Millionen Tonnen jährlich – landen in Flüssen und so auch in den Ozeanen. Nur ein Bruchteil des gebrauchten Plastiks wird recycelt. Bis Plastik verrottet, braucht es mehrere Jahrhunderte, und die entstehenden Mikroplastikpartikel schaden zusätzlich der Umwelt.

Das Clean River Project will die Verschmutzung der Flüsse aufhalten und klärt kreativ und einsatzstark über Abfalltrennung auf. Abfälle, vor allem Plastikreste, die aus Gewässern gezogen werden, verwandeln sich durch Recycling in neue Gegenstände – zum Beispiel in Lampenschirme, die verkauft werden, um das Projekt zu unterstützen. Fundstücke, die besonders skurril sind, setzt Projektgründer Stephan Horch neu in Szene und schafft daraus Fotokunst, die ebenfalls auf die Verschmutzung der Flüsse aufmerksam macht. In Ausstellungen und einem digitalen Kuriositätenkabinett lässt sich so manches Treibgut aus neuen Blickwinkeln bewundern.

Das Clean River Project lädt zu Cleanup-Aktionen Freiwillige ein, um im Kanu oder zu Fuß ganze Flussabschnitte und Uferbereiche von Abfall und achtlos weggeworfenen Verpackungen zu befreien. Mit Freund:innen, der Familie oder auch allein können alle, die Lust haben, mitmachen und neben einer sinnvollen Aufgabe ein paar schöne Stunden auf dem Wasser verbringen. Und erstmal unterwegs, finden die aktiven Umweltschützer:innen von Kippenstummeln bis zum Klappstuhl nicht nur wahnsinnig viel Müll, sondern auch ganze Säcke voller Kuriositäten. Der gesammelte Abfall wird nach einer Aktion fachgerecht entsorgt oder kreativ recycelt.

Deine nachhaltige Projektidee

Vielfältig, oder? Es ist so viel möglich – und du kannst das auch. Hast du eine nachhaltige Projektidee zur Abfallvermeidung, zum besseren Trennen oder zur Reduzierung von Verpackungsmüll? Vielleicht denkst du schon lange darüber nach, wie in der Großwohnsiedlung nebenan besser und nachhaltiger mit Abfällen umgegangen werden kann? Und willst du mit unserer Hilfe diese Idee endlich realisieren? Dann melde dich bei uns! Die Richtlinien für den Förderfonds Trenntstadt und für weitere finanzielle Fördermöglichkeiten großer und kleiner umweltfreundlicher Projekte über die Stiftung Naturschutz Berlin findest du auf der Internetseite. Wir sind gespannt auf deine Ideen und darauf, dich kennenzulernen!

Christina Koormann 

Weitere Informationen: www.stiftung-naturschutz.de/foerderungen

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