Nach der Brutzeit sterben die Weibchen

Aus DER RABE RALF Oktober/November 2023, Seite 9

Wildbiene des Jahres ist die Frühlings-Seidenbiene

Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularius). (Foto: Fritz Geller-Grimm/​Wikimedia Commons)

Die Frühlings-Seidenbiene ist die Wildbiene des Jahres 2023. Sie gehört zur Gattung der Seidenbienen, die in Deutschland 14 Arten umfasst. Auffällig ist die Frühlings-Seidenbiene – lateinisch Colletes cunicularius – durch ihr Schwärmverhalten an den Nistplätzen im März.

Häufig auf Spielplätzen 

Seidenbienen werden mitunter mit Honigbienen verwechselt. Zu den auffälligen äußeren Merkmalen der Frühlings-Seidenbienen gehören jedoch die undeutlichen Haarbinden auf dem Hinterleib. Den Weibchen verleiht die dichte Behaarung an Kopf und Brustsegment ein kompaktes Aussehen. Frisch geschlüpfte Frühlings-Seidenbienen sind dagegen an ihrem braun gefärbten Haarkleid auf dem Brustsegment zu erkennen. Das Rostbraun geht an den Seiten in einen hellen Ton über.

Frühlings-Seidenbienen sind weit verbreitet und oft an flussnahen Sand- und Kiesgruben sowie in Siedlungsräumen vorzufinden. Ihre Kolonien errichten sie in sandigem Untergrund. Hierfür suchen sie sich oftmals Spielplätze oder Kindertagesstätten aus. In einer Kolonie können über hundert Weibchen ihre Nester anlegen.

Colletes cunicularius ist eine Solitärbiene, das heißt, jedes Weibchen kümmert sich selbstständig um ihr Nest. Der Versorgungsprozess, bei dem die Brutzellen mit Pollen ausgestattet werden, dauert sechs Wochen. Kurz darauf sterben die Weibchen. Die neue Generation entwickelt sich aus den Larven im Boden.

Auch wenn die Frühlings-Seidenbienen Weidenblüten bevorzugen, sind sie nicht darauf angewiesen. Sie bedienen sich auch an frühen Blüten von Obstbäumen, Ahornen und Eichen.

Seidenbienen-Stiche sind harmlos

Da Seidenbienen oft in Kontakt mit Menschen – vor allem mit Kindern – kommen, sehen viele Erwachsene die Frühlings-Seidenbiene als Gefahr für die Kinder. Zwar sind die Männchen zu Beginn der Flugzeit hektisch unterwegs, allerdings besitzen sie keinen Stachel. Sie kreisen auf ihren Suchflügen nur wenige Zentimeter über der Nestansammlung, und sobald sie ein schlüpfendes Weibchen gefunden haben, kommt es meist direkt zur Paarung. Im Gegensatz zu den Männchen setzen die Weibchen ihren schwachen Stachel ein, wenn sie in Gefahr schweben, weil sie beispielsweise angegriffen oder eingequetscht werden. Die Stiche sind harmlos und sollen bislang keine allergischen Reaktionen hervorgerufen haben. Auf Spielplätzen sollten die Nistkolonien sicherheitshalber durch Holzpflöcke und gestreifte Flatterbänder geschützt werden.

Nach sechs Wochen ist die Flugzeit vorbei und die Nester sind versorgt und verschlossen. Ab Mai ist die Mehrheit der Frühlings-Seidenbienen tot.

Shirin Shanibaqi

Weitere Informationen: www.wildbienen-kataster.de

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