„Austausch auf Augenhöhe“

Aus DER RABE RALF Oktober/November 2019, Seite 1/4

Die Macher des Netzwerk21Camps über das neue Barcamp-Format

Christian Lerche und Sandra Kolberg
Christian Lerche und Sandra Kolberg. (Foto: Ines Fischer)

Christian Lerche und Sandra Kolberg sind Geschäftsführer der Grünen Liga Berlin und organisieren das „Netzwerk21Camp“. Der Rabe Ralf sprach mit ihnen über das Besondere dieses Nachhaltigkeits-Events, das Mitte November in Berlin stattfindet.

Der Rabe Ralf: Das Netzwerk21Camp ist ein sehr offenes und freies Veranstaltungsformat. Was unterscheidet es von einem traditionellen Kongress?

Christian Lerche: Mit dem „Netzwerk21Kongress“ hat die Grüne Liga in den letzten zwölf Jahren einen erfolgreichen Fortbildungskongress für Nachhaltigkeitsinitiativen mit klassischen Formaten wie Workshops oder Podiumsdiskussionen angeboten. In diesem Jahr wollen wir neue Wege gehen und die Teilnehmenden noch aktiver einbeziehen.

Das Netzwerk21Camp wird eine offene Tagung, deren Inhalte und Abläufe alle Beteiligten selbst bestimmen und im Verlauf der Veranstaltung gemeinsam weiterentwickeln können. Wir orientieren uns dabei an der „Barcamp“-Methode. Barcamps werden häufig auch „Unkonferenzen“ genannt, insofern wird da schon ein Unterschied deutlich.

Sandra Kolberg: Die Bandbreite der Akteure, die sich für nachhaltige Entwicklung konkret vor Ort engagieren, ist sehr groß. Sie kommen aus zivilgesellschaftlichen Inititativen, Nichtregierungsorganisationen, Kommunalverwaltungen, aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft – und bringen alle eigene Perspektiven und Hintergründe mit.

Dabei arbeiten sie oft an ähnlichen Nachhaltigkeitsthemen, stoßen auf ähnliche Probleme, suchen nach Partnerschaften oder langfristiger Vernetzung und struktureller Unterstützung. Nachhaltige Entwicklung ist ja eine große gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Wir wollen engagierte Menschen, die Triebfedern des nachhaltigen Wandels vor Ort sind, vernetzen und ihnen eine Austauschplattform bieten.

CL: Diese Akteursvielfalt wollen wir aufgreifen und ihr einen größtmöglichen Gestaltungsspielraum einräumen. Das bedeutet nicht, dass das Netzwerk21Camp in eine wilde Spielwiese ausarten soll. Das große Oberthema ist das Voranbringen der Ziele für nachhaltige Entwicklung auf lokaler Ebene. Das ist das Dach, unter dem alles stattfinden wird.

Aber in welchem Format, mit welchen Methoden sich die Teilnehmenden damit auseinandersetzen, das wollen wir nicht vorgeben. Sie können zum Beispiel einen Vortrag über ihre Arbeit halten, Kooperationsangebote machen oder konkrete Problemstellungen formulieren, um dann gemeinsam mit einigen anderen Camp-Teilnehmern daran zu arbeiten.

Der Camp-Charakter der Veranstaltung beinhaltet auch eine eigene Gesprächskultur. Hierarchiefreies Diskutieren – wie kann man sich das vorstellen?

SK: Eine hierarchiefreie Diskussionskultur ist ein wichtiges Element von Barcamps. Es geht auch darum, starre Konventionen und Hierarchien aus dem Arbeitsalltag außen vor zu lassen, um Raum für neue Ideen und Inhalte zu schaffen, andere Perspektiven auf bestimmte Dinge zu eröffnen und sich da ein bisschen freizumachen von so einem Referenten-Zuhörer-Gefälle.

CL: Es geht einfach um einen Austausch auf Augenhöhe, bei dem jeder Input die gleiche Wertigkeit hat und nicht von vornherein durch eine Hierarchie auf irgendeine Art und Weise beeinflusst werden soll. Wir möchten zu lebhaftem Austausch, Dialog und Diskussionen mit Aha-Effekten inspirieren. Wir wollen Ideen und Menschen zusammenbringen, Verblüffung provozieren, und Aufbrüche wagen.

SK: Wir wollen Denkräume aufschließen, damit sich die Beteiligten freimachen können von vorgeprägten Strukturen, in sie oft auch eingebettet sind in ihrem Arbeitsalltag.

Ihr werdet beide am 12. und 13. November in Berlin vor Ort sein. Was wird eure Rolle sein? Was erwartet ihr vom Netzwerk21Camp?

SK: Wir selbst sind Organisatoren und gleichzeitig auch Teilnehmer. Ich bin sehr gespannt, wie das Ganze funktionieren wird. Es ist immer mit Überraschungen geladen, wenn man ein so offenes Format ausprobiert. Ich bin mir sicher, dass es eine lebendige, aufschlussreiche Veranstaltung für alle wird, aus der sich hoffentlich neue Ideen für die weitere Arbeit der Nachhaltigkeitsakteure ergeben werden.

CL: Vielleicht werden verschiedene Beschlüsse oder gemeinsame Projektideen vor Ort entwickelt und auch konkrete Ergebnisse erzielt. Das wird in jedem Fall spannend. Zwei Tage voller Überraschungen, Inspiration, Perspektivenwechsel und fruchtbarem Austausch. Das ist das, was wir uns erhoffen und was wir mit der Veranstaltung ermöglichen wollen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Interview: Nils Lassak

Das Netzwerk21Camp findet am 12. und 13. November 2019 in den Räumen des FMP1 am Franz-Mehring-Platz in Berlin-Friedrichshain statt. Unterstützt und gefördert wird es durch das Umweltbundesamt mit Mitteln des Bundesumweltministeriums und durch die Engagement Global gGmbH mit finanzieller Unterstützung des Bundesentwicklungsministeriums.

Weitere Informationen und Anmeldung: www.netzwerk21camp.de

 


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