Die Mopsfledermaus ist wieder da

Aus DER RABE RALF Dezember 2020/Januar 2021, Seite 15

Im bedrohten Kulturhof Koloniestraße 10 im Wedding wurde eine in Berlin ausgestorbene Fledermausart entdeckt

Kulturhof und Naturschutz-Vorbild: Koloniestraße 10. (Foto: Benjamin Renter)

Der im Jahr 1860 erbaute historische Fuhrhof in der Koloniestraße 10 in Berlin-Wedding hat sich, vor allem seit der stadtökologischen Umgestaltung vor 26 Jahren, nicht zufällig in ein wahres Paradies für Menschen, Pflanzen und Tiere verwandelt. Der Hof bietet mit seinen Hecken und Gebüschen, Rinnen – über die Niederschlagswasser versickert wird –, Mauerhöhlen, von Kletterpflanzen überwucherten Gebäuden und diversen Wildpflanzen vielfältige Versteck- und Brutmöglichkeiten sowie eine optimale Nahrungsgrundlage für heimische Wildtierarten. Durch seine erstaunlich hohe Biodiversität hat er eine Vorbildfunktion für den ökologischen Stadtumbau.

Doch auch diese idyllische Oase der Natur im Herzen Berlins ist in den Fokus von Immobilienentwicklern geraten und seit einigen Jahren vom Abriss bedroht. Stattdessen sollen sogenannte Mikroappartements auf dem Grundstück entstehen, kleine Einzimmerwohnungen, die auf etwa 20 Quadratmetern Platz für Schlaf- und Wohnraum, Bad und eine Küchenzeile bieten.

Mopsfledermaus. (Zeichnung: Friedrich Specht, Brehms Tierleben, 1890)

Fledermaus des Jahres

Zum Schutz der Gesamtanlage hatten engagierte AnwohnerInnen mehrere Fachgutachten in Auftrag gegeben, um die dort lebenden Arten zu erfassen. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Neben mehr als 120 verschiedenen Pflanzenarten wurden auch 14 besonders geschützte Vogelarten wie der Buntspecht auf dem Areal beobachtet werden. Die genaue Erfassung der Insekten steht noch aus.

Nicht zuletzt konnten sechs Fledermausarten bestimmt werden, darunter auch die in Berlin ausgestorbene Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus). Die Art, die übrigens zur Fledermaus des Jahres 2020/21 gekürt wurde, ist eine der seltensten Fledermausarten und laut EU-Richtlinie zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume eine streng zu schützende „Art von gemeinschaftlichem Interesse“, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen. Es sollte also auch das oberste Ziel aller Verantwortlichen sein, die Mopsfledermaus und ihren Lebensraum, also auch den Kulturhof, zu schützen und zu erhalten.

Lenja Vogt

Weitere Informationen:
Verein Kulturhof Koloniestraße 10
E-Mail: kolonie10@gmx.de

www.nabu.de/mopsfledermaus

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