Fluch und Segen

Aus DER RABE RALF August/September 2020, Seite 15 

Die Robinie ist Baum des Jahres 2020

Die Robinie hat in den Sommermonaten zarte, gefiederte Blätter. (Foto: Marzena Pochała/​Pixabay)

Die Robinie (Robinia pseudoacacia) wurde vor 400 Jahren aus Nordamerika nach Mitteleuropa eingeführt und nach dem französischen Hofgärtner und Botaniker Jean Robin benannt.

Erkennen kann man den Baum im Sommer an seinen zart gefiederten Blättern und den weißen Blütenständen. Im Winterhalbjahr hängen braune bis schwarz-braune Hülsenfrüchte in den verzweigten Baumkronen. Der Stamm hat eine graue, grobe, tief gefurchte Borke. Aufgrund von Ähnlichkeiten bei Blättern, Dornen und Früchten kann die Robinie leicht mit der Akazie verwechselt werden und wird deshalb auch Scheinakazie genannt.

Schön und robust

Die Robinie wurde aufgrund ihres ansprechenden Aussehens im 17. Jahrhundert zunächst zur Verschönerung von Garten- und Parkanlagen verwendet. Später fand man im Grubenbau Verwendung für sie, da sie ein ungewöhnlich hartes Holz hat. Zudem ist das Holz sehr witterungsbeständig, weshalb es im Freien vielseitig einsetzbar ist, etwa für Spielplatzgeräte oder Terrassen, aber auch im Wasser-, Boot- und Brückenbau. Als Energieholz wird Robinienholz ebenfalls genutzt, da es einen sehr hohen Brennwert besitzt.

Die Robinie hat ein weit in die Fläche reichendes Feinwurzelsystem, wodurch sie auch als Alleebaum und zur Bodensicherung an Steilhängen, Dämmen, Böschungen und offenen Sandflächen dient.

Magere Standorte verschwinden

Ebendieses Feinwurzelsystem kann aber auch zum Problem werden. Es gibt heute nur noch wenige sonnenbeschienene, trockene und stickstoffarme Standorte, weshalb diese wegen ihrer speziell angepassten Pflanzen- und Tierwelt als schützenswerte Lebensräume gelten – beispielsweise Mager- und Trockenrasen, warm-trockene Hanglagen, Binnendünen oder lichte Kiefernbestände auf sandigen Böden.

Die weißen Blüten der Robinie im Sommer. (Foto: Oliver Seehagen/​Pixabay)

Der Anteil der Robinien in deutschen Wäldern ist mit 0,1 Prozent sehr gering, wobei mehr als die Hälfte der Bestände auf Berlin-Brandenburg entfällt. Wo sich die Robinie jedoch ausbreitet, ist dies meist unerwünscht. Sie steht auf der Liste der invasiven Baumarten, denn die lichtbedürftigen Bäume verdrängen schnell andere Pflanzenarten. Versucht man die Robinien zu fällen oder abzusägen, treiben Stubben und Wurzelbrut umso stärker aus. Selbst wenn es gelingt, diese mit viel Mühe aus dem Boden zu holen, ist der Boden bereits mit Stickstoff angereichert, wodurch das wesentliche Charakteristikum eines nährstoffarmen Bodens verloren ist. Robinien besitzen nämlich Knöllchenbakterien an ihren Wurzeln, die Luftstickstoff binden können.

Die Robinie ermöglicht damit die Rückgewinnung von jahrhundertelang übernutzten und verödeten Landstrichen, trägt aber auf der anderen Seite dazu bei, dass nährstoffarme Lebensräume noch seltener werden.

Akazienhonig von Robinien

Die Robinie enthält Lektine, weshalb vor allem ihre Rinde und ihre Blätter für Menschen giftig sind. Rehe, Ziegen und Rinder nutzen die Blätter hingegen als Nahrungsmittel, und im Winter nagen Hasen und Kaninchen oft an der Rinde.

Die Blüten können ähnlich wie Holunderblüten in Süßspeisen oder zu Limonaden und Gelees verarbeitet sowie im Pfannkuchenteig oder im heißen Öl ausgebacken werden. Bienenhonig von Robinien gilt als Delikatesse – obwohl er meist als „Akazienhonig“ verkauft wird.

Paula Rinderle

Weitere Informationen:
www.baum-des-jahres.de


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