Grüne Liga pflanzt für morgen

Aus DER RABE RALF Dezember 2022/Januar 2023, Seiten 2, 8, 9, 25

Von Cafés und Kübelpflanzen

Auf Baumscheiben und in Pflanzkübeln lassen sich mit wenig Aufwand grüne Oasen schaffen

Auch eine Badewanne lässt sich schön bepflanzen. (Foto: Lena Assmann)

Morgens, 8:15 Uhr, es ist kalt und nieselt im grauen Berlin. Verschlafen verlasse ich das Haus, der hastig ausgetrunkene Kaffee wirkt noch nicht richtig. Als ich den Schlüssel abziehe, nehme ich etwas am Rand meines Sichtfeldes wahr. Gelb, Orange, Lila und Grün, ganz viel Grün. Augen und Gehirn scheinen noch nicht ganz zusammenarbeiten zu wollen. Irgendwas ist anders als gestern. Gelbes Johanniskraut, orangene Ringelblumen, lila Steppen-Salbei. Und so viel Grün. Hat etwa jemand die Baumscheibe vor dem Haus bepflanzt? Tatsächlich! Ich lächle. Es fühlt sich an, als hätte dieser Jemand einen Farbeimer in meinen trüben Alltag fallen lassen.

Neue Perspektiven

Innerlich danke ich dem Unbekannten, freue mich, dass er mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Auf meinem Weg zur Uni sehe ich noch viele weitere Baumscheiben, die ähnlich schön und vielfältig bepflanzt sind. Besonders charmant sind die Baumscheiben- und Kübelbepflanzungen eines Cafés in der Nähe vom S-Bahnhof Pankow, das selbst einen Blumennamen trägt und neben einem Blumenladen liegt – wie passend!

Die Cafébetreibenden scheinen viel Wert auf ihre Pflanzen zu legen und Spaß am Ausprobieren zu haben. Welche Pflanze wohl mit welcher in einen Topf passt? Wie entwickelt sich die Baumscheibe über die Monate, Jahre und in den verschiedenen Jahreszeiten? Wie hoch kann diese Pflanze wohl an den Rankhilfen klettern? Welche Staudenkomposition sieht am interessantesten aus? Es wirkt fast ein bisschen wie ein Experiment, an dem jeder teilhaben, zusehen und sich erfreuen darf.

Einfach, bescheiden und trotzdem bunt

Es muss nicht immer teuer, pflegeintensiv und prächtig sein. Es gibt viele Stauden und Wildblumen, die relativ anspruchslos sind und sich bei wenig Pflege gut verbreiten und gedeihen, wie Kornblume, Ringelblume, Malve, Schafgarbe oder Frauenmantel. Viele Pflanzen bleiben auch im Herbst und Winter grün oder wechseln ihre Blattfarbe, ohne abzusterben: Kleine Elfenblume, Altai-Bergenie, Goldnessel, Hohes Johanniskraut.

Der Kreativität beim Bepflanzen von Baumscheiben und Kübeln im öffentlichen Raum sind nur wenige rechtliche Grenzen gesetzt, von denen sich Stadtgärtner*innen jedoch nicht abschrecken lassen sollten. Wer sich vorab mit den Auflagen vertraut macht, muss keine späteren Konflikte mit dem Straßen- und Grünflächenamt befürchten und vermeidet Frustration. Mit der richtigen Pflanzenauswahl werden die Farbtupfer im Straßenland außerdem zu wertvollen kleinen Oasen für Vögel und Insekten.

Workshop für Gewerbetreibende

Dieses Wissen und noch viel mehr können Interessierte im Dezember bei einem kostenlosen Online-Workshop im Projekt „Heimische Artenvielfalt vor der Tür“ der Grünen Liga Berlin erwerben. Alles rund um Baumscheiben- und Kübelbepflanzungen im öffentlichen Raum, rechtliche Grundlagen und Pflanzenauswahl ist hier zu erfahren. Der Workshop richtet sich vor allem an Gewerbetreibende, die das Umfeld ihres Geschäfts oder Restaurants aufwerten wollen.

Juna Kuß 

Termine und weitere Informationen: artenvielfalt.grueneliga-berlin.de

Das Projekt wird von der Senatsumweltverwaltung gefördert.


Die starken Männer von Marzahn

Im Murinka-Garten – Inklusion am Murtzaner Ring

Vom Balkon schaut man direkt auf den Garten. (Foto: Ines Fischer)

In den letzten Jahren ist am Murtzaner Ring 15 eine weitere kleine Idylle inmitten der Plattenbausiedlung entstanden. Der hier beheimatete Nachbarschaftsgarten ist Teil des Begegnungszentrums Marzahn-Süd, das 2019 vom DRK-Kreisverband Berlin-Nordost mit Unterstützung des Bezirksamts ins Leben gerufen wurde. Der Garten wird durch drei Projekte getragen: Murinka, zuZug und Pfuhlspringer. Bis zum vergangenen Oktober erhielt der Garten auch Förderung durch die Projekte Mother Earth Marzahn, Verde und „Gemeinsam gärtnern, zusammen wachsen“ der Grünen Liga Berlin.

Der Name Murinka, in dem Murtzaner Ring und Inklusion stecken, wird auch als liebevolle Bezeichnung für den Garten verwendet. Die drei Hauptprojekte bilden zusammen die Basis, auf der Ortsansässige und Geflüchtete aller Altersgruppen, Fähigkeiten und Hintergründe zusammenkommen, neue Kontakte knüpfen und Gemeinschaft finden. „Menschen, die schon nahe beieinander leben, sollen sich auch tatsächlich begegnen“, so steht es auf der Website.

Aus Marzahn, Syrien und Afghanistan

Zum Projektbeginn vor drei Jahren befanden sich auf dem Gelände ein Bungalow, alte Container und die Andeutung alter Beete – Hinterlassenschaften einer ehemaligen Gartenbauschule aus den 1970er Jahren. Ein Großteil der etwa 1000 Quadratmeter großen Fläche war allerdings zugewachsen – inzwischen ein fast undurchdringlicher Wald. Mit viel Engagement machten sich Menschen aus Marzahn, Syrien und Afghanistan an die Arbeit.

„Die starken Männer waren sieben Tage die Woche hier und haben gerodet“ erzählt Saša Pitzius, die Leiterin des Murinka-Projekts. So dauerte es nur wenige Monate, bis die verwilderte Fläche nutzbar war. Im März 2020 fingen die ersten an zu gärtnern. Mittlerweile ist ein großer Teil der Fläche ein bunter Gemeinschaftsgarten, in dem sich Menschen, Tiere und Pflanzen wohl fühlen. Die „starken Männer“ sind noch immer ein wesentlicher Teil der Gartengemeinschaft und arbeiten regelmäßig ehrenamtlich im Garten, sieben den Kompost, bauen Hochbeete, pflegen den Teich.

Lebensraum für Wildtiere in der Stadt

Der Garten besteht aus privaten und gemeinschaftlichen Beeten, aber auch wilden, bewusst sich selbst überlassenen Flächen. Auf einer Wiese soll noch ein Atrium entstehen. Die alten Container mit ihren begrünten Dächern werden als Werkzeuglager genutzt. Den Mittelpunkt des Gartens bildet eine Sitzecke unter Bäumen. Stolz zeigen uns Gartenkoordinatorin Katja Sattler und Projektleiterin Saša Pitzius ihren Kompost. Das Kompostieren funktioniert vorbildlich. Kunstdünger ist tabu, stattdessen werden Gründünger und Mulch verwendet. „Wir brauchen keine Erde mehr zu kaufen“, erzählt Katja Sattler. „Wir versuchen, ökologisch wertvoll zu gärtnern.“

Für die zutraulichen Eichhörnchen gibt es Walnüsse, Rosinen und Maronen. (Foto: Ines Fischer)

Auch an die Wildtiere ist im Garten gedacht. An einem Baum hängt ein kleines Häuschen, gefüllt mit Rosinen, Maronen und Walnüssen für die Eichhörnchen. Für die Vögel im Garten gibt es Futterstellen. Während unseres Besuchs fallen zwei lebensfrohe Buntspechte auf, die einander um einen Stamm jagen. Neben zahlreichen Spatzen ist auch ein fotogenes Eichhörnchen vor Ort. Selbst Raubvögel und Füchse sind im Garten keine Seltenheit. An einem kleinen Teich leben Frösche und verschiedene Libellenarten. Erstaunlich, wie viel man hier auf kleinstem Raum entdecken kann!

Rückzug, Begegnung, Gemeinschaft

Die zahlreichen Gärtnerinnen und Gärtner kommen in der Regel gut miteinander aus. Die einen sind mehr an den Gemeinschaftsbeeten interessiert, die anderen gärtnern lieber im eigenen Hochbeet, spielen Karten und halten Kaffeeklatsch. Organisiert und geplant wird so demokratisch wie möglich, manchmal wünscht sich Katja etwas mehr Eigeninitiative und Selbstständigkeit. Es werden auch noch weitere Gärtner*innen gesucht.

Im Sprachcafé im angrenzenden Haus wird regelmäßig am Austausch miteinander gearbeitet, auch um Sprachbarrieren weiter abzubauen. Jeden Mittwoch von 9:30 Uhr bis 11 Uhr gibt es ein gemeinsames Frühstück für alle Nachbarn. Erwachsene zahlen einen kleinen Obolus, Kinder essen kostenfrei mit, Interessierte sind ausdrücklich willkommen.

Beim Abschied begegnen wir Frau R., die zum ersten Mal in den Garten kommt. Sie wohnt in der Nachbarschaft, war neugierig und würde gern ihr Gartenwissen einbringen. Sie will auf jeden Fall wiederkommen, zum Frühstücken und Gärtnern.

Gustav Löhrmann, Juna Kuß, Ines Fischer

Weitere Informationen: www.drk-berlin-nordost.de (Angebote – Begegnungszentrum), www.grueneliga-berlin.de (Gemeinsam gärtnern) 

Alle Teile der Gemeinschaftsgarten-Serie sind hier zu finden.


Gartenschau für morgen

Das erfolgreiche „Grüne Klassenzimmer“ hat in Beelitz eine Zukunft

Klimaprojekt mit der Naturwacht Nuthe-Nieplitz. (Foto: Mareike Homann)

Zwischen Blütenpracht und Schaugärten hat sich in diesem Jahr auf der Landesgartenschau in Beelitz ein vielfältiger außerschulischer Lernort mit nachhaltiger Wirkung entwickelt. Schon zum zweiten Mal hat die Grüne Liga Berlin ein „Grünes Klassenzimmer“ für eine brandenburgische Landesgartenschau realisiert.

Gartenschau – da denken viele an schön hergerichtete Musterbeete, Zierpflanzen, gepflegte Gärten und ein Publikum im gehobenen Alter. Aber Gartenschauen sind auch Infrastrukturprojekte, die einen Landstrich beleben, nachhaltige und klimaangepasste Regionalentwicklung anschieben und nicht zuletzt die Bildungslandschaft verändern können. So werden Lernräume für Kinder und Jugendliche immer häufiger zu einem Schwerpunkt von Landesgartenschauen. Denn für eine zukunftsfähige Entwicklung im ländlichen Raum braucht es eine engagierte und aufgeklärte junge Generation.

Langfristige Wirkung

Das Konzept „Grünes Klassenzimmer“ passt besonders gut zu den Landesgartenschauen. Diese Großereignisse ziehen Schulklassen aus dem gesamten Bundesland und darüber hinaus an. Die hohe Nachfrage aktiviert ein breites Spektrum an qualifizierten Bildungsreferent*innen aus dem Natur- und Umweltbereich, aber auch mit gesellschaftswissenschaftlichen und globalen Schwerpunkten. So ist in Beelitz ein über 30-köpfiges Netzwerk entstanden, das in 50 verschiedenen Themenbereichen das Gartenschaugelände aus ganz neuen Blickwinkeln erlebbar gemacht und mit Wissen gefüllt hat.

Dass 7500 Kinder das Grüne Klassenzimmer besucht haben und 281 Wildbienen-Nisthilfen, 351 Möhrenflöten und 254 Naturkunstwerke entstanden sind, ist ein toller Erfolg. Aber noch viel wichtiger ist die langfristige Wirkung des Projekts. Bildungseinrichtungen wurden mit Vereinen zusammengebracht, neue Handlungsspielräume für Kinder und Lehrende eröffnet und sowohl ein Netzwerk als auch ein Ort der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ geschaffen. Darauf lässt sich bauen, wenn es ab Frühjahr 2023 mit dem außerschulischen Lernort in Beelitz hoffentlich weitergeht.

Mareike Homann

Weitere Informationen: www.grueneliga-berlin.de (Grünes Klassenzimmer)


Das Leben, ein Abenteuer!

Im Kreativwettbewerb „Aus dem Leben einer Gurke“ wurden die Preise vergeben – die Wahl fiel sehr schwer

Einen 1. Preis gab es für die Bildergeschichte der achtjährigen Alayna über die Erlebnisse der Johannisbeere Lilly.

Den Lebensweg ihrer Lieblings-Nutzpflanze kreativ darzustellen – dazu hatte die Grüne Liga Berlin Kinder und Erwachsene aufgerufen. Jetzt ist der Wettbewerb entschieden. Bei fast 100 Einsendungen hatte die Jury eine geradezu abenteuerliche Aufgabe. Die Vielfalt der tollen Beiträge – Geschichten, Gedichte, Filme, Cartoons, Bilder und sogar ein Hörbuch – machte es alles andere als leicht, die passenden Kategorien und die besten Beiträge auszuwählen.

Verrückt …

Gewonnen in der Kategorie „Das verrückteste Abenteuer“ für Kinder haben vier sehr kreative und unterschiedliche Beiträge. Bei der Entscheidung für die Gewinnerin gaben Alter, Kreativität und Möglichkeiten und auch die Anzahl der Beteiligten den Ausschlag. Die achtjährige Alayna überzeugte schließlich die Jury mit ihrer abgefahrenen Geschichte von der Johannisbeere Lilly und der durchdachten bildlichen Umsetzung in ihrem hier abgebildeten Cartoon und bekam dafür den 1. Preis.

Es war eine sehr knappe und schwierige Entscheidung. Alle Einsendungen sind auf ihre Art großartige kreative Geschichten und brachten die Jury nicht nur sehr zum Lachen, sondern auch zum Nachdenken. Die drei weiteren Preise in dieser Kategorie gingen an das Hörspiel „Bartholomäus, die Bohne“ von Olegk (12 Jahre), mit Hadija, Kjell, Martin und Franziska, an den Stop-Motion-Film „Das schönste Geburtstagsgeschenk“ von Arvid, Joris und Johann (11/12) und an das Buch „Kirsche Speedy und ihr Abenteuer“ von Marlena (8).

… und lebensnah

In der zweiten Kategorie für Kinder waren realistischere Abenteuer gefragt. Auch hier gab es sehr unterschiedliche Beiträge, die fast alle etwas sehr Besonderes hatten, sodass es der Jury sehr schwerfiel, vier davon auszuwählen. Möglichkeiten, Kreativität und Beteiligtenzahl wurden wieder berücksichtigt. Der 1. Preis ging an Jakob (11 Jahre), der mit viel Mühe das Leben einer Sonnenblume in einem Stop-Motion-Film zeigt. Preise gab es auch für die Film-Bildergeschichte der „Kirschschwestern“ von Hanna (8), das Gedicht „Der Salat“ von Sophia (10) und den Schaukasten „Die Gurke“ von Teresa Trosiener. Eine besondere Anerkennung erhielt „Die Melone“ von Marie (9) und Mahina (15).

Erdbeeren, Erbsen, Bananen

Auch viele Erwachsene haben mitgemacht und eifrig geschrieben, gedichtet und illustriert. Dank der vielen schönen Einsendungen fiel die Wahl der vier Preisträgerinnen erneut sehr schwer. Der 1. Preis ging an Heike A. für ihren kreativen fotografisch-lyrischen Beitrag „Bittergurka“. Gleichfalls preiswürdig waren die Geschichte „Coco, die kleine Walderdbeerpflanze“ von Barbara R. sowie die Bildgeschichten „Der Weg der Banane“ von Josephine H. und „Der Erbsenumzug“ von Irina E. Die Jury vergab zudem zwei lobende Erwähnungen für das Gedicht „In Lotte-Lieschens Garten“ von Susanne B. und die Geschichte „Die Kartoffeln von meinem Opa“ von Gabriele M.

Die ausgewählten Beiträge können auf der Wettbewerbs-Website angeschaut und angehört werden. Die Grüne Liga Berlin hofft auf viele Aha-Momente und das eine oder andere Schmunzeln. Die Projektmitarbeiterinnen betonen: „Wir bedanken uns bei allen, die mitgemacht haben und wollen wirklich alle nochmals loben für ihre Kreativität und Hingabe und die tollen Beiträge.“

Anke Küttner

Die preisgekrönten Beiträge: www.grueneliga-berlin.de/aus-dem-leben-einer-gurke

Das Projekt „In 80 Nutzpflanzen um die Welt“ wird durch Engagement Global mit Mitteln des Bundesentwicklungsministeriums gefördert. 

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