Aus DER RABE RALF August/September 2023, Seite 25
Gemeinschaftsgärten in Gemeinschaftsunterkünften – eine kleine Erfolgsgeschichte
Das Stadtgärtnern ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden, denn der Wunsch nach grünen Rückzugsorten und einer nachhaltigen Lebensweise wächst. Gemeinschaftsgärten fördern nachbarschaftliches Zusammenleben – sie schaffen einen Raum, in dem Menschen sich um Pflanzen kümmern, zusammenarbeiten, Ideen austauschen und voneinander lernen können. So entsteht eine Plattform für soziale Interaktion und kulturellen Austausch, die das Gefühl der Verbundenheit und des Miteinanders stärkt.
Im Projekt „Gemeinsam gärtnern, zusammen wachsen“ der Grünen Liga Berlin steht, wie der Name schon vermuten lässt, dieser soziale Aspekt des Stadtgärtnerns im Mittelpunkt. Das wortwörtliche Zusammenwachsen der Nachbarschaften im östlichen Bezirk Marzahn-Hellersdorf ist seit Projektbeginn ein wichtiges Ziel. Eine besondere Rolle können dabei Gemeinschaftsgärten in Unterkünften für Geflüchtete spielen.
Gartenaktionen zum Kennenlernen
In Marzahn-Hellersdorf gibt es zurzeit acht Gemeinschaftsunterkünfte für Geflüchtete sowie zwei Aufnahmeeinrichtungen, die zusammen von etwa 3.000 Menschen bewohnt werden. Um ihnen den Zugang zum Gärtnern zu erleichtern, fanden im Rahmen des Grüne-Liga-Projekts in den letzten Jahren zahlreiche gemeinsame Gartenaktionen statt. Zusammen mit den zuständigen Ehrenamtskoordinationen wurden diverse Aktionen geplant und alle Interessierten aus den Unterkünften zum Mitmachen eingeladen.
So wurden in der Gemeinschaftsunterkunft Rudolf-Leonhard-Straße im letzten Jahr Hochbeete aufgebaut und bepflanzt. Im Mai dieses Jahres folgte eine weitere Pflanzaktion, bei der viele weitere Kräuter- und Gemüsesorten sowie Beerensträucher gepflanzt wurden. Mit Bewohner*innen der Gemeinschaftsunterkunft Murtzaner Ring wurde im letzten Jahr eine Kräuterspirale gebaut und bepflanzt (Rabe Ralf Oktober 2022, S. 25) und erst vor einigen Wochen wurden gemeinsam mit vielen eifrigen Händen der Jüngsten aus der Aufnahmeeinrichtung Dingolfinger Straße Pflanzkübel neu begrünt.
Ideale Begegnungsorte
Gartenflächen sind eine Möglichkeit, in unmittelbarer Nähe der Gemeinschaftsunterkunft eigene Kräuter, Obst und Gemüse anzubauen und zu ernten. Gärtnern kann so Teil des Alltags werden und Raum für Rückzug und Entspannung bieten. Nicht wenige haben auch schon in der Heimat gegärtnert und können nun Traditionen, Kenntnisse und Erfahrungen anwenden und weiterführen. Hier liegt auch ein großes Potenzial für den Wissensaustausch, nicht nur für die Menschen in der Unterkunft, sondern auch für die Nachbarschaft.
Denn die Gärten auf dem Gelände bieten sich geradezu als Begegnungsort an. Die Hemmschwelle beim Zugang zur Unterkunft, auch wegen der Umzäunung und der Anwesenheit von Security, kann bei den gemeinsamen Bau- und Pflanzaktionen schnell überwunden werden. Die „BENN-Teams“ im Bezirk helfen dabei, Nachbarinnen und Nachbarn fürs Mitmachen zu begeistern. Die Idee dahinter ist, dass sich etwaige Vorbehalte leichter abbauen lassen, wenn Menschen in Kontakt kommen. BENN steht für „Berlin Entwickelt Neue Nachbarschaften“. Das Programm der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung soll an mehreren Standorten in der Umgebung großer Gemeinschaftsunterkünfte den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern.
Ein Gemeinschaftsgarten auf dem Gelände einer Unterkunft stellt einen geschützten Raum für die Bewohnenden dar und sollte auch unbedingt als Rückzugsort bewahrt werden. Gleichzeitig besteht gerade hier eine gute Möglichkeit, aktiv die Gemeinschaft und Solidarität für Geflüchtete zu stärken. Ein wachsendes Interesse der Nachbarschaft ist also wünschenswert.
Margit Lilli
Weitere Informationen und Kontakt:
urbanegaerten.grueneliga-berlin.de
E-Mail: urbanegaerten@grueneliga-berlin.de
Alle Teile der Gemeinschaftsgarten-Serie sind hier zu finden.