Aus DER RABE RALF April/Mai 2022, Seiten 8-10, 25
Coole Märkte fürs Klima
Die Nachhaltigkeitstour für klimaschonende und nachhaltige Veranstaltungskonzepte
Die bunte und vielfältige Veranstaltungslandschaft in Deutschland zieht jedes Jahr Menschen in großer Zahl auf öffentliche Plätze, Straßen und Grünflächen, um gemeinsam zu feiern. Genauso gehört für viele der regelmäßige Gang zum wöchentlich stattfindenden Markt zum Alltag oder die Gartenparty mit Freunden. Eins haben aber alle Veranstaltungen gemeinsam: Sie verursachen klimaschädliche Emissionen in unterschiedlichem Ausmaß.
Im Projekt „Coole Märkte fürs Klima” der Grünen Liga Berlin werden gemeinsam Lösungen entwickelt, um dem entgegenzuwirken und den Austausch zwischen Veranstalter*innen zu fördern. Dafür werden Informationen in unterschiedlichen Formaten angeboten und sollen zum Mitmachen anregen.
Bildungsreihe für nachhaltige Veranstaltungen
Bei den „CO₂olen Talks” stellen Expert*innen innovative Ideen aus wichtigen Bereichen einer Veranstaltung vor. Neben den Sachthemen wie Abfallmanagement, Wasser oder Sanitär wird auch über die niedrigschwellige Erhebung von Daten zu Veranstaltungen gesprochen. Beim anschließenden Austausch zwischen allen Teilnehmenden werden Praxiserfahrungen geteilt und Lösungen für Probleme bei der Umsetzung von klimafreundlichen Veranstaltungen gefunden. Alle Talks werden aufgezeichnet und bleiben zum Nachschauen verfügbar. Der nächste Talk findet online am 3. Mai von 16 bis 17:30 Uhr statt, die Anmeldung ist auf der Projektwebseite möglich.
Animierte Info-Videos und digitale Flyer
Hilfreiche Tipps für klimafreundliche und nachhaltige Veranstaltungen werden außerdem kurz und knapp zusammengefasst. Die animierten Videos und digitalen Flyer bieten Informationen für alle Veranstaltungsgrößen und stehen kostenlos auf der Projektwebsite zum Herunterladen bereit. Mit den hilfreichen Praxistipps kann dann auch die Geburtstagsparty mit Freunden im Park zum Klimaschutz beitragen.
Beteiligungswettbewerb
Im Laufe des Jahres 2022 findet ein Beteiligungswettbewerb statt. Dazu sind alle aufgerufen, die sich mit der Planung von Veranstaltungen beschäftigen. In verschiedenen Bewertungskategorien können Sie sich mit Ihrer nachhaltigen und klimafreundlichen Idee bewerben. Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt, und auch mit Ihrer innovativen Ideen für nächste Familienfest können Sie mitmachen. Alle Informationen zur Bewerbung stehen auf der Projektseite. Das Coole-Märkte-Team freut sich auf spannende Einsendungen.
Kai Guttmann
Weitere Informationen: www.grueneliga-berlin.de (Coole Märkte)
Klassenzimmer im Grünen
Umweltbildung zwischen Spargelfeldern und Blütenpracht auf der Landesgartenschau
Der Frühling ist da und die brandenburgische Landesgartenschau Beelitz 2022 beginnt. Inmitten von Blütenpracht, wilden Naturräumen und kultureller Vielfalt lockt die Stadt Beelitz mit einem Gartenfest für alle Sinne. Dabei darf natürlich auch das Bildungsangebot nicht zu kurz kommen. In mehr als 320 Bildungsworkshops für Kinder und Jugendliche sowie einem bunten Ferienprogramm für Groß und Klein verwandelt die Grüne Liga Berlin mit ihrem „Grünen Klassenzimmer“ das Landesgartenschau-Gelände in einen Lern- und Erlebnisort für Umweltbildung und nachhaltige Entwicklung.
Am 14. April öffnet die Landesgartenschau in Beelitz ihre Tore, und schon zum Eröffnungswochenende lockt das Grüne Klassenzimmer mit spannenden Angeboten für die ganze Familie. Gemeinsam werden Unterkünfte für Krabbelkäfer gebaut und mit der Initiative „A tip: tap“ wird Leitungswasser „gepimpt“. In der zweiten Ferienwoche gibt es kreatives Klima-Puppentheater.
Bildung für nachhaltige Entwicklung
Wenn dann die Schule wieder startet, geht es los mit den über 320 Veranstaltungen im buchbaren Programm. Ein besonderer Schwerpunkt ist dabei die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Zusätzlich zu den buchbaren Veranstaltungen mit Referent*innen von „Bildung trifft Entwicklung“, Engagement Global und Brebit bekommt das Thema in den „Aktionswochen nachhaltige Entwicklung“ besondere Aufmerksamkeit. Besucherinnen und Besucher sind zum Stand des „17-Ziele-Mobils“ eingeladen, für Lehrende wird eine Fortbildung zur „Fairen Schule“ angeboten. Alle Aktionen und offenen Familienangebote sind im Veranstaltungskalender der Grünen Liga Berlin, auf der Internetseite der Landesgartenschau und im Schulportal „Klasse unterwegs“ der DB Regio Nordost zu finden.
Mareike Homann
Weitere Informationen: www.grueneliga-berlin.de (Grünes Klassenzimmer)
„Das Sein ist das Entscheidende“
Unterwegs im Wandergarten Hellwichstorp
Der „Wandergarten Hellwichstorp“ liegt im gleichnamigen Park gegenüber der Maxie-Wander-Straße 78 in Berlin-Hellersdorf. Entstanden ist dieser Nachbarschaftsgarten aus der Eigeninitiative des Künstlers Jörg Weber, der seit über 20 Jahren im Bezirk lebt. „Es ist egal, wo ich wohne, ich habe immer die Möglichkeit, mich zu entscheiden, wie ich mein Leben gestalten möchte. Und Hellersdorf nimmt sich da nicht aus“, sagte er vor zwei Jahren dem Projekt „Hellersdorfer Gesichter“.
In einem Versuch, Vandalismus vorzubeugen und einen öffentlichen Treffpunkt zu schaffen, entstand dieser Garten als Angebot an die Nachbarschaft. „Ich versuche Menschen zu zeigen, wie schön und einzigartig sie selbst sind, dass sie sich freuen, dass sie da sind“, erklärte Weber seinen Antrieb. „Das Sein ist das Entscheidende.“ Inzwischen zählt der Wandergarten acht kleine und mittelgroße Hochbeete und vier Flachbeete.
Offener Ort zum Spielen und Entspannen
Bei einem Besuch im vergangenen November schildert Jörg Weber, wie gut die Initiative angenommen wird. Es gab bereits Projekte mit Kindern, bei denen eindrucksvolle Kunstwerke zur Verzierung der Hochbeete geschaffen wurden. Auch für den Rest der Nachbarschaft gilt der Garten als Treffpunkt zum gemeinsamen Gärtnern und Vernetzen. Ohne Zaun ist der Garten für alle zugänglich und trägt zur Integration bei. Mittlerweile ist hier ein beliebter Treffpunkt für Kinder und Jugendliche aus dem Kiez und aus der gegenüberliegenden Flüchtlingsunterkunft entstanden, der zum Spielen und Entspannen im Freien einlädt.
Auch für die Zukunft wird noch viel gemeinsam geplant oder ist schon in Arbeit. Eines der Projekte, die Jörg Weber zeigt, ist eine kleine Hütte. Hier sollen zukünftig Gartenutensilien untergebracht werden, gleichzeitig könnte sie für die Besucher*innen ein geschützter Treffpunkt zum gemütlichen Zusammensitzen werden.
Materialrecycling und Nachbarschaftshilfe
Die Hütte ist ein für den Garten typisches Beispiel für die gute Zusammenarbeit der Nachbarschaft: Sie besteht komplett aus Materialien, die aus der Umgebung gesammelt oder von Privatpersonen abgegeben wurden, und an ihr wird stets gemeinsam weitergearbeitet. Weitere Vorhaben der Gärtnernden für das neue Jahr sind ein Barfußpfad oder zusätzliche Beete und Sträucher.
Betritt man den Garten und spricht mit den Leuten, erkennt man schnell das ungeheure Engagement und die Fürsorge bei allen, die hier gärtnern. Bei einem Besuch in Hellersdorf ist der Wandergarten Hellwichstorp definitiv ein Geheimtipp, bei dem das Vorbeischauen lohnt.
Louisa Ossmann, Ines Fischer
Wandergarten, Jörg Weber: www.wandergarten.de
E-Mail: info@wandergarten.de
Weitere Informationen zum Grüne-Liga-Projekt „Gemeinsam gärtnern, zusammen wachsen“: urbanegaerten.grueneliga-berlin.de
E-Mail: urbanegaerten@grueneliga-berlin.de
Alle Teile der Gemeinschaftsgarten-Serie sind hier zu finden.
Aus dem Leben einer Gurke
Hugo und das Abenteuer seines Lebens – ein Kreativ-Wettbewerb
Hugo ist eine Horngurke und mit Salatgurke, Kürbis und Melone verwandt. Manches davon wächst auch bei uns, anderes mag es lieber etwas wärmer. Viele Früchte, die wir im Laden kaufen, könnten auch hier gut angebaut werden, dennoch kommen sie von weither. Horngurken stammen ursprünglich aus Afrika, deswegen wird die Frucht auch Afrikanische Horngurke genannt. Bei uns im Laden taucht wahrscheinlich noch häufiger die Bezeichnung Kiwano auf.
Hugos Lebenslauf vom Samen bis in den Obstsalat ist also nicht der kürzeste Weg und unterwegs kann viel passieren. Auch viele andere Pflanzen wie Tomate, Mango, Mais oder Kokosnuss könnten eine Menge berichten, wenn sie reden könnten. Genau darum geht es in unserem Kreativ-Wettbewerb: Was erlebt deine Lieblings-Nutzpflanze alles, bevor sie auf deinem Teller landet?
Extra-Blatt! Extra-Blatt!
Neue Tragödie in der Familie von Hugo Horngurke. Vor genau einem Jahr wurde eine von Hugos Schwestern aufgeschnitten, um die Samen zu entnehmen. Die Samen wurden ausgesät und Hugo konnte sich über viele Nichten und Neffen freuen. Nach der Ernte wurden die Kleinen verpackt und auf das Containerschiff „Ever Given“ verfrachtet. Starker Wind stellte das Schiff im Suezkanal schräg. Dort blockierte es sechs Tage den Kanal, hunderte Schiffe kamen nicht weiter. Als die „Ever Given“ ihr Ziel endlich erreichte, war die Fracht in keinem guten Zustand mehr. Im Hafen entsorgte der Obst-Großhändler umgehend die matschigen Früchtchen.
Werde kreativ und erzähle das Abenteuer
Natürlich sind nicht alle Lebenswege von Früchten so dramatisch. Wenn das so wäre, wären unsere Obst- und Gemüseabteilungen wohl deutlich leerer. Trotzdem passiert so einiges auf dem Feld beim Anbau und bei der Ernte, beim Verpacken, Transportieren und Verkaufen. Wie werden die Pflanzen angebaut, wer ackert und verarbeitet die Früchtchen?
Ihr seid an der Reihe!
Schreibt und dichtet, zeichnet und malt, filmt und fotografiert das Abenteuer eurer Lieblings-Pflanze und schickt uns bis zum 31. August das Ergebnis. Eure Mühe wird natürlich auch belohnt. Eine Fachjury wählt die besten Beiträge aus, und es gibt tolle Preise zu gewinnen. Dank unserer Unterstützer gibt es Gutscheine und Überraschungspakete von Kosmos, Thalia, Moritz Verlag, Ulmer und Grow-Grow Nut.
Anke Küttner
Mehr zum Wettbewerb: 80nutzpflanzen.grueneliga-berlin.de
Das Projekt „In 80 Nutzpflanzen um die Welt“ wird durch Engagement Global mit Mitteln des Bundesentwicklungsministeriums gefördert.
Berliner Pflanzen für die Artenvielfalt
Mit der Grünen Liga die heimische Artenvielfalt vor der Tür entdecken und fördern
Bei all den großen Krisen, vor denen die Menschheit zurzeit steht, gerät eine immer wieder in Vergessenheit: die Biodiversitätskrise. Auch im Schatten anderer Ereignisse bleibt sie aber aktuell und erfordert unser Handeln. Berlin verfügt – noch – über eine vielfältige Flora und Fauna. Die Großstadt bietet mit ihren vielen Grünflächen und Gärten zahlreichen Tier- und Pflanzenarten Lebensräume und Rückzugsorte. Teilweise ist die Artenvielfalt in der Stadt sogar höher als im umliegenden ländlichen Raum mit den intensiv bewirtschafteten, immer größer werdenden Feldern und dem anhaltenden Pestizideinsatz.
Auch in der Stadt ist die Vielfalt jedoch bedroht. Pflanzen und Tiere sind durch zunehmende Bebauung und Versiegelung, durch Verkehr, Verschmutzung und Nutzungsdruck gefährdet. Außerdem ist nicht jedes Grün automatisch ökologisch wertvoll. Natürlich können wir als Einzelne den Artenrückgang nicht komplett aufhalten, dennoch können wir einen Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt in der Stadt leisten. Mit dem neuen von der Senatsumweltverwaltung geförderten Projekt „Heimische Artenvielfalt vor der Tür“ unterstützt die Grüne Liga Berlin die Bürger*innen dabei.
Robuste Begrünung mit heimischen Wildpflanzen
Eine Alternative zu ökologisch toten Rasenflächen und gefüllten Blumen, die zwar schön aussehen, aber der Tierwelt keinen Nutzen bringen, können heimische Wildpflanzen sein. Viele davon lassen sich auch in den Garten oder auf den Balkon pflanzen und haben gegenüber vielen gezüchteten Pflanzen den Vorteil, dass sie an schwierige Bedingungen angepasst und damit hervorragend für eine robuste und pflegeleichte Bepflanzung geeignet sind. Außerdem sind sie der heimischen Insektenwelt vertraut und liefern auch den Spezialisten unter den Sechsbeinern Nahrung.
Die hübsche Grasnelke mit ihren rosa Blüten ist zum Beispiel eine Wildstaude, die in Deutschland selten geworden, aber in Berlin und Brandenburg noch sehr häufig zu finden ist. Sie kommt mit dem Berliner Sandboden bestens zurecht, liefert Wildbienen, Schmetterlingen und anderen Insekten reichlich Nektar und Pollen – und übersteht auch die heißesten Berliner Sommer, solange man sie nicht zu viel gießt und düngt. Wie viele dieser wertvollen Wildpflanzen ist sie nämlich auf Trockenrasen und in ähnlich extremen Habitaten beheimatet und an genau solche Bedingungen optimal angepasst.
Artenbingo, Pflanzenjagd und Begrünungshilfe
Die Grasnelke und elf weitere Berliner Pflanzen stellt die Grüne Liga Berlin von April bis September vor. Sie gilt es im Artenbingo „Typisch Berlin“ in der Stadt zu entdecken und zu fotografieren. Wer mindestens sechs der gesuchten Arten entdeckt hat, kann teilnehmen und tolle Sachpreise gewinnen. Wer alle zwölf Pflanzen entdeckt hat, nimmt außerdem an der Verlosung des Hauptpreises teil. Die schönsten eingeschickten Fotos werden, mit einem passenden Insekt gepaart, in einem Memory-Spiel verewigt.
Um die Pflanzensuche etwas zu erleichtern und den Berliner*innen ihre Stadt von einer anderen Seite näherzubringen, geht die Grüne Liga mit ihnen auf „Pflanzenjagd“. In fünf Führungen werden verschiedene Berliner Lebensräume von Wald bis Garten erkundet. Ergänzend dazu startet am 13. April eine Bildungsreihe mit fünf Online- und Präsenzveranstaltungen zu verschiedenen Themen rund um die Berliner Artenvielfalt und Möglichkeiten, diese auch mit einfachen Mitteln zu fördern. Die Veranstaltungen finden in Kooperation mit der Urania statt. Informationen mit praktischen Tipps, Videos und Artenporträts stehen auf der Website der Grünen Liga Berlin zur Verfügung und werden ständig ergänzt.
Begrünungswillige berät die Grüne Liga außerdem kostenlos vor Ort, per E-Mail oder telefonisch. Jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat gibt es von 17 bis 18 Uhr auch eine offene Sprechstunde zu Begrünungsfragen. Sie findet zunächst online über Zoom statt, ab Mai im Wechsel online und in Präsenz auf dem Ökomarkt am Kollwitzplatz. Die Zugangsdaten für die Online-Termine erhalten Interessierte unverbindlich auf Anfrage per E-Mail. Eine weitere Anmeldung ist nicht erforderlich! Der zugesandte Link ist für alle Termine gültig. Wer Fragen zur ökologisch wertvollen Begrünung hat, kann während der Sprechstunde einfach dem Meeting beitreten. Zusammen möchten wir die Stadt noch grüner und bunter machen.
Lena Assmann
Termine und weitere Informationen: artenvielfalt.grueneliga-berlin.de
E-Mail: stadtgruen@grueneliga-berlin.de
Umweltfestival wieder am Brandenburger Tor
Das 27. Umweltfestival der GRÜNEN LIGA Berlin findet am 12. Juni wieder im Zentrum Berlins statt
Endlich. Nachdem es in den letzten beiden Jahren nur in eingeschränkter Form stattfinden konnte, kehrt das UMWELTFESTIVAL an seinen Ursprungsort zurück. Am 12. Juni wird sich die Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule wieder in eine bunte ökologische Flaniermeile verwandeln. Begleitet von einem vielfältigen Bühnenprogramm, werden zahlreiche Ausstellende über Umweltschutz informieren oder nachhaltige Produkte und Dienstleistungen vorstellen.
Der Asphalt wird grün
Das Thema Umweltschutz ist und bleibt von brennender Aktualität: Ob es nun um die Klimakrise, die Übernutzung der natürlichen Ressourcen oder den dramatischen Verlust der Artenvielfalt geht, ein stetig größer werdender Teil der Gesellschaft hat erkannt, dass ein radikales Umdenken stattfinden muss. Auch die jungen Leute fordern die Politik zu entschlossenem Handeln und konsequentem Klimaschutz auf. Der Wunsch nach Veränderung ist groß. Neue und alternative Lebensformen, Produkte und Dienstleistungen werden entwickelt, um die Umwelt zu schützen und die natürlichen Ressourcen zu schonen.
Ein gutes Abbild dieser Entwicklungen bietet das nun schon seit 1995 von der Grünen Liga Berlin organisierte Umweltfestival. Das Zentrum Berlins wird in Europas größte ökologische Erlebnismeile verwandelt. Hier können die Besucherinnen und Besucher vielfältige Anregungen finden, um den gesellschaftlichen Wandel weiter voranzubringen.
Mit der Sternfahrt ankommen
Auch dieses Jahr bietet der ADFC Berlin wieder seine beliebte Fahrrad-Sternfahrt an. Tausende werden gemeinsam auf dem Fahrrad für bessere Radverkehrsbedingungen in Berlin demonstrieren. Die auf sechzehn Routen angelegte Fahrt endet traditionell am Großen Stern – also direkt am Umweltfestival. Dank zahlreicher Fahrradparkplätze können die Zweiräder bequem vor dem Gelände auf der Straße des 17. Juni angeschlossen werden und schon steht dem entspannten Flanieren nichts mehr im Weg.
An diesem zweiten Wochenende im Juni bieten der „Lange Tag der Stadtnatur“ mit seinem vielfältigen Angebot, die Fahrrad-Sternfahrt des ADFC und das Umweltfestival allen Interessierten aus Berlin und Umgebung ein erlebnisreiches Umwelt- und Naturschutz-Wochenende.
Wasser – Elixier des Lebens
Auch dieses Jahr ist wieder ein buntes Bühnenprogramm beim Umweltfestival geplant. Neben musikalischen Auftritten und Angeboten für Kinder wird es spannende Diskussionen geben, zu denen Expertinnen, Aktivisten und Politprominenz eingeladen werden. Das diesjährige Hauptthema wendet sich dem Elixier des Lebens zu: dem Wasser. Wasser ist Lebensmittel und Wirtschaftsfaktor zugleich, dient als Energiequelle, Transportmedium und Rohstoff, birgt Gefahr und Rettung.
Auf vielerlei Weise ist unser Wasser bedroht. Zwar schäumen Flüsse nicht mehr und Seen leben wieder, doch haben unsichtbare Probleme zugenommen: Arznei- und Pflanzenschutzmittel, Kunststoffpartikel und Nährstoffe setzen den Gewässern massiv zu. Gewässerschutz ist auch ein wichtiger Hebel bei der Anpassung an den Klimawandel. Lassen Sie uns also über Wasser reden. Nur gemeinsam können wir unser Wasser und unsere Zukunft schützen.
Online anmelden
Wer am Umweltfestival als Aussteller*in teilnehmen möchte, kann sich auf der Festival-Website bei der GRÜNEN LIGA Berlin anmelden, die sich bei der Zusammenstellung der Veranstaltungsmeile eine Auswahl vorbehält. Alle Produkte und Dienstleistungen müssen aus umweltverträglicher Herstellung kommen. Gültige Zertifikate, Ökokontrollnummern usw. sind die Grundlage für die Zulassung zum Festival und müssen spätestens zum Anmeldeschluss am 8. Mai 2022 bei der Veranstaltungsorganisation vorliegen.
Gunnar Hamel
Weitere Informationen und Anmeldung: www.umweltfestival.de
Strukturwandel in drei Kohleregionen
Bündnis für Reaktivierung der Bahnstrecke Berlin–Prag über Cottbus, Görlitz und Liberec
Ein zivilgesellschaftliches Bündnis schlägt eine Bahn-Direktverbindung von Berlin über Cottbus, Görlitz und Liberec nach Prag vor, die auch ein kurzes Stück über Polen führt. Der ökologische Verkehrsclub VCD mit seiner Cottbuser Kreisgruppe und das Umweltnetzwerk Grüne Liga stellten dazu im Februar ein Diskussionspapier vor.
Bahnverkehr über Dresden lässt sich nicht steigern
„Die Reaktivierung der Bahnstrecke aus der Vorkriegszeit muss ein Teil des Strukturwandels in den Kohleregionen in Deutschland, Polen und Tschechien werden“, sagte der Grüne-Liga-Vorsitzende René Schuster. Das fördere das Zusammenwachsen in Europa. „Die Lausitz ist derzeit vom internationalen Fernverkehr nahezu abgekoppelt – das muss sich ändern“, mahnte Dieter Schuster, Vorstandsmitglied beim VCD Brandenburg und Sprecher der Kreisgruppe. Die Strecke wäre nur 27 Kilometer länger als die sehr stark ausgelastete Bahnstrecke Berlin–Dresden–Prag.
Die Initiative zur Reaktivierung hatte der VCD Brandenburg ergriffen, der dafür im vergangenen Jahr eine Arbeitsgruppe bildete. Vertreten sind dort auch der VCD-Bundesverband, die Euroregion Neiße, der Fahrgastverband Pro Bahn und Greenpeace Cottbus. Der Strukturwandel öffne jetzt ein Zeitfenster für den schon lange diskutierten Vorschlag, meint Schuster.
Auf deutscher Seite gehört der Bahn-Ausbau von Berlin bis Görlitz ohnehin zu den Strukturmaßnahmen des Bundes, und in Tschechien würde die Stadt Liberec bessere Bahnanbindungen an Prag und Berlin befürworten, sagt Wolfgang Domeyer. Der Oberlausitzer Bahnexperte engagiert sich als Mitglied der Eisenbahnergewerkschaft EVG im Arbeitskreis Regionalentwicklung Lausitz sowie in der Greenpeace-Fachgruppe Mobilität.
Die Reaktivierung der Strecke würde die Lausitz und die polnische Region um den Tagebau Turów an den internationalen Bahnverkehr anbinden. Neben dem Güterverkehr würde auch der Personenverkehr deutlich an Attraktivität gewinnen, meint Domeyer. Von Cottbus oder Görlitz wäre man ohne Umsteigen in zwei Stunden in Prag.
Bahn will lieber teuren Tunnel bauen
Auch die Bahn hat das Nadelöhr im Elbtal hinter Dresden erkannt und will bis etwa 2040 eine neue Strecke nach Ústí nad Labem durch noch unerschlossenes Land bauen. Dafür soll ein umstrittener 25 Kilometer langer Tunnel durch das Erzgebirge gefräst werden. Das Bündnis sieht seine Idee aber eher als Ergänzung dazu. „Für Klimaneutralität in Europa bis 2050 muss es eine Verkehrswende geben – mit einer Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene“, erklärt Dieter Schuster vom VCD. „Unsere Variante würde auch wesentlich schneller umsetzbar sein, weil lediglich die fast durchgängig bestehenden Gleisverbindungen ausgebaut werden müssen“, ergänzt Wolfgang Domeyer.
Das Bündnis will nun Bahn, Politik und Verkehrsorganisationen von seinem Vorschlag überzeugen. René Schuster von der Grünen Liga ist optimistisch: „Jedes noch so große Projekt hat mit einem Gedanken angefangen.“
Benjamin Sommer
Diskussionspapier: www.grueneliga.de (Themen – Bahn für alle)