Gärten pflegen, Bäume retten

Aus DER RABE RALF Juni/Juli 2023, Seiten 9, 25

Eine grüne Oase für alle

Der Bürgergarten Helle Oase, ein urbaner Gemeinschaftsgarten im Berliner Osten

Ein Garten mit Hochbeeten, Spielplatz, kleinen Bäumen und Gartenweg, im Hintergrund einige Plattenbauten.
Auf einer Brachfläche entstand eine grüne Oase für Hellersdorf. (Foto: Margit Lilli)

Mitten in Berlin-Hellersdorf, unweit des gleichnamigen U-Bahnhofs und des belebten Stadtteilzentrums Helle Mitte, existiert seit mittlerweile über zehn Jahren ein ganz besonderer Freiraum für die Menschen aus Hellersdorf und Umgebung: der Bürgergarten Helle Oase.

Der Permakultur-Gemeinschaftsgarten wurde im Jahr 2012 auf einer Fläche des landeseigenen Immobilienmanagements in der Tangermünder Straße angelegt. 4.500 Quadratmeter ungenutzter Brachfläche wurden damals in eine grüne Oase verwandelt. Der Garten entstand in einer Kooperation des gemeinnützigen Trägervereins Kids & Co. mit verschiedenen Initiativen. Von großer Bedeutung war dabei die Beteiligung interessierter Nachbar:innen. Denn um einen Ort für die Menschen vor Ort zu gestalten, sollten immer auch deren Wünsche und Bedürfnisse berücksichtigt werden.

Ganzheitlich gärtnern nach Permakultur-Prinzipien

So gibt es neben dem eingezäunten Gemeinschaftsgarten eine weitere Grünfläche mit Zierbeeten und Obststräuchern, auf der sich auch ein Kinderspielplatz, ein Bolzplatz, eine Tischtennisplatte und ein Boule-Feld befinden. Diese sind immer offen zugänglich und können so jederzeit genutzt werden. Anna Juhnke von Kids & Co. ist für die Projektkoordination zuständig und erhofft sich durch die direkte Nähe des Freizeitangebots zum Gemeinschaftsgarten, dass bei den Besucher:innen Interesse für den Garten und die Natur geweckt wird. Auf dem Spielplatz hat sie dafür gemeinsam mit den Gärtnernden eine Benjeshecke angelegt, die nicht nur vielen verschiedenen Tierarten Unterschlupf bietet, sondern auch Kinder und Eltern begeistert.

Der Bürgergarten Helle Oase gärtnert nach den Prinzipien der Permakultur und möchte so ein ganzheitliches ökologisches System erschaffen, in dem die verschiedenen Elemente so angeordnet sind, dass sie sich gegenseitig unterstützen und ein möglichst stabiles und selbstregulierendes System bilden. Dabei sollen möglichst geschlossene Stoffkreisläufe entstehen, sodass beispielsweise Pflanzenabfälle kompostiert und anschließend wieder in das System zurückgeführt werden.

Erprobung sparsamer Bewässerungsmethoden

Eine wichtige Rolle spielt im Gemeinschaftsgarten das Wasser. Angesichts der zunehmenden Trockenheit und Wasserknappheit im Sommer versucht die Helle Oase besonders sparsam mit der wertvollen Ressource umzugehen. In Versuchsbeeten werden dieses Jahr verschiedene Methoden zur sparsamen Bewässerung getestet. Wesentlich ist dabei, die Beete nicht von oben zu gießen, um der hohen Verdunstung entgegenzuwirken. Auch eine selbstgebaute Grauwasserfilteranlage gibt es seit Kurzem in dem Garten, um anfallendes Spülwasser nicht zu verschwenden, sondern weiter nutzen zu können. Das Wasser sickert durch verschiedene Filter und wird dabei von Fett und Tensiden befreit. Es kann dann als Gießwasser verwendet werden.

Einige Menschen hören einem Vortrag im Garten Helle Oase zu.
Alle sind willkommen zu dem vielfältigen Freizeit- und Bildungsprogramm. (Foto: Margit Lilli)

Die Helle Oase folgt nicht nur beim Gärtnern ganzheitlichen Ideen, auch als sozialer Treffpunkt und Austauschort will sie für möglichst viele Menschen eine Anlaufstelle sein. Umweltbildungsaktionen zu diversen Themen sollen ein Bewusstsein für Natur und Umwelt schaffen. Für die Gartensaison wurde außerdem ein vielfältiges Freizeitangebot geplant, das über das Gärtnern hinausgeht und bei dem alle willkommen sind.

Repaircafé und Außenküche

Auf dem Gartengelände befindet sich ein Repaircafé mit Werkstatt, das dienstag- und freitagnachmittags die Möglichkeit bietet, kaputte Alltagsgegenstände reparieren zu lassen. Jeden Mittwoch wird es kreativ, vormittags findet das Strickcafé statt, jede zweite Woche sogar nur für Männer, und nachmittags gibt es Kreativworkshops zu monatlich wechselnden Themen.

Seit diesem Jahr wird außerdem jeden Montag gemeinsam in der Außenküche gekocht und gespeist. Durch verschiedene Förderungen ist es möglich, das gesamte Angebot für die Teilnehmenden kostenfrei und somit leicht zugänglich zu halten. Die Außenküche mit Grillplatz kann außerdem nach Vereinbarung von Nachbar:innen für private Anlässe genutzt werden. Ein beliebtes Angebot, das geschätzt und respektiert wird, denn der Platz wurde bisher stets sauber und ordentlich hinterlassen.

Platz für eigene Ideen

In der Hellen Oase ist über die Jahre ein bunter, vielseitiger Freiraum entstanden und gewachsen, der vom Engagement und der Beteiligung vieler Einzelner lebt. Erst die kontinuierliche Unterstützung der beteiligten Menschen macht das Projekt, so wie es heute ist, überhaupt möglich. Anna Juhnke ist es wichtig, dass Menschen in der Hellen Oase auch selbst aktiv werden und eigene Ideen in die Tat umsetzen können. So kann das Projekt in Zukunft weiterwachsen, genügend Platz ist auf jeden Fall da.

Margit Lilli 

Weitere Informationen: www.helle-oase.de
www.urbanegaerten.grueneliga-berlin.de

Alle Teile der Gemeinschaftsgarten-Serie sind hier zu finden.


Rettet unsere Bäume

Eine Aktion für Berliner Stadtbäume von GRÜNE LIGA Berlin und Spreequell

Greta füllt mit einer Gießkanne einen großen Gießsack, der um einen jungen Straßenbaum befestigt ist.
Bei Jungbäumen helfen Gießsäcke. (Foto: GRÜNE LIGA Berlin)

Anders als in den letzten Jahren war dieses Frühjahr überdurchschnittlich nass und kühl. Auch wenn die Berliner*innen sich nach Wärme und Sonnenschein gesehnt haben, ist den meisten mittlerweile bewusst, wie nötig der Niederschlag für das Stadtgrün war. Die oberen Bodenschichten sind nach den anhaltenden Regenfällen wieder mit Wasser gesättigt. Doch in den tiefen Bodenschichten herrscht immer noch Trockenheit.

Das wiederum führt auch dazu, dass selbst Altbäume zunehmend unter Trockenstress leiden. Sie überstehen kürzere Trockenperioden in der Regel gut, da sie mit ihrem weit verzweigten Wurzelwerk auch dann noch an Wasser kommen, wenn der Nachschub von oben ausbleibt. Jungbäume hingegen sind noch nicht so tief verwurzelt und erleiden entsprechend früher Trockenschäden. Sobald es wieder wärmer und sonniger wird, kann es ihnen schnell wieder zu trocken werden.

Besonders hier soll die Aktion „Rettet unsere Bäume“ Abhilfe schaffen. Seit dem Start 2021 haben bereits mehr als 1200 Menschen teilgenommen und stehen auch dieses Jahr in den Startlöchern. Wer wieder mitmachen will, kann sich auch jetzt noch anmelden.

Was bringen Gießsäcke?

Mittlerweile sind sie ein vertrauter Anblick im Straßenbild: die großen grünen Plastiksäcke, die an Straßenbäumen befestigt sind. Einmal gefüllt, versorgen sie den Baum über mehrere Stunden mit Wasser, das aus einer kleinen Öffnung heraus langsam an den Boden abgegeben wird und dort versickert. So wird verhindert, dass der Großteil des Wassers verdunstet oder abläuft, statt in den Wurzelbereich der Bäume zu gelangen. Je nach Wasserbedarf des Baumes und Witterung wird der Gießsack etwa zweimal in der Woche mit 60 bis 70 Litern Wasser gefüllt.

Mit der Ausgabe kostenloser Gießsäcke unterstützen Spreequell und die Grüne Liga Berlin engagierte Bürger*innen dabei, „ihren“ Baum vor der Haustür durch den Sommer zu bringen. Ob der Baum für die Aktion geeignet ist, prüft die Grüne Liga Berlin mithilfe der Plattform „Gieß den Kiez“ vom Citylab Berlin. Dort sind fast alle Berliner Straßenbäume in einer interaktiven Karte verzeichnet. Gießwillige finden dort nicht nur Angaben wie Art, Alter und Wasserbedarf jedes Baumes, sondern können sich auch als Gießpat*innen eintragen.

Natürlich sind Gießsäcke nicht die Lösung aller Probleme für die Straßenbäume. Sinnvoll ist ihr Einsatz auch nur bei jüngeren Bäumen. Für diese können die grünen Säcke bei richtiger Anwendung in heißen Sommern aber lebensrettend sein. Langfristig ist die Stadt Berlin gefragt, dauerhafte und nachhaltige Lösungen zum Erhalt der Stadtbäume zu entwickeln und in die Praxis umzusetzen. Entsiegelung und Regenwassermanagement sind in aller Munde, die Einführung entsprechender Maßnahmen läuft aber schwerfällig. Kurzfristig ist weiterhin die Mithilfe der Bevölkerung gefragt.

Trinkwasser – ein knappes Gut

Berlin ruft die Bevölkerung inzwischen nicht nur zum Bäumegießen auf, sondern auch zum Wassersparen, da selbst in Mitteleuropa das Wasser knapp geworden ist. Können wir es uns in diesen Zeiten eigentlich noch leisten, Trinkwasser an die Bäume zu gießen? Wer Regenwasser sammeln kann oder eine Straßenpumpe in der Nähe hat, sollte darauf unbedingt zurückgreifen. Oft ist dies aber nicht der Fall – und wenn die Alternative lautet, die Bäume im Sommer vertrocknen zu lassen, ist das Trinkwasser keineswegs verschwendet.

Denn nicht nur die Bäume sind auf unsere Hilfe angewiesen, wir brauchen sie mindestens genauso, damit unser Stadtklima in naher Zukunft nicht unerträglich wird. In den letzten Jahren mussten in Berlin durchschnittlich 6000 Straßenbäume im Jahr gefällt werden, die Tendenz ist steigend. Nachgepflanzt wird lange nicht so viel, und selbst wenn, dauert es viele Jahre, bis ein neuer Baum die gleiche „Leistung“ erbringt wie ein Altbaum. Mehr Bäume zu verlieren, können wir uns nicht leisten. Auch hier ist die Politik gefragt, Lösungen zur Regenwasserbewirtschaftung zu etablieren und den Zugang zu Brunnen- und Brauchwasser für die Bewässerung des Stadtgrüns zu ermöglichen. An Ideen und Konzepten mangelt es nicht, doch die Umsetzung kostet Zeit und Geld.

Richtig gießen

Damit die Bäume vom Gieß-Engagement wirklich etwas haben, gibt es einiges zu beachten. Deshalb vermittelt die Aktion „Rettet unsere Bäume“ auch Wissen zum richtigen Wässern der Bäume. Teilnehmer*innen und Interessierte können sich auf der Website über die Hintergründe der Aktion informieren und finden dort praktische Tipps zum Gießen und zur Verwendung der Gießsäcke. Auch wie älteren Bäumen, die für Gießsäcke schon zu groß sind, in Zeiten großer Wassernot geholfen werden kann und warum der gut gemeinte Eimer Wasser am Tag einem Baum nicht unbedingt hilft, wird hier erklärt.

Lena Assmann 

Weitere Informationen:
www.rettetunserebaeume.de
www.giessdenkiez.de

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