Aus DER RABE RALF Oktober/November 2021, Seite 7
Praxiskurs über regenerative Energie und Wassermanagement in Berlin-Zehlendorf
Im September hat an der Berliner „Landesstelle für gewerbliche Berufsförderung in Entwicklungsländern“ der diesjährige Kurs zu Solarenergie, Windkraft, Biogas und verantwortungsvollem Umgang mit Wasser begonnen. Seit zehn Jahren kann man hier jeweils am Freitag neben der Theorie auch Erfahrungen mit ganz praktischen Dingen sammeln. So werden Photovoltaikanlagen für die Versorgung mit Sonnenstrom aus den Einzelteilen zusammengebaut, wie Batterie, Laderegler und Konverter. Für Klaus Pellmann, den Koordinator der Landesstelle, ist dieser Praxisbezug entscheidend. „Wir erleben es oft, dass eine teure Anlage nach einiger Zeit nicht mehr funktioniert, weil niemand weiß, wie man den Fehler findet und das Problem beheben kann“, berichtet er.
Teilnehmer aus afrikanischen Communitys
Schon vor über 50 Jahren wurden an der „Landesstelle“ Lehrer für die berufliche Bildung in den Ländern des globalen Südens ausgebildet. Sie gingen dann in ihre dortige Heimat zurück und vermittelten weiter, was sie in Berlin über Holz- und Metallbearbeitung gelernt hatten. Aus dieser Epoche hat die heute noch genutzte Holz- und Metallwerkstatt mit ihren soliden Maschinen überdauert. Vor zehn Jahren wurde das Konzept umgestellt auf ein Weiterbildungsangebot in Technologien für nachhaltige Entwicklung: Wasser, Abwasser, Energie. Die Teilnehmer kamen nun zum Teil aus den verschiedenen afrikanischen Communitys in Berlin, die ihre Heimatregion unterstützen wollen. Sie konnten hier das notwendige Wissen erwerben und ihre Ideen mit Fachleuten weiterentwickeln.
Daraus ergaben sich Reisen in ferne Gegenden zur praktischen Umsetzung. So wurde die Wasserversorgung für das Wiederaufforstungsprojekt „World Garden Mongolia“ mit dem Initiator Erdenechuluun Dulamjav geplant und in der Nähe der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar in Betrieb genommen. Im Heimatdorf eines Teilnehmers aus Äthiopien wurde eine Solaranlage installiert und die Wasserversorgung verbessert.
Wasser- und Biomasse-Labor
Die „Landesstelle“ ist Teil der Peter-Lenné-Schule in Zehlendorf, die als „Oberstufenzentrum Natur und Umwelt“ und als „Staatliche Fachschule für Gartenbau Berlin“ viele Synergien bietet. Sie ist als Modellschule auf dem Weg zur Klimaneutralität. Auf dem Dach wurde im Sommer eine große Solaranlage montiert, die alte Heizanlage wurde durch eine moderne Pelletheizung ersetzt. Gemeinsam mit dem Bildungsgang „Staatlich geprüfte Umweltschutztechnische Assistent/in – Schwerpunkt Bioenergie“ kann das modern ausgestattete „Bioenergielabor für regenerative Energieformen“ (Belare) genutzt werden. Es wurde aus Mitteln der Senatsverwaltungen für Wirtschaft und für Bildung errichtet und vor vier Jahren eröffnet.
Das Labor ist eine einzigartige Ergänzung zu den mechanischen Werkstätten und ermöglicht praktische Untersuchungen im Bereich Wasser und Biomasse auf hohem Niveau. Im Kurs wird beispielsweise die Funktion der Pflanzenkläranlage untersucht, die das Abwasser von Belare reinigt. Es gibt eine Biogasanlage mit den dazugehörigen Messinstrumenten.
Selbst gebaut – selbst repariert
Für den Bereich der Bioenergie, wozu auch Pflanzenöl, Alkohol und Biokohle (Terra preta) gehören, ist Roland Schnell verantwortlich. „Häufig laufen auch einfache Biogasanlagen nach ein paar Jahren nicht mehr, weil sie falsch behandelt werden und keiner über die nötigen Kenntnisse verfügt, um Abhilfe zu schaffen“, sagt er. „Wenn man das aber einmal selbst im Modell geplant, gebaut und in Betrieb genommen hat, weiß man, wo die Probleme stecken können.“
Die Kurse sind kostenlos und finden freitags von 9 bis 15 Uhr statt. Die Teilnahme ist auch an einzelnen Modulen wie Photovoltaik, Solarthermie, Bioenergie oder Wassermanagement möglich.
Benjamin Sommer
Weitere Informationen (dt./engl./frz.): Landesstelle für gewerbliche Berufsförderung in Entwicklungsländern, Hartmannsweilerweg 29, 14163 Berlin-Zehlendorf, Tel. (030) 814901-11, Fax -80, www.landesstelle.org