Vogel und Staude des Jahres

Der beliebteste Sänger

Aus DER RABE RALF Juni/Juli 2021, Seite 8

Das Rotkehlchen ist Vogel des Jahres – nun auch in der „Publikumswahl“

(Foto: Peter Rohrbeck)

Es ist offiziell. Das Rotkehlchen darf sich zum zweiten Mal Vogel des Jahres nennen. Ein Titel, der noch beeindruckender ist, wenn man bedenkt, dass dieses Jahr zum ersten Mal öffentlich gewählt wurde. Von 455.000 Teilnehmern entschieden sich über 59.000 für das Rotkehlchen. Damit lag es fast 7.000 Stimmen vor der Rauchschwalbe, die sich mit dem zweiten Platz zufriedengeben muss.

Unverwechselbar

Was macht das Rotkehlchen so besonders? Anders als bei vielen anderen Singvogelarten können wir uns beim Rotkehlchen sowohl am Gesang der Männchen als auch der Weibchen erfreuen. Kein Wunder, dass das Rotkehlchen oft als der beliebteste Singvogel Deutschlands bezeichnet wird – zumal sein markanter Gesang zwar in sich sehr variabel, aber auch für ungeschulte Ohren deutlich zu erkennen ist. Auch was das Aussehen angeht, ist das Rotkehlchen mit seiner orange-roten Kehle, den bläulich-grauen Seiten an Hals und Brust, den dünnen Beinen und dem dünnen schwarzen Schnabel unverwechselbar. Interessant ist auch, dass dabei keine Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen zu finden sind.

Den wohl wichtigsten Beitrag zum Bekanntheitsgrad des Rotkehlchens leistet allerdings seine schiere Populationsgröße. Im Gegensatz zu vielen anderen Vogelarten ist das Rotkehlchen mit einer stabilen Population von 3,4 bis 4,4 Millionen Brutpaaren in Deutschland nicht gefährdet. Der weltweite Bestand wird auf rund 350 Millionen Individuen geschätzt. Die Gesamtpopulation verteilt sich zum überwiegenden Teil auf Europa, Nordafrika und Vorderasien.

Abholzung und Ackergifte

Bei solchen Zahlen ist ein Punkt erreicht, an dem natürliche Fressfeinde wie Katzen, Wiesel oder Raubvögel kaum noch eine Auswirkung auf den Populationsumfang haben. Wachstum oder Rückgang der Population sind größtenteils von zwei Faktoren abhängig. Den ersten Faktor bilden Wetterextreme. Eine besondere Rolle spielt die Härte des Winters, der im Extremfall den gesamten Brutbestand um 80 Prozent reduzieren und auch das Sammeln von Nahrung für die überlebenden Rotkehlchen erheblich erschweren kann.

Der zweite Faktor ist wie so oft der Mensch, der den Lebensraum von Rotkehlchen zerstört. Durch das Abholzen von Wäldern, aber auch durch die Nutzung von Insektiziden und Herbiziden wird der Bestand teils deutlich reduziert. Solche Eingriffe in die natürlichen Lebensräume stellen als einzelne Ereignisse zwar keine existenzielle Bedrohung für die Art als solche dar. Sollten sie sich aber häufen, könnte es sein, dass auf längere Sicht der Bestand der Rotkehlchen wie bei vielen anderen Vogelarten in Deutschland drastisch reduziert wird. Es liegt an uns, einem solchen Szenario entgegenzuwirken und dafür zu sorgen, dass der Gesang des Rotkehlchens auch zukünftige Generationen erfreut.

Fabio Micheel

Weitere Informationen:
www.vogeldesjahres.de

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Gute Gabe

Aus DER RABE RALF Juni/Juli 2021, Seite 9

Die Schafgarbe ist Staude des Jahres 2021

Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium) (Foto: Petra Schneps/Pixabay)

Die Achillea, bekannt unter dem Namen Schafgarbe, wurde dieses Jahr mit dem Titel „Staude des Jahres“ bedacht. So unscheinbar die Schafgarbe im Frühjahr mit ihren buschigen, augenbrauenartigen, aber relativ nah am Erdboden wachsenden Blättern doch ist, umso mehr möchte sie ab Juni/Juli mit ihren farbenprächtigen Blüten gesehen werden. Doch ist dieser Korbblütler nicht nur durch seine bunten Blüten schön anzusehen, sondern hat mitunter auch heilende Wirkungen.

Namentlich aus dem althochdeutschen „garwe“ (Gabe) hergeleitet, war die Schafgarbe als „Gesundmacher“ bekannt und wurde so auch schon im Jahr 2004 zur Heilpflanze des Jahres gekürt. Den anderen Teil ihres Namens hat sie den Schafen zu verdanken, die gerne ihre jungen Blätter verspeisen.

Nicht nur Schafe und andere grasende Tiere, sondern auch Insekten sind von den Pollen und dem Nektar der Schafgarbe sehr angetan. Möchte man also einen bunt blühenden Garten besonders insektenfreundlich gestalten, ist man bei der Achillea genau richtig! Sie kann nämlich, wenn Verblühtes nach der ersten Blüte zurückgeschnitten wird, ein zweites Mal im September blühen. Im Herbst sollten beim Rückschnitt zumindest die Blütenstängel stehen bleiben, so können sie über den Winter als Rückzugsort für Insekten dienen.

Vielfältig anwendbar

Im Garten geerntet oder auf geeigneten Wildflächen gefunden, kann die Schafgarbe nicht nur großen und kleinen Tieren dienen, sondern auch beim Menschen Anwendung finden. Die in der Pflanze enthaltenen ätherischen Öle, Alkaloide und Gerbstoffe haben eine krampflösende und antibakterielle Wirkung. Die Bitterstoffe der Schafgarbe regen den Appetit und die Verdauung an.

Allgemein war die Schafgarbe schon früher als Frauenheilkraut im Einsatz, da ihr schmerzlindernde Eigenschaften zugeschrieben werden. Als Tee kann sie entweder frisch oder getrocknet verwendet werden und soll Kopfschmerzen und Migräneerscheinungen sowie Atemwegserkrankungen lindern.

Großer Beliebtheit erfreut sich die Schafgarbe nicht zuletzt wegen der vielseitigen Verwendung der kleinen Blätter in Beilagen wie Salaten, Kräuterquarks, Essig- und Ölzubereitungen, in Teig- und Gemüsegerichten oder in Kräuterbutter.

Ganz wichtig beim Sammeln ist die richtige Zuordnung der Pflanze. Es gibt mehrere, nahe verwandte und sich sehr ähnelnde Schafgarbe-Arten, die leicht mit giftigen, ungenießbaren Arten wie dem Gefleckten Schierling verwechselt werden können. Außerdem sind manche Menschen gegen Korbblütler allergisch, hier sollte man vorher mit einer kleinen Probe testen, ob man diese Pflanzenfamilie verträgt.

Schafgarben-Limonade schnell zubereitet

Eine Handvoll weiße bis rosafarbene Schafgarben-Blüten
1 Bio-Zitrone
2 EL Süßungsmittel der Wahl (Agavendicksaft, Honig etc.)
1 Liter Apfelsaft

Die Schafgarben-Scheindolden werden mit der kleingeschnittenen Zitrone und dem Süßungsmittel zerstampft und mit dem Apfelsaft vermengt. Einen halben bis ganzen Tag lässt man den Sud ziehen, dann kann er nach Belieben mit Mineralwasser oder Sprudelwasser verdünnt und kalt serviert werden.

Isabelle Wollandt

Weitere Informationen:
www.staude-des-jahres.de

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