Wie Phönix aus der Asche…

Der Aufruf stellt das Projekt „Stadt-Land-Fluß“ vor und erörtert die interessantesten Fragen, die dabei entstehen

Aus DER RABE RALF Februar/März 2001

Hurra, wir leben noch! Viele werden schon mal von unserem wunderbaren Projekt „Stadt-Land-Fluß“ gehört haben – immerhin krebsen wir schon seit über fünf Jahren mit unseren Ideen durch die Gegend. Vielleicht haben einige auch die letzte große Depression des Projekts mitbekommen. Der Versuch, den Start des Projekts mit unabhängigen Basisgruppen voranzutreiben, muß als gescheitert betrachtet werden. Nach unserem Wochenendplenum im Mai sind 11 wild entschlossene Menschen übriggeblieben, die in diesem Jahr endlich aufs Land wollen – und 15 Leute, die am Stadtprojekt festhalten. Diese Menschen sind motivierter als je zuvor, haben aus allen Fehlern gelernt und sind bereit, neue zu machen. Mit diesem Artikel stellen wir uns wieder einmal vor, präsentieren Ideen und Wünsche und … bitten um Unterstützung!

Stadt – Land – Fluß

Nach wie vor halten wir an der Zweiteilung in ein Land- und ein Stadtprojekt fest. Nach wie vor haben wir Grundsätze, ohne die wir das Projekt nicht realisieren wollen. Nach wie vor gliedern wir uns in verschiedene Teilprojekte.

Stadt-Land-Fluß soll kein abgehobenes idyllisches Projekt von Weltfremden werden, die nicht mehr über ihren Tellerrand sehen wollen und sich in ihrer selbstgeschaffenen Idylle zufrieden den Bauch streicheln. Wir wollen ein politisches Projekt sein, wir wollen in den Zusammenhängen, in denen wir jetzt leben und arbeiten, weiter präsent sein.

Stadt-Land-Fluß soll kein abgehobenes idyllisches Projekt von Weltfremden werden, die sich in ihrer selbstgeschaffenen Idylle zufrieden den Bauch streicheln. Wir wollen ein politisches Projekt sein, wir wollen dort, wo wir jetzt leben und arbeiten, weiter präsent sein.

Um nie den Bezug zur Realität zu verlieren, braucht das Landprojekt das Gegenstück in der Stadt – wer soll die Landeier sonst auf dem Laufenden halten, wo sollen sie sonst schlafen nach einer besuchten Bildungsveranstaltung, und wo sollen sie sonst ins Kino gehen? Außerdem kommt der größte Teil der ProjektmacherInnen aus Berlin, und die können und wollen den Kontakt zur Stadt nicht einfach abbrechen lassen. Und die StädterInnen haben viele nette Leute zum Urlaub machen und besuchen, zum Entspannen und Energie auftanken. Sicher ist, wir werden alle vom Austausch zwischen Stadt und Land profitieren, werden vielleicht gemeinsam projekttypische Streitereien besser meistern.

Unsere Grundsätze

Wir verstehen uns als politisches Projekt von Leuten, die versuchen, für sich und andere ein besseres Leben zu bauen. Wir werden versuchen, hierarchiefrei, gewaltfrei, ohne Sexismus und Rassismus zusammen zu leben, wir werden gemeinsam entscheiden und dabei die Schwierigkeiten des Konsensprinzips auf uns nehmen, wir wollen auf unserem Land oder in unserem Haus keine EigentümerInnen, nur NutzerInnen sein und bei allem unsere Ideen in die Öffentlichkeit tragen.

Unser Projekt gliedert sich in verschiedene Teilprojekte, die von den jeweiligen MacherInnen auch autonom und selbständig geleitet werden sollen. Wir wollen es schaffen, einen Mittelweg zwischen der Selbständigkeit und der Solidarität miteinander im Gesamtprojekt zu finden.

Vorangeschritten ist mittlerweile die Verwirklichung des „DS-Fonds“ (Arbeitstitel). Eben dieser soll unser Gelände, wenn wir uns denn für eines entschieden haben, kaufen und uns somit von der Last und den Gefahren des Eigentums befreien. Wir haben ihm schon zu ein wenig Geld verholfen, und er bildet sich jetzt als juristische Person.

Das Stadtprojekt

… entwickelt sich prächtig. Es gibt eine feste Gruppe von neun Menschen mit immer konkreter werdenden Vorstellungen über ihr Stadthaus. Sie wollen durch verschiedene Aktivitäten der Subsistenz näherkommen. So gibt es Pläne für ein Café, einen Laden und eine Werkstatt. Es wird eine Größenordnung von 60-80 Menschen zum gesellig-produktiven Zusammenleben angestrebt.

Das Landprojekt

… das sich ebenfalls prächtig entwickelt, gliedert sich in verschiedene Unterprojekte.

Gartenbau & Landwirtschaft besteht momentan aus drei Entschlossenen, die auf ihre Vermehrung hoffen. Eine breite Palette von Obst, Gemüse, Kräutern und Feldfrüchten wollen wir anbauen. Auch auf eine Klein- und Großviehhaltung, letzteres aber im begrenzten Umfang, haben wir uns geeinigt. Und alles in Bioland-Qualität. Überschüsse – das heißt wenn die LandbewohnerInnen was übrig lassen – sollen über einen Hofladen für das Stadtprojekt, für den Direktverkauf und wenn’s reicht für Abokisten bereit stehen.

Am Tagungs- und Gästehaus basteln drei Aktive. Hier findet Begegnung und Austausch statt, Bereicherung für uns und Wirkung nach außen. Von Bildungsseminaren über Theaterkurse bis hin zu einfachen Übernachtungen wird das Angebot reichen. Inhaltlicher Schwerpunkt soll die Beschäftigung mit emanzipativer, linker Politik sein.

Datschen- und Wagenburggruppe: Raus in’t Jrüne – davon träumen unsere KleingärtnerInnen. Auf unserm Gelände wird Platz für Erholungsuchende und ihre Hängematten sein, die sich nicht ganz von der Stadt lösen können oder wollen.

Alten-Wohn- und Gästehaus (Autonomes Altersheim): Schon lange gibt es eine Gruppe älterer Menschen, die im Projekt gemeinsam alt werden wollen – endlich genug Zeit haben, alles zu machen, was bis jetzt zu kurz kam (und auf die hoffentlich vielen Projektkinder aufpassen).

Eine Kantine/Kneipe wird für uns und unsere Gäste täglich warmes Essen anbieten und vielleicht auch einen öffentlichen Kneipentag gestalten. Weiterhin existiert eine Baugruppe aus lauter Fachpersonal, die sowohl bei der Landsuche als auch bei der Aufbauphase unverzichtbar ist. Im Projekt sind noch so viele Dinge vorstellbar, jedoch fehlt es noch an engagierten Herren und Damen, die diese verwirklichen wollen.

Die Landgruppe führt inzwischen konkrete Gespräche über ein Objekt nordöstlich von Berlin.

Thomas Janoschka


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