Aus DER RABE RALF Oktober/November 2023, Seite 1
Berlins Umweltverbände fordern die systematische Stabilisierung und Sanierung der bedrohten Kleingewässer
Das „Wassernetz Berlin“, ein Bündnis der Umweltverbände der Stadt, hat vor Beginn der Haushaltsberatungen im Umweltausschuss des Abgeordnetenhauses am 28. September einen Forderungskatalog und einen Maßnahmenplan zum Gewässerschutz an die demokratischen Fraktionen und an Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU) übergeben. Eine zentrale Forderung ist die Finanzierung eines Aktionsplans für den umfassenden Schutz von Kleingewässern und Grundwasser.
Der große Handlungsbedarf ist im Umweltausschuss des Parlaments durchaus bekannt, was auch schon zu ersten Schritten führte. „So war zum Beispiel die öffentliche Anhörung zur Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie in Berlin ein wichtiges Signal“, sagt Manfred Schubert von der Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz (BLN), die das Wassernetz trägt. „Nun sollte ein Aktionsplan folgen, um die bekannten Ursachen für die Verzögerungen im Gewässerschutz zu beheben.“
„Eine Pipeline zur Ostsee ist keine Lösung“
Keiner der Wasserläufe und Seen in Berlin erfüllt die eigentlich schon seit 2015 einzuhaltenden Umweltanforderungen der Wasserrahmenrichtlinie. Bisher fehlt in Berlin für viele praktische Gewässerschutzmaßnahmen das Geld. Die Umweltverbände fordern deshalb, die Einnahmen aus dem Grundwasserentnahmeentgelt zweckgebunden für den Schutz von Grundwasser und Oberflächengewässern einzusetzen.
Auch bei den Kleingewässern müsse gehandelt werden, mahnt Michael Bender von der Grünen Liga. „Im Berliner Stadtgebiet ist in den letzten Jahren der Wasserstand in zahlreichen Tümpeln, Pfuhlen und anderen Kleingewässern dramatisch zurückgegangen, viele sind komplett ausgetrocknet.“ Dies sei ein europaweit zu beobachtender Trend. Dagegen brauche es jetzt schlüssige Konzepte für Regenwasserbewirtschaftung und Grauwassermanagement und eine viel stärkere Verbreitung positiver Praxisbeispiele. Der Wasserexperte warnt zugleich vor Scheinlösungen. „Die Überlegungen, Wasser aus der Elbe überzuleiten oder gar eine Pipeline zur Ostsee zu bauen, verlagern die ökologischen Auswirkungen und Probleme lediglich in andere Regionen.“
Grundwasser bei der Planung mitdenken
„Bisher wenig berücksichtigt wurde der Schutz des Lebens im Grundwasser, obwohl intakte Grundwasserökosysteme für die gute Qualität unseres Trinkwassers unabdingbar sind“, ergänzt Maria Avramov vom BUND Berlin. „Die Befunde in unserem aktuellen bürgerwissenschaftlichen Projekt zeigen erneut, dass der Berliner Untergrund vielerorts mit bislang kaum erfassten Gewässerorganismen besiedelt ist.“ Entsprechend wichtig sei es, Grundwasserökosysteme etwa auch in die städtebaulichen Planungen an der Oberfläche einzubeziehen. Der BUND fordert einen Masterplan „Lebendiges Grundwasser“ und eine Art Grundwasser-Agentur, die die Planungen zum Management der unterirdischen Gewässer mit Beteiligung der Bevölkerung organisiert.
Paula Mittler
Weitere Informationen: www.wassernetz-berlin.de