Beim Kesselberg brennt’s

Aus DER RABE RALF April/Mai 2020, Seite 21

Das Ökologische Kulturzentrum Kesselberg vor den Toren Berlins braucht Hilfe

Der ausgebrannte Dachstuhl. (Foto: Kai Simon/​Ökologisches Kulturzentrum Kesselberg)

Schon seit 2003 wird der Kesselberg bei Neu Zittau von Menschen unterschiedlichster Herkunft, Lebensweisen und Weltansichten belebt, die sich zu einem Verein zusammengeschlossen haben. Das Kulturzentrum Kesselberg ist ein ökologischer und kreativer Raum für Kinder und Erwachsene. Selbstbestimmt und eigenständig kann sich jeder die Freiheit nehmen, die er braucht, um seine Ideen in die Realität umzusetzen. Um einen guten Rahmen für ein Projekt mit solch offenen Strukturen zu bewahren, braucht es viel Toleranz. Umso wichtiger ist es aber auch, als Gruppe und Verein zusammenarbeiten zu können.

Ein Verein mit Vielfalt

Dass die Menschen vom Kesselberg genau dazu in der Lage sind, zeigt der Erfolg unzähliger Projekte. In den Kreativräumen, zu denen die Fahrrad-, Holz-, Metall- und Nähwerkstätten gehören, wird fleißig gebastelt, und heraus kommen beispielsweise die liebevoll gestalteten Bauwägen, Lehmbauten oder Metallskulpturen, restaurierte Autos und vieles mehr.

Zusätzlich verfügt der Verein über ein mobiles Sägewerk und eine Kleiderkammer. Doch auf dem Kesselberg kann man sich nicht nur im Handwerk austoben: Erholung kommt auch nicht zu kurz. Um einen Ausgleich zu bieten, stehen Yoga- und Meditationsraum, Sauna, Bibliothek, Dancehall und bald eine Skatehalle zur Verfügung. Es ist also an alles gedacht, um eine Wohlfühlatmosphäre und einen Ort für Begegnung zu schaffen.

Auf Enkeltauglichkeit ausgerichtet

Nachhaltigkeit spielt auf dem Gelände eine große Rolle. Seit einiger Zeit wird an einer Photovoltaik-Anlage gearbeitet. Auch die Wiederinstandsetzung der Solarthermieanlage und der beiden Windmühlen ist geplant.

Das Herzstück der Vereinsarbeit ist jedoch die Pflege des Waldes am Kesselberg. Der Kiefernforst soll wieder zum Mischwald werden. Jedes Jahr werden Bäume und Büsche gepflanzt und an den Rändern Benjeshecken angelegt und erweitert. Bis jetzt wurden mehr als 90 verschiedene Arten angepflanzt. Lichtungen verwandeln sich Stück für Stück in Waldgärten. Außerdem wird Terra preta, ein fruchtbarer Gartenboden, hergestellt.

Für das Gelände wurde ein umweltfreundlicher Kreislauf entwickelt: Das eigene Brunnenwasser wird nach Gebrauch in einer ganz speziellen Pflanzenkläranlage gereinigt, bevor es wieder in die Erde versickert, Komposttoiletten tragen zum Humusaufbau für den in der Region verbreiteten extrem nährstoffarmen Sandboden bei. Der Wunsch nach einer hohen Artenvielfalt motiviert die Menschen vom Kesselberg zu all der Arbeit. Der jährliche Zuwachs von Insekten und Vögeln ist der Dank dafür.

Hilferuf

In der Nacht vom 19. zum 20. Dezember 2019 brannte der Dachstuhl des Hauptgebäudes auf dem Kesselberg vollständig ab – übrig geblieben ist nur Schutt, Asche und Arbeit. Dank der Freiwilligen Feuerwehr breitete sich der Brand glücklicherweise nicht weiter aus und sowohl Menschen als auch Tiere blieben unverletzt.

Nachdem der Schock überwunden ist, geht es jetzt darum, das Gebäude wieder instand zu setzen. Zudem müssen die Vereinsmitglieder die gesamte Gebäudestruktur überprüfen und gegebenenfalls modernisieren. Bis zum Brand war der Kesselberg autark und jede finanzielle Hürde wurde privat gemeistert. Doch die Herausforderungen, die jetzt auf den Verein zukommen, übersteigen seine eigenen Kapazitäten sowohl in fachlicher als auch finanzieller Hinsicht. Deswegen rufen die Kesselbergleute zur Hilfe auf:

„In erster Linie brauchen wir Geld. Aber auch Fachkenntnisse sind gefragt, sowohl für den Wiederaufbau unseres Hauptgebäudes und die Löschbrunnensanierung als auch für die parallel anstehenden Arbeiten an den anderen Gebäuden. Momentan benötigen wir fachliche Unterstützung in den Bereichen Brunnensanierung, Gebäudestatik und Heizsysteminstallation. Falls etwas davon euer Fachgebiet ist und ihr Kapazitäten habt, nehmt gerne Kontakt zu uns auf. Auch Materialspenden sind uns willkommen – da sich der Bedarf hier aber immer wieder ändert, freuen wir uns auch hier über eine Mail vorab.“

Rebecca Lange

Weitere Informationen:
www.kesselberg.info
Tel. 03362 / 887303


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