Mehr Windräder in Berlin

Aus DER RABE RALF Oktober/November 2023, Seite 7

Naturschutzbund fordert klare Regeln, um Klima- und Artenschutz zu verbinden

Klimaschutz soll nicht auf Kosten von Artenschutz gehen. (Foto: Sebastian Hennigs/​NABU)

Der Stadtstaat Berlin will die Windenergie ausbauen. Denn das Windenergieflächenbedarfsgesetz sieht vor, dass jedes Bundesland im Jahr 2032 zwei Prozent seiner Fläche für Windkraft nutzt. 450 Hektar Berliner Landesfläche müssten dafür freigegeben werden. Bislang gibt es lediglich sechs Berliner Windräder, sieben weitere sind laut Auskunft der Senatsverwaltung für Wirtschaft in Bau oder Planung. In Brandenburg stehen derzeit rund 4.000 Windenergieanlagen. Doch die Erhöhung der Windenergieproduktion ist in Berlin nicht einfach, denn es herrscht Platzmangel.

Deshalb hat der NABU Berlin nun Forderungen aufgestellt, um den Artenschutz auch beim Ausbau der Windkraft in der Stadt zu gewährleisten. „Wir brauchen eine Energiewende, die Klima- und Naturkrise gleichermaßen berücksichtigt und die wertvollen Naturgebiete, die wir noch haben, schont“, argumentiert der Naturschutzbund. Der Schutz der Tierwelt dürfe nicht zurückgestellt werden.

NABU fürchtet um bedrohte Tierarten

Wie hoch die Zahl der durch Windräder getöteten Tiere tatsächlich ist, ist umstritten. Fest steht, dass die bis zu rund 400 km/h schnellen Rotorblätter der Windräder eine tödliche Gefahr für fliegende Tiere sein können. Am häufigsten werden Vögel, Fluginsekten und Fledermäuse von Windrädern getötet, darunter auch gefährdete Arten.

Der NABU fordert insbesondere, keine Windkraftanlagen in Wäldern und Forsten zu errichten. Tatsächlich ist der Bau von Windrädern in den Berliner Forsten bislang nicht ausgeschlossen. In einer Senatssitzung im Mai 2022 verwies die damalige Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) auf den Platzmangel in der Metropole. Die Rodung größerer Waldflächen könnte sich aber gerade auf Fledermaus- und Vogelpopulationen fatal auswirken. Berlins Wälder sind außerdem für viele Menschen einer der raren Ruhe- und Erholungsorte.

Windräder in Gewerbegebieten aufstellen

Eine Lösung könnte sein, auf sogenannte stark vorbelastete Flächen zurückzugreifen. Durch das Aufstellen von Windrädern an Verkehrsflächen und in Gewerbegebieten könnte man artenreichen Arealen weitestgehend ausweichen. Bislang gibt es in Berlin auch keine einheitlichen Mindestabstände für Windkraftanlagen zu Naturschutz- und Natura-2000-Gebieten. Der NABU spricht sich für einen Abstand von 500 Metern zu diesen Lebensräumen aus. Für die Bebauung mit Windrädern sollen nicht nur diese Gebiete tabu sein, sondern auch im Landschaftsprogramm vorgesehene zukünftige Schutzgebiete.

Auch Abschaltzeiten für die Windräder zur Hauptaktivitätszeit von Fledermäusen und Vögeln könnten die Gefährdung erheblich verringern. Grundsätzlich möchte der NABU erreichen, dass Stadtstaaten wegen ihrer knappen Flächen nicht wie andere Bundesländer behandelt werden. Für eine möglichst effiziente und nachhaltige Energieversorgung solle Berlin mit anderen Stadtstaaten die Initiative ergreifen. Anstelle starrer Flächenvorgaben für Windkraft  sollten die zu erbringenden Megawatt berücksichtigt werden. Auch die anderen regenerativen Energiequellen dürften nicht vergessen werden, mahnt der NABU. In Berlin gebe es genügend Dachflächen, um die Stromproduktion durch Photovoltaik oder auch Kleinwindräder erheblich zu steigern.

Maja Schmidt

Weitere Informationen: www.berlin.nabu.de/windkraft

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