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„Pig Business“ Buchvorstellung

10. November 2022 | 19:00 - 22:00

Genetisch steht uns das Schwein sehr nahe. Schweine sind intelligente und soziale Tiere. Als „lokales Schwein“ in kleinbäuerlicher Hinterhofhaltung lebte es in einem Win-Win-Verhältnis mit dem Menschen. Hier hatten die Schweine Bewegungsfreiheit, um ihre Eigenarten wie Wühlen oder Spielen auszuleben, waren in Gruppen zusammen und wurden weder kastriert noch kupiert. Anders das „globale Schwein“ der heutigen weltweiten Fleischindustrie. „Bei der Stallfütterung nimmt das Mastschwein seine Tagesration in 5 Minuten auf und langweilt sich die restliche Zeit zu Tode“, schreiben die Autoren der von Rudolf Buntzel verantworteten Publikation „Pig Business. Vom Hausschwein zum globalen Massenprodukt“.

 

Diese Zustände sind freilich nicht Ergebnis von reiner Willkür und Gedankenlosigkeit, sondern Elemente eines fast zwangsläufigen Systems, in dem die ökonomischen Bedingungen globalisierter Produktions- und Handelspraktiken wenig Spielräume lassen. Der Effizienzdruck in diesem System führt u.a. zu einer starken genetischen Verarmung und Konzentration auf fünf Topschweinerassen, zu hohem Antibiotikaeinsatz, zu Stickstoffüberdüngung landwirtschaftlicher Flächen und zur Verstärkung von Treibhauseffekten. Hinzu kommen die immensen Verluste der Umwandlung pflanzlicher Nahrungsmittel in tierische, „einfach aufgrund der Tatsache, dass die Konversion von Energie in Form von getreidehaltigen Futtermitteln zu tierischen Produkten einer teilweisen Vernichtung gleichkommt… Tierische Produkte tragen 13 Prozent zur Energiezufuhr der menschlichen Ernährung bei, aber zur Herstellung wird 50 Prozent der Weltgetreideproduktion aufgewandt“.

 

Dennoch steigt weltweit die Nachfrage nach Fleisch, vor allem in den Niedrig- und Mitteleinkommensländern. Und obwohl der Konsum von Schweinefleisch pro Kopf in Europa und den USA seit Jahren sinkt, nehmen hier gleichzeitig die Produktionskapazitäten beständig zu – und speisen den Export. Die Autoren von „Pig Business“ analysieren die weltweiten Dynamiken des Schweinefleisch-Marktes: „Diese gegenläufigen Entwicklungen in Asien und Europa/Nordamerika kennzeichnen die in den letzten Jahren stark expandierten Welthandelsströme von Schweinefleisch: Vor allem Europa exportiert seine Produktionsüberschüsse zunehmend nach Asien.“

 

Seit im Sommer 2021 der Lebensmittelhändler Aldi verkündet hat, bis 2025 kein Frischfleisch mehr zu verkaufen, das nur dem niedrigen Tierwohlstandard von Stufe 1 entspricht, und darüber hinaus ab 2026 ein Drittel sowie ab 2030 das gesamte Frischfleisch von Tieren aus Außenstall-/Auslaufhaltung oder Biozertifizierung (Stufe 3 oder 4) zu beziehen, erwarten die Autoren einen „Durchbruch“. Sie schreiben: „Es ist keine Prophetie vorherzusehen, dass sich mindestens in Deutschland die Konsumnachfrage und die Tierhaltung stark verändern werden. Das ehemals kleine alternative Schweinesystem wird aus der Nische heraustreten und eine wirkliche gesellschaftliche und ökonomische Alternative neben dem globalen Schwein bilden können“.

Details

Datum:
10. November 2022
Zeit:
19:00 - 22:00

Veranstalter

Stratum
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Veranstaltungsort

Stratum Lounge, Boxhagener Str. 16, 10245 Berlin